Die südkoreanische Filmindustrie ist wie in vielen anderen Ländern auch, fast nahezu in den Händen von Männern. Nur selten entdeckt man dort eine Frau und noch seltener eine erfolgreiche Frau als Regisseurin. Nach ihrem ersten Film "Take care of my Cat" legt Jeong Jae-eun nun mit "The Aggressives" ihren zweiten Film vor. Und wieder ist es ein Film voller Vitalität und Jugendlichkeit geworden, ein Film für die junge Generation und einer ohne aufdringliche Klischees.
Die Dynamik innerhalb einer Gruppe von Jugendlichen wird aufgezeigt, ihre Träume und ihr Streben danach wird erzählt. Es geht um Rollerskater und so furchtbar aggressiv sind diese Skater garnicht, sie sind etwas rauh aber immer ehrenhaft und besonders in der zweiten Filmhälfte gewinnt der Film etwas an Tiefgang. Zuvor allerdings bleibt er etwas zu seicht, gut durchtrainierte Körper die schweissnass in der Sonne halsbrecherische Figuren auf den Asphalt zaubern sind zwar nett anzusehen, auf Dauer allerdings wird es langweilig. Zeitweilig driftet der Film in Regionen ab, die einem Werbespot für Erfrischungsgetränke nahekommen. Natürlich wird hier das weibliche Publikum bedient und das nicht mal schlecht, doch ganz auf die Wirkung solcher Bilder sollte sich kein Film verlassen. Und so waren es dann auch nur knappe 60.000 Zuschauer die in die Kinos gelockt wurden.
Der junge und etwas verschlossene Chun So-yo ( gespielt von Cheon Jeong-myeong ) wohnt noch bei seinen Eltern und besucht die Schule. Er begeistert sich fürs Rollerskaten und hängt oft an den Treffpunkten der Skater herum ohne allerdings sich ihnen anzuschliessen. Still beobachtend wird er von der jungen Han-joo ( gespielt von Jo Yi-jin ) gefilmt und auch angesprochen. Sie ist mit dem Skater Moggy ( gespielt von Kim Kang-woo ) zusammen. Er ist einer der besten Skater der Szene und die drei freunden sich an. So-yo wird von beiden motiviert und er lernt und übt verbissen.
Unerwartet müssen seine Eltern wegen einer nicht näher beleuchteten Sache das Land verlassen und So-yo ist plötzlich auf sich alleine gestellt. Somit zieht er immer öfter mit der Gruppe umher und lernt auch den Anführer Gap-ba ( gespielt von Lee Cheon-hee ) kennen. Er betreibt eine Skaterschule und alle träumen davon mit ihrem Hobby Geld zu verdienen. Sie wollen zu den Weltmeisterschaften und bis dahin ist es ein weiter und dorniger Weg.
Die Träume von Jugendlichen und die Entwicklung losgelöst von ihrem Elternhaus sind immer gern genommene Motive für einen Jugendfilm. Daneben geht es immer auch um die erste Liebe und die Erfahrungen damit. Dieses zweite Thema wird in "The Aggressives" nahezu ausgeklammert. Die Liebesbeziehung zwischen den drei Hauptdarstellern wird überhaupt nicht tief ausgeleuchtet und erscheint sehr unkompliziert. Da spannt So-yo weder die Freundinn aus, noch dass Moggy Grund für Eifersüchteleien hat. Der Film zielt sehr direkt auf die erstgenannten Themen ab und lässt dabei sehr geschickt das Klischee des Jugendliebesfilms aus.
Vielmehr zeigt er zu manchmal schönen, aber auf Dauer für mich zu eintönigen Skaterkunststücken, eine gute Gruppendynamik auf. Die Musik ist fetzig, die Bilder sind schnell, die Schauspieler sind jung und gut aussehend und der Film mit 107 Minuten mal wieder etwas zu lang geraten. Kürzer und knackiger wäre besser gewesen, zwischenzeitlich kommt schon etwas Leerlauf auf.
Wenn aber am Ende Avril Lavigne ihr "Skater Boy" raushaut und die Darsteller im Abspann ihre Stuntversuche zeigen, dann macht der letzte Satz des Films einfach Sinn. Dieser Film ist für all diejenigen die hundertfach stürtzen nur um am Ende erfolgreich zu sein.
Etwas überdurchschnittliche 6 Punkte.