Review

Die Koreaner produzieren eigentlich mit einer traumwandlerischen Sicherheit die schönsten Melodramen. So war es wenigstens in der Vergangenheit ; schon 2004 gab es manche leichte und durchschnittliche Kost und auch das erste Melodram aus dem Jahr 2005 enttäuscht eher als es begeistert. Der Knackpunkt scheint für mich der Mangel an Neuerungen und die immer wieder gleichen Strickmuster. Die dahinraffende Krankheit oder der fatale Unfall ist auch aus den unzähligen TV-Serien bekannt ; auch in vielen Melodramen im Kino wird darauf immer wieder zurückgegriffen. Bei den romantischen Darstellungen musste immer wieder der Schnee herhalten, daneben hat der übergrosse Teddybär in Südkoreas Romanzen Hochkonjunktur. Wenn es mal nicht schneit, dann regnet es wenigstens und der gemeinsame Regenschirm bietet die romantische Grundlage für einen verträumten Spaziergang zu zweit. Auch der Sternenhimmel war und ist immer noch beliebt, die Sternschnuppe als Mittel zum zu erfüllenden Wunsch bleibt ebenfalls ein probates Mittel im romantischen Kino.
Wenn jetzt aber ein Film nicht nur eine schlecht zu vermittelnde Story besitzt, sondern auch in geradezu frecher Weise alle diese vorher genannten Punkte förmlich abarbeitet um Stimmungen zu erzeugen, dann landet er trotz einer süssen Hauptdarstellerin nur bei gnädigen 5 Punkten.

Das Waisenkind Cha Young-mi ( gespielt von Ha Ji-won ) hat es im Leben nicht gut getroffen. Ihre Eltern sind früh verstorben und für die Universität fehlt eigentlich das Geld. Young-mi allerdings ist strebsam und warmherzig, sie ist genügsam und sparsam und will ihre Studiengebühren gerade bezahlen als sie erfährt, dass dies schon ein nobler Wohltäter für sie erledigt hat. Dieser anonyme Gönner schickt ihr Schuhe und sonstige Geschenke und fördert sowohl ihre Ausbildung, als auch ihren beruflichen Erfolg. Obwohl mehrfach versucht, lässt er sich nicht identifizieren. Young-mi nennt ihn einfach ihren "Daddy-Long-Legs" und beginnt diese Geschichte in Briefen festzuhalten.
Auch als Young-mi als neue Autorin für einen Radiosender anfangen darf, scheint ihr Gönner sie stets zu beobachten. Zuerst wird sie misstrauisch abgelehnt, doch sie findet durch ihre gewinnbringende Art schnell Freunde und reichlich Hilfe ; daneben vermarktet sie praktisch ihre "Daddy-Long-Legs"-Geschichte als erfolgreiches Thema der Radioshow und wird gefeiert und akzeptiert. So freundet sie sich mit ihrer Kollegin Kang Jong-jong ( gespielt von Shin Yi ) an und bekommt, da sie die Morgensendung vorbereiten muss und eine lange Busanfahrt hat, von ihrem Chef PD Lee ( gespielt von Jeong Joon-ha ) eine freie Wohnung angeboten. Die eigentliche Bewohnerin sei krank und auf unabsehbare Zeit nicht in der Stadt. Schnell zieht auch die Freundin Jong-jong zu ihr und die Welt scheint in Ordnung.
Eines Abends benutzt Young-mi den PC der abwesenden Bewohnerin und bekommt eine merkwürdige Mail. Diese hat die kranke Frau vor einem Jahr an sich selber adressiert und sie scheint sich damit an eine unerfüllte Liebe erinnern zu wollen. Durch die Krankheit verliere sie ihr komplettes Gedächtnis und deshalb kommen in kurzen Abständen weitere Mails, die Young-mi nähere Einblicke in diese Liebesgeschichte gewähren. Der gemeinte Mann muss ein Arbeistkollege gewesen sein und muss nie von der Liebe erfahren haben. Young-mi versucht ihn allerdings erfolglos ausfindig zu machen.
Sie findet allerdings in dem Bibliothekaren Kim Joon-ho ( gespielt von Yeon Jeong-hun ) einen guten Freund. Die beiden kommen sich zwar sehr langsam aber stetig immer näher und es entwickelt sich eine Romanze zwischen beiden.
Weiterhin sucht Young-mi ihren anonymen "Daddy-Long-Legs" ; wie passen die Mails und die Liebesgeschichte der Wohnungsbesitzerin da hinein und spielt vielleicht der Bibliothekar Joon-ho dabei eine Rolle?

Eines muss man bei aller Kritik oder Enttäuschung offen zugeben, "Daddy-Long-Legs" ist schön gefilmt und die Hauptrolle mit Ha Ji-won zuckersüss besetzt. Doch die Geschichte fesselt einfach nicht und obwohl alle Zutaten für ein herzerweichendes Melodram vorhanden sind, blieben bei mir beide Augen einfach trocken. Der Film greift leider auf die schon durchgespielte Krankheit aus "A Moment to remember" zurück und bringt die Problematik nichtmal halb so gut auf den Bildschirm. Daneben mangelt es ganz deutlich an Innovationen, nichts kommt mal überraschend sondern jede Szene im Film scheint der Retorte entsprungen zu sein. Wenn man koreanische Melodramen mag und einige gesehen hat, kommt es immer wieder zu Déjà vu-Erlebnissen. Soviel zur nicht vorhandenen Eigenständigkeit des Films.
Die Musik ist ebenfalls typisch für koreanische Melodramen ; man greift auch hier auf Klavier und Streicher zurück und zusammen mit leidlich bekannten Posen wird extrem dick aufgetragen. Manches mutet schon kitschig an und die Grenze zur Ärgerlichkeit ist in einigen Szenen sehr schmal. Ich liebe koreanische Melodramen, doch liebe Filmemacher bitte bitte sorgt entweder für innovative oder auch revolutionäre Elemente in euren kommenden Filmen. Den x-ten Klon einer auf 20 Folgen ausgewälzten TV-Serie als Kinofilm braucht wirklich niemand mehr.
Somit ist die an den gleichnamigen Roman von Jean Webster angelehnte Verfilmung von vorne bis hinten durchschnittlich. Nach "Love so Divine" schon der zweite Film hintereinander der für Hauptdarstellerin Ha Ji-won keinen Schritt nach vorn bedeutet. Sie sollte sich für die Zukunft besser mehr Qualität als Quantität aussuchen und mehr auf ihre Rollen achten. Nur wegen ihrer wirklich guten Darstellung der Young-mi bekommt der Film von mir gerade noch 5 Punkte.

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