Arbeitslosigkeit ist ein sehr zentrales Thema in der heutigen Zeit. Constantin Costa-Gavras beleuchtet in "Die Axt" die Ursache - den wirtschaftlichen Liberalismus - aus einem sehr speziellen Blickwinken. Er stellt ihn in ca. 120 min. gnadenlos an den Pranger. Costa-Gavras zeigt schonungslos, was dieses Profitdenken aus den Menschen macht, wie hoffnungslos sie in die Ecke getrieben werden. Er weißt darauf hin, dass ein Menschenleben in der heutigen Marktwirtschaft - egal welche Verdienste es hat oder wie hart und lang es für die Firma gearbeitet hat - nichts mehr wert ist...
Sein Hauptdarsteller Bruno Davert (José Garcia) ist eben dieses "Arbeitstier". 15 Jahre im selben Betrieb, Führungspersönlichkeit und absolut kompetent, wird Bruno aus Gründen der Gewinnoptimierung und der damit verbundenen Rationalisierung und Umstruckturierung im besten Alter von knapp über 40 Jahren auf die Straße gesetzt. Ausgestattet mit 15 Monatsgehältern ist er zuversichtlich bald eine neue Arbeit zu finden, er ist ja hochgradig qualifiziert. Dies wird ihm allerdings zum Verhängnis, denn er ist für fast alle Jobs überqualifiziert.
Als Bruno nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit in ein tiefes Loch fällt und seine Selbstsicherheit verliert, klügelt er einen gewagten Plan aus. Er will seine Mitkonkurrenten ausschalten. Bruno fühlt sich im Krieg; einen Krieg den die großen Industriekonzerne heraufbeschworen haben. Diesen Umstand, den Costa-Garvas plausibel in seiner Erzählung verkauft, hat es Bruno zu verdanken, dass der Zuschauer mit ihm fühlen kann. Diese Rolle füllt José Garcia in beeindruckender Weise aus, denn er lässt den Zuschauer sehen, dass er nicht der skurpellose Angestellte der freien Wirtschaft ist - also das, was die Firmen verkörpern - nein, er befindet sich durch seine Existenzängste in einer Ausnahmesituation, er will lediglich seine Familie beschützen. Er zeigt durch sein Verhalten - seine Tagträume, sein Zittern - diese beruhigende Nähe, dass man ihm nicht böse sein kann. Costa-Gavras will damit ausdrücken, dass in manchen Fällen vielleicht der Zweck die Mittel heiligt...oder doch nicht? Denn genau dieses Thema greift Costa-Gavras auf, indem er ein Gespräch zwischen Vater und Sohn inszeniert(der Sohn musste einen Aufsatz schreiben mit dem Thema "Heiligt der Zweck die Mittel").
Das ganze Thema hat den nötigen Zynismus, verliert aber nie den Ernst der Sache aus den Augen. Es ist wirklich von Anfang bis Ende eine gelungene Gesellschaftskritik, die zwischen den einzelnen Genres hin- und herspringt. Mal wirken mehr die Stilmittel der Komödie, mal die des Dramas, dann bedient sich Costa-Gavras wieder den Eigenschaften eines Thrillers.
Garniert wird dieser 120 minütige Pranger der modernen Gesellschaft durch den Schlußpunkt der Andeutung, dass auf einmal der Jäger zum Gejagten wird. Denn Bruno irrwitziger Plan stellt sich als Erfolg dar...
Fazit:
Mit "Le Couperet" ist Costa-Gavras eine sehr intensive Gesellschaftskritik gelungen. Es ist ein Aufschrei in einer Welt, die von Großkonzernen kontrolliert wird. Sie sind besessen von einer Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Verluste. Massenarbeitslosigkeit und wirtschaftliche Stagnation sind die Folgen davon. Costa-Gavras zeigt auf, was Menschen in solchen Situationen fähig sind zu leisten. Er weißt aber auch darauf hin, dass sie sich eigentlich selber schaden und das Spiel dadurch nicht verändern, sondern nur mit härteren Bandagen anfangen zu kämpfen. Nach dem Prinzip "Survival of the fittest" geht sein Hauptdarsteller José Garcia vor. Er räumt kurzerhand alle Mitkonkurrenten aus dem Weg...doch kann das das Ziel, der Sinn sein?? Eine Frage, die sich wohl jeder selber stellen muss...
8.5/10 Punkten