Randolph Carter (Mark Kinsey Stephenson) hat Blut geleckt. Nachdem es ihm mit einem Spruch aus dem Necronomicon gelungen ist, die mörderische Kreatur aus dem Winthrop-Haus zu bannen, setzt der etwas verschrobene aber engagierte Student der Miskatonic University alles daran, das Geheimnis um Alyda zu lüften und deren widernatürliche Existenz der Welt zu beweisen. Der Direktor der Universität, Chancellor Thayer (David Warner), verweigert ihm zwar die Unterstützung, aber der Gelehrte Professor Warren (John Rhys-Davies) ist nach anfänglichem Zögern Feuer und Flamme für das Vorhaben. Gemeinsam klettern sie durch einen Grabstein ins verzweigte Tunnelsystem unter dem Winthrop-Haus, während Carters Freund Eliot Howard (Charles Klausmeyer) oben Schmiere steht. Tatsächlich gelingt es ihnen, die gefangene Kreatur (Katrin Alexandre) aufzuspüren. Diese wurde ja am Ende von The Unnamable von lebendigen Wurzeln attackiert und in die Tiefe gezogen. Anstatt sie jedoch zu töten, wagen sie ein gefährliches Experiment. Durch einen einfachen Trick gelingt es ihnen, das dämonische Wesen, welches vor etwa dreihundert Jahren von Joshua Winthrops Tochter Besitz ergriff, von Alyda (Maria Ford) zu trennen. Das nackte Mädchen ist verständlicherweise verängstigt und verstört, faßt aber schnell Vertrauen zu ihrem Retter und weicht fortan nicht von seiner Seite. Außerdem lernt sie schnell und überrascht Carter u. a. damit, daß sie die alte Sprache Cthulhu spricht. Zu seinem und Professor Warrens Leidwesen muß Carter allerdings erkennen, daß der Dämon keineswegs vernichtet ist. Doch ihm läuft die Zeit davon; er muß sich schnellstens wieder mit Alyda vereinigen, ansonsten erlischt seine Existenz. Bei der Jagd nach Alyda tötet er alles, was sich ihm in den Weg stellt.
The Unnamable II: The Statement of Randolph Carter läßt einiges von dem vermissen, was den 1988 entstandenen Vorgänger ausgezeichnet hat. Das Gothic-Horror-Flair, die daraus resultierende Gruselstimmung, die gelungene Szenenausleuchtung im Winthrop-Haus, die deftigen Gore-Momente, das alles hat man für die Fortsetzung fallengelassen. Andererseits jedoch macht Regisseur Ouellette auch vieles richtig und besser. Die Geschichte ist diesmal weit mehr als eine bloße Slashertorte mit Monsterglasur, die Verpflichtung der beiden Stars John Rhys-Davies und David Warner verleiht dem Film etwas Klasse, Mark Kinsey Stephenson rückt mit seiner Figur des Randolph Carter ins Zentrum des Geschehens, die eindrucksvolle Kreatur, nach der Trennung von Alyda gespielt von Julie Strain (Six Foot One and Worth the Climb), hat deutlich mehr Screen Time, und die wunderbare Maria Ford ist als Alyda das emotionale Herzstück des Streifens. Dieses fragile, elfenhafte Fräulein, welches aus einer anderen Zeit stammt, hat eine dermaßen schwermütige, schutzbedürftige und bezaubernde Ausstrahlung, daß ich nicht anders konnte, als es sofort ins Herz zu schließen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, daß es The Unnamable II war, der mich zum Fan dieser Aktrice werden ließ. Hier macht sie einen brillanten Job, verschmilzt mit ihrer Figur so sehr, daß ich mir jemand anderen in dieser Rolle beim besten Willen nicht vorstellen kann. Außerdem sorgt sie für reichlich Haut, da sie einige Zeit völlig nackt agiert, wobei ihre langen, bis zum Po reichenden Haare ihre wohlgeformten Rundungen dezent umschmeicheln (ich würde ja liebend gerne die Outtakes sehen, wo die Haare nicht so fallen, wie sie sollen). So hinreißend wie in diesem Film war Maria Ford (Stripped to Kill II: Live Girls, Angel of Destruction, u. v. m.) leider nie wieder.
Im Vergleich zum recht ernst angelegten Vorgänger ist hier die Grundstimmung wesentlich lockerer. The Unnamable II ist zwar bei weitem keine Horrorkomödie, wie manchmal fälschlicherweise behauptet wird, aber hier stehen eindeutig Spaß, Unterhaltung und Action im Vordergrund. Neben diversen humorigen Momenten (göttlich: der nicht gerade einfache Versuch, die nackte Alyda einzukleiden!) und einer Handvoll coolen Sprüchen ("Oh, great, she's a bitch!") ist der Streifen flott und gefällig inszeniert und erstaunlich kurzweilig. Der Bodycount ist sehr hoch, und die Attacken der Kreatur sind nicht gerade unblutig, aber den Goreszenen geht diesmal die grimmige Härte des ersten Teils ab. Die dämonische Kreatur, entworfen und umgesetzt von R. Christopher Biggs, beeindruckt erneut, allerdings fand ich sie im ersten Teil etwas effektiver und unheimlicher und, nun ja, irgendwie "echter". Während der Vorgänger im Prinzip noch mit einem Schauplatz auskommen mußte, konnte Ouellette hier auf mehrere Locations zurückgreifen, was immerhin für etwas Abwechslung sorgt. Mark Kinsey Stephenson und Charles Klausmeyer geben ein sympathisches Helden-Duo ab, wobei vor allem ersterer glaubwürdig agiert und seiner Figur ein paar eigenwillige Ecken und Kanten verleiht. Herausragend ist, wie bereits erwähnt, Maria Ford. Ihrer Performance ist es zu verdanken, daß der tragische Aspekt der Geschichte wesentlich mehr berührt als es in vergleichbaren Creature Features der Fall ist. Da die Kurzgeschichte The Unnamable kaum mehr etwas hergab, griff Ouellette zusätzlich auf Lovecrafts The Statement of Randolph Carter aus dem Jahre 1919 zurück. Gezwungenermaßen mußte man jedoch die schöne Schlußpointe der Story fallen lassen, da die Kreatur - abgesehen vom ein oder anderen hingekrächzten "Ähleihdah" - nicht spricht. The Unnamable II: The Statement of Randolph Carter ist ein schönes, gelungenes und unterhaltsames Monster-Movie, das die Ereignisse des Vorgängers aufgreift, weiterspinnt, dabei neue Wege beschreitet und nie vergißt, seinen Charme spielen zu lassen. Wenn das nur alle Sequels tun würden.