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Ein Blick auf die Milchstraße. Majestätische Musik blendet über zu sakralem Gesang. Schritte. Eine Aufseherin begleitet eine Nonne über einen Korridor zu Satomi Kurahashis (Hitomi Miwa) Zelle. Gleißendes Licht erfüllt die dunkle Kammer in einem durch das schmale Gitterfenster begrenztem Strahl. Mit der Bitte ihre Seele zu reinigen, beichtet Satomi, wie sie aufgrund einer perversen Tat in die Todeszelle geraten war. Ihre Erzählung setzt am Tag ein, an dem alles begann.
Kenner des Vorgängers Crazy Lips hoffen an dieser Stelle vielleicht auf neue, konkretere Erkenntnisse über die ungestühm über den Zuschauer einprasselnden Geschehnisse - und werden durch einen völlig unabhängigen Ansatz überrascht.
Es grenzt schon fast an die Vorstellung eines mit einem Sequel betrautem David Lynch, wie Gore From Outer Space lediglich auf einer Metaebene über bekannte Schauspieler, Figuren und als vielleicht nebensächlich beurteilte Details an Crazy Lips anknüpft.

Satomi begibt sich per Taxi zu einem entfernten Polizeirevier, gibt an, ihre Tochter sei entführt worden. Die Beamten begleiten sie nach Hause, wo ihr Mann recht unerwartet auf die Nachricht reagiert: Sie hätten gar keine Tochter, seine Frau wäre verrückt. Schon ist das bekannte Medium zur Stelle und nimmt einen Kontakt auf. In unterschiedlichen Realitäts- und Zeitstufen wird die Existenz der Tochter als Puppe mit der eingekehrten Seele Satomis verstorbener Schwester bis hin zu einem außerirdischen Mischwesen erklärt.
Mit geringsten Mitteln wird bevorzugt erzählerisch ein ansprechend surreales Hin und Her exerziert, welches sich auf so erstaunlich einleuchtende Thesen wie die in Alienhäusern fehlenden Toiletten stützt.
Als des ordnungsgemäßen Verzehrs von Wackelpudding unfähige Men In Black verkleidet, begleitet das FBI Duett Satomi abermals durch einen Alptraum, der sie nach einer Verzweiflungstat in die Klauen von Außeririschen unterwanderter Justiz führt, dem sie mit einem Hauch von Sasori unter erneuter Anbringung von Kung Fu Einflüssen gegenüber tritt.

Wieder ist das eigenwillige Endresultat auf die Zusammenarbeit des dynamischen Trios hinter dem Film zurückzuführen, die Gore From Outer Space bereits auf der Premiere von Crazy Lips vollmundig ankündigten.
Drehbuchautor Hiroshi Takahashi verfaßte den Großteil der Story im Krankenhaus liegend auf einem Notizblock. Nachdem der erste Film dieser Reihe etwas unfreiwillig improvisiert wirkte, fiel es ihm deutlich leichter, sich basierend auf Büchern wie The Mothman Prophecies zu einer nun absichtlich wüst strukturierten Geschichte hinreißen zu lassen, bei der er unter anderem davon ausgeht, daß die meisten UFO Sichtungen in West Virginia stattfinden, weshalb er einen Schauplatz auch direkt als West Jungfrau Stadt übersetzt.
Zwar bat er Hirohisa Sasaki darum, diesmal doppelt ernst an die Umsetzung zu gehen, doch dessen Handschrift prägte das Unterfangen mindestens so deutlich, wie die an die Umstände gewöhnten Schauspieler. Produzent Takashige Ichise bevorzugte ohnehin, der für Freunde von asiatischen Sickos schon ungewohnt wenig expliziten Gewaltdarstellung von Crazy Lips den Rücken zu kehren, da diese für eine zu drastische Einstufung gesorgt hatten, die den Film nur für Abendvorstellungen zulies. Die Japaner sind also doch prüder, als es sich mancher vorstellen mag.

Tatsächlich ist Gore From Outer Space als Titel mindestens so irreführend wie der auf den amerikanischen DVDs angebrachte Verweis auf Ring und Ju-On. Gore gibt es nämlich nun gar nicht zu sehen. Das schadet dem Film in seiner auf wirren Plottwists aufgebauten Tradition allerdings wenig. Wer in Crazy Lips die eigentlichen - und dort eher unfreiwilligen - Stärken für sich entdeckt hat, freut sich daran, daß sein Sequel eben genau jene aufgreift und insgesamt damit sogar etwas abgerundeter erscheint. Zwar kann Gore From Outer Space nicht mehr mit ganz so rasantem Tempo aufwarten, aber lieber so, als den Charme anarchischen Independentkinos zu verlieren. Mit erneuten Gesangseinlagen und Gastauftritten von Kiyoshi Kurosawa und Hideo Nakata ein sympathisch überdrehtes Vergnügen für Zwischendurch.

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