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Erneut ein zeitloser Klassiker, den die blockbusterverseuchte und Lord of the Rings-verdummte schleimig zähfließend sich die ausgetretenen Pfade des Filmgeschäfts herunterwälzende Publikumsmasse - mangels Verleiher - wohl nie zu sehen bekommen, geschweige denn adäquat ästimieren wird:
Az Ezredes (zu deutsch etwa: der Oberst, im vorliegenden Zusammenhang bezogen auf den römischen Präfekten und Titelhelden Zoltan Szeremy), nicht nur mit dem großen Bela Lugosi in einer seiner allerersten Rollen, sondern auch keinem geringeren hinter der Kamera als Mihaly Kertesz, wohl besser bekannt als Michael Curtiz, Regisseur von Casablanca und vieler anderer bekannterer Werke.
Geschichtlich spiegelt der Film in herausragender Weise das tragische Ende der traditionsreichen K&K-Donaumonarchie wieder: Primus Decipiatus, der Präfekt einer römischen Garnison unter Kaiser Mark Aurel, dem sogenannten Philosophen auf dem Kaiserthron, den unser Film jedoch eher als brutalen Slavenschlächter porträtiert, ringt mit seinem Gewissen. Soll er den Befehl aus Rom, die der einheimischen Bevölkerung heilige Plattenseeflunder mit Stumpf und Stiel auszurotten, auf diese Weise deren kulturelle Identität zu brechen und damit dem Widerstand gegen die Inkulturation ins Römische Reich jeglichen Boden zu entziehen, ordnungsgemäß durchführen oder seinen Toleranz an oberste Stelle setzenden moralischen Maßstäben folgen? An dieser Stelle kommt Bela Lugosi ins Spiel: Der tolerante und weltoffene Decipiatus ist nämlich gleichzeitig Kunstmäzen und hält in seiner Garnison einen großen Stab einheimischer Poeten und Künstler: nicht nur den später großen ungarischen Nationaldichter Balacz ("Ode an den Kumpel"), sondern auch den moralisch sehr zwielichtigen und vor allem cholerischen Bildhauer Szabo. Diesen verbindet mit der Plattenseeflunder und dem um sie betriebenen Kult von Kindheit auf eine intime Hassliebe, deren Hintergrund sich erst im Lauf des Films in geschickt montierten, für die damalige Zeit revolutionären Flashbacks manifestiert: Als Aspirant auf den Posten des Hohepriesters der heiligen Flunder musste er nichts geringeres auf sich nehmen als dieser seine eigene Schwester als Jungfrauenopfer darzubringen. Auf dem Hintergrund dieser psychologisch sehr eindrücklich gezeichneten Charakterkonstellation entspinnt sich das Kammerspiel der Filmhandlung, in deren Verlauf "Mephisto" Bela den aufrichtigen Kommandanten (fast) so weit bringt, den Befehl zum Auswerfen der Netze zu geben. Verhindern lässt sich dies nur durch den in letzter Sekunde intervenierenden amtierenden Hohepriester Arpad Latabar, der die rationale Essenz des Flunderglaubens eindrücklich auf den Punkt bringt und die Praxis der Menschenopfer als auch in Ungarn im Prinzip längst überwunden aufdeckt.
Fazit: Der Film besticht vor allem durch seine eindrucksvoll gezeichneten Charaktere, die Schwächen im Drehbruch, namentlich die ziemlich lächerliche Idee mit der Flunder, mehr als ausgleichen. Sicherlich kann man sagen, der Film sei kaum mehr als eine altertümelnde Faustadaption, doch als solche ist sie, vor allem dank der brillianten Charaktere, durchaus gelungen: 8 von 10.

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