Review

War der Vorgänger "Public Enemy - ein harter Cop" noch ein Film mit Ecken und Kanten, so gerät der Nachfolger "Another Public Enemy" leider sehr glatt und unspektakulär. Erfolgreich waren sie beide und gute 3,9 Millionen Zuschauer in Südkorea sind für den zweiten Teil eine beeindruckende Zahl.
Doch was sich bereits im ersten Teil ankündigte, wird im zweiten Teil sehr weit getrieben ; Regisseur Kang Woo-suk dreht mit "Another Public Enemy" einen noch westlicheren Thriller mit stark moralistischen Ansprüchen. Es geht um Systemkritik und Korruption, um die durch Geld ausgelöste und verbesserungswürdige Ungleichheit der Menschen in einem Staatsgebilde, das diese Situation eigentlich verhindern soll. Die Staatsanwaltschaft kämpft also zum Wohle der Gesellschaft gegen ihre grössten Finanzierer ; reiche Industrielle und Emporkömmlinge die Politiker bestechen und gleicher sind als alle anderen.
Solche Geschichten sind allerdings weder neu noch besonders innovativ, wenn sie zudem noch etwas selbstverliebt auf gute 140 Minuten ausgewalzt werden und die für asiatische Produktionen bekannte Action rar gesäht wird, dann kommt selbst ein grundsolider Film wie "Another Public Enemy" nicht über 6 Punkte hinweg.

Zu Beginn sehen wir den strebsamen und aufrechten Schüler Kang Chul-jung ; er schlägt sich ungern und lernt lieber als sich zu prügeln und mit anderen zu messen. Ganz anders der Sohn eines reichen Industriellen ; besagter Han Sang-woo spielt sich gern als Anführer auf und kämpft wie ein Mann. Er ist stets an vorderster Front und kommt zum Erstaunen von Kang durch den Schutz seines Vaters immer ungestraft davon. Kang sei daraufhin für sich erwachsen gewesen, als er die unterschiedlichen Startpositionen im Leben erkannt habe.
Durch viel Fleiss und Arbeit schafft es der erwachsene Kang Chul-jung ( gespielt von Sol Kyung-gu ) zum Staatsanwalt. Er ist pflichtbewusst und absolut unbestechlich, kennt die Vorschriften auswendig und nimmt seinen Beruf praktisch als Berufung wahr. Er hat den Industriellensohn Han Sang-woo ( gespielt von Jeong Jun-ho ) zwar aus den Augen verloren, doch er hat diese Ungleichheit zwischen ihnen nie vergessen können. Rein zufällig trifft er durch den Fall eines Kollegen jedoch wieder auf Han Sang-woo. Sang-woo´s ehemaliger Lehrer Ahn Hyo-joon ( gespielt von Byeon Hie-bong ) hat nämlich Chul-jung´s Kollegen um die Untersuchung eines Verdachts gebeten. Da sowohl Sang-woo´s Vater bei einem gemeinsamen Urlaub, als auch sein Bruder bei einem Unfall verunglückten, ist sein Verdacht schnell auf Sang-woo gefallen. Er droht die vom Vater aufgebaute und vom Bruder geführte Stiftung zu übernehmen und zu Geld zu machen. Dies schafft er unter falschem Vorwand in die USA und somit durch einen weiteren Trick auch in seinen Besitz.
Kang Chul-jung darf den Fall übernehmen und rollt ihn erneut auf. Doch er hat nicht nur Freunde in der Staatsanwaltschaft. Han Sang-woo ist ein einflussreicher Gegner und erkauft sich überall seine Vorteile. Wie auch im ersten Teil folgt ein Psychoduell der beiden Gegner. Chul-jung muss jetzt stichhaltige Beweise finden und dabei nie in einen persönlichen Rachefeldzug entgleisen. Dies gerät extrem schwer, zumal Sang-woo bei der Wahl seiner MIttel nicht zimperlich ist und plötzlich auch der anfangs überzeugte Ahn Hyo-joon verschwindet.

"Another Public Enemy" ist für den westlichen Zuschauer ein leicht verdaulicher Film. Dies ist bei asiatischen Produktionen nicht immer der Fall und soll die deutliche Anlehnung an westliche Verhaltensweisen verdeutlichen. Der kleine Scherz mit der Sekretärin kommt ebenso vor wie die lustige Entführung des Kollegen zum Mittagessen. Natürlich darf der gegen seinen Willen mitgeschleppte Kollege dann auch noch bezahlen. Solche Szenen sieht man bei uns in jedem zweiten Tatort und hier verliert der Film leider seine asiatische Eigenständigkeit.
Daneben scheint er wie schon eingangs erwähnt ohne Ecken und Kanten daherzukommen ; alles ist routiniert und gekonnt inszeniert, nichts überrascht oder regt zum Grübeln an, zumal durch den Beginn der Bösewicht von vornherein feststeht und man eh zu wissen scheint in welche Richtung alles ablaufen wird. Da wird dann letztendlich nur durchschnittliche Thrillerkost mit einer grossen Portion Moral versehen und über gut 140 Minuten dem Zuschauer als südkoreanische Edelausgabe vorgesetzt.
Unspektakulär auch die Schauspieler ; Sol Kyung-gu spielt die Rolle des Staatsanwalts zwar überzeugend doch niemals überragend und Jeong Jun-ho kommt als schmieriger Hochglanzmillionär zum Schluss immer besser in Fahrt. Die zuvor stets zurückgehaltene Fratze des Bösen wird in immer kürzeren Zeitabschnitten bei ihm recht glaubhaft sichtbar. Der den Lehrer spielende Byeon Hie-bong allerdings hinterlässt mit seinem Minenspiel noch den grössten Eindruck. Sein ausdrucksstarkes Spiel wird mittlerweile oft genutzt und zur Zeit ist er im südkoreanischen Kino im Blockbuster "The Host" zu sehen.
Als Fazit bleibt ein zu wenig eigenständiger und dem Mainstream des westlichen Kinos zu sehr angelehnter Copthriller übrig, zwar grundsolide inszeniert, jedoch mit über 140 Minuten zu selbstverliebt lang geraten. Ansehen kann man ihn sich sicherlich ohne es später zu bereuen, doch durch "Another Public Enemy" wird das südkoreanische Kino keinen weiteren Bewunderer hinzugewinnen.

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