Die junge Bibliothekarin Maria leidet unter der psychischen Krankheit "Borderline-Syndrom". Sie kämpft mit innerer Leere, Misstrauen und Unsicherheit, verletzt sich selber, indem sie sich die Arme aufschneidet, stürzt sich in Alkohol- und One-Night-Stand-Exzesse und lässt sich von einem reichen Schnösel als Sexobjekt missbrauchen, schafft es aber aufgrund ihrer psychischen Defizite nicht, sich von diesem zu lösen. Als sie sich endlich richtig in einen netten Studenten verliebt, der sich von ihrem Verhalten nicht abschrecken lässt und ihr helfen möchte, scheint sich alles zum Guten zu wenden, doch ihre Krankheit erweist sich als übermächtig.
Dieser Film eines Kölner Regisseurs nimmt sich eines heiklen Themas an, welches den Weg ins deutsche Kino bislang nicht gefunden hat und trägt hoffentlich dazu bei, daß einige Leute mehr erfahren, was es mit der schlimmen psychischen Erkrankung "Borderline" auf sich hat.
Aber auch unabhängig von diesem lobenswerten Vorhaben ist "Allein" für mich einer der besten deutschen Filme seit langem. Grund dafür ist, daß der Regisseur es geschafft hat, einen Problemfilm zu drehen, der seiner ernsten Thematik völlig gerecht wird, aber dennoch zu unterhalten weiß. Und dies hinzukriegen und dabei großartig die Balance zu halten, war wirklich keine leichte Aufgabe, denn einerseits möchte ja kaum jemand im Kino einen reinen Problemfilm sehen, aber ja auch nicht einen Film, welcher sein ernstes Thema verharmlost.
Und der andere Trumpf dieses Films ist die Hauptdarstellerin Lavinia Wilson, welche beweist, daß sie DIE Nachwuchsschauspielerin der Stunde ist. Sie sieht nicht nur atemberaubend gut aus, sondern bringt alle Gesichter der Hauptfigur Maria glänzend zum Vorschein: mal zu Tode betrübt, dann wieder lieb und süß und dann wieder selbstzerstörerisch und verzweifelt.
Zu einem Blockbuster wurde der Film wie zu erwarten aufgrund seines ernsten Themas nicht, aber er hat es mehr als verdient, spätestens nach der überfälligen Veröffentlichung auf DVD noch viele Betrachter zu bekommen.
Ein deutscher Film hat mich schon lange nicht mehr so berührt, deshalb 9 Punkte.