Review

Da mich TROMA in letzter Zeit immer häufiger positiv überrascht hat und mich die begeisterten Reviews zu diesem Streifen heiß gemacht haben, hab ich's mal riskiert und mir den neuesten, von vielen lang herbeigesehnten vierten Teil der TOXIC AVENGER -Reihe ins Haus geholt.

Gleich zu Beginn outet sich CITIZEN TOXIE als "The Real Sequel"...
"Fein", hab ich gedacht, "dann trifft sich's ja ganz gut, dass ich um Teil 2 und 3 bisher immer einen Bogen gemacht hab" (ob gewollt und ungewollt kann ich nicht sagen).
Mir war also durchaus noch die Geburtsstunde des troma-schen Kult-Mutanten geläufig, auch wenn ich der Meinung war, und eigentlich immer noch bin, dass um diesen Streifen viel zu viel Trara gemacht wird.
Okay, Toxie ist schon irgendwie cool und kultig, aber nie hätte ich mich als großer Fan der Reihe bekannt.

Gut. DVD also eingelegt und mich auf die Couch geflackt.
Nach ca. ner viertel Stunde saß ich mit breitem Grinsen vor der Glotze und traute meinen Augen kaum.
Was Lloyd Kaufman (Toxies Vater und Troma's Angestellter des Monats seit den 80ern) hier bereits zu Beginn für ein FX- und Splatter-Feuerwerk abfackelt, kam schon fast meinen Vorstellungen von einem Paradies gleich.
Zerquetschte Köppe, rausgerissene Gedärme, abgetrennte Extremitäten... dies gepaart mit Witzen über Behinderte, Schwule, Stuhlgang, Gott und Drogen ergeben einen dermaßen abartig-derben Debilo-Anarcho-Fäkal-Humor, wie er in dieser drastischen Form selbst im Hause "Troma" noch nie zuvor zu sehen war.

Bereits die ersten 15 Minuten von CITIZEN TOXIE sind so splatter-haltig wie die ganze "Evil Dead"-Trilogie und gewiss so versaut wie alle "Schulmädchen-Reporte" zusammen.
Dieser Streifen scheißt einfach (buchstäblich!) auf alle Tabus, er kennt in moralischer Hinsicht einfach keinerlei Grenzen und wer sonst nur Hollywood-Mainstream-Kacke konsumiert, wird nach dem Betrachten dieses dreckigen Filmchens garantiert das Bedürfnis haben sich die Augen zu desinfizieren.
... Omas, die vom Auto überfahren werden und die dann noch zermatscht auf der Straße liegend in die Hose scheißen...
... White Trash, der einen Schwarzen an ein Auto bindet und diesen dann zu Tode schleift bis nur noch sein Kopf übrig bleibt...
... windeltragende Erwachsene, denen ihre eigene Scheiße ins Gesicht geschmiert wird...
... - das alles und noch viel mehr Moralbrüche und norm-feindliche Ausschweifungen (wie die Tatsache, dass alle weiblichen Darsteller ausschließlich auf die Größe ihres Vorderbaus reduziert werden) werden einem hier auf schmackhafteste Art und Weise zubereitet serviert.
Allerdings muss man schon eine sehrsehr spezielle Art von Humor haben, um das, was hier abgeht noch als "lustig" zu identifizieren.
Leute, die leicht erregbar sind, wenn ein Film mal nicht ganz so "moralisch-korrekt" verläuft, sollten also dringenst die Finger hiervon lassen...

Und ganz nebenbei: die Splatter-Effekte und auch die vielen Monster-Kostüme sind zwar schon echt trashig, machen aber auch ganz schön was her...
Auf comic-haft überzeichnete Art und Weise wird hier jeder Kill mit fast schon kindlicher Freude und viel Liebe zum Detail abzelebriert.
Der ganze Streifen zeichnet sich eigentlich sehr durch über-agierende Darsteller und eben eine überzeichnete, grell bunte Optik aus, so dass CITIZEN TOXIE eher einem Comic-Strip, als einem Film gleichkommt.

Aber Moment mal..., jetzt hab ich glatt noch kein einziges Wort über die Story an sich verloren...
... was allerdings auch seinen Grund hat, denn: die Handlung ist, wie in den meisten Trashfilmen (... und CITIZEN TOXIE ist einer der schlimmsten Sorte...) mal wieder ziehmlich dürftig.

Durch eine Explosion wird Toxie, der stadtbekannte und beliebte Superheld von Tromaville, in ein Parallel-Universum katapultiert, wo irgendwie alles anders ist als in Toxies Heimatstadt.
Im Gegenzug wird Toxies "böses Ich", ein Evil-Toxie nach Tromaville gebeamt, wo dieser zusammen mit einem sadistischen Nazi-Neger für Chaos und Unruhe sorgt...

So die Story also im Groben.
Zwar ist CITIZEN TOXIE nicht nur derb und pervers, wenn gemetzelt wird, sondern hat auch so noch viele hirnverbrannte Ideen parat (z.B. der Kampf zweier Föten im Mutterleib).
Wenn's aber darum geht Spannung oder Handlung aufzubauen, versagt der Streifen auf ganzer Linie.
Die Handlung ist nämlich nicht nur übelst blöd, sondern auch teilweise völlig unverständlich und extremst sinnlos, und langweilt daher phasenweise.
Nach oben erwähnter schlachtfestartigen ersten viertel Stunde liefert der Film noch ein paar verstreute Effekte und macht dann erstmal ziehmlich lang Pause, in der er versucht eben besagte Handlung aufzubauen, wo sich aber dann nur eben besagte Langeweile breitmacht.

Echte Troma-Fans kann das aber wahrscheinlich nicht abschrecken und sollte es auch keineswegs. Story-technisch waren ja die meisten Troma-Streifen, wie soll ich sagen... nicht ganz so ausgereift (siehe FROSTBITER und EVIL CLUTCH) und hatten dennoch ihren Unterhaltungswert.
So also auch hier. Story mies, Fun-Faktor gewaltig.

Als besonderes Schmanzerl haben hier noch Lemmy von Motörhead und die kleine, fette Porno-Legende Ron Jeremy Gastauftritte.
Sehr gefreut hab ich mich auch über ein Wiedersehen mit "Sgt. Kabukiman N.Y.P.D.", der, neben anderen albernen Superhelden wie "DolphinMan" und "Master Baiter", an Toxies Seite gegen das Böse kämpft.

So, jetzt reicht's aber langsam wieder...
Mein Fazit also:
Von der Derbheit des Humors und von der Gewaltdarstellung her ist CITIZEN TOXIE Tromas bis dato krassestes Machwerk.
Ganz nach den Mottos "Gewalt ist geil!" und "Meucheln macht Spaß!" wird hier harter Splatter mit einer gehörigen Portion hirnlosem und echt ekligem Debilo-Humor der Sorte "Ich lach', du stibts!" vermengt.
Was dabei rausgekommen ist, ist ein comichaftes und radioaktiv-verseuchtes Fun-Gore-Happening, welches jedem Freund des schlechten Geschmacks vorzüglichst munden dürfte.
Und auch wenn die miese, oft langweilende Story den Spaßgehalt ein bisschen schmälert, ist CITIZEN TOXIE definitiv genau der richtige Film für jeden Karfreitag, jeden Kindergeburtstag, jeden 11. September und jeden Bier-Abend.

Reinschau'n und abkacken!
Ein pervers-geiles Filmvergnügen.

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