Mit „Nightmare on Elm Street 4“ schließt Regisseur Renny Harlin, der später vor allem mit Actionfilmen wie „Stirb langsam 2“ oder „Cliffhanger“ Karriere machte, erfreulich dicht an Cravens Idee des Stoffes an.
Es beginnt nach der Tradition der Serie mit einem Alptraum. Dieses mal schleicht Kristen (Tuesday Knight) durch einen Heizungskeller. Doch Freddy Krüger (Robert Englund), der untote Kindermörder, verfolgt sie nicht. Auch als sie vor Angst zwei ihre Freunde Roland (Ken Sagoes) und Joey (Rodney Eastman), mit denen sie Freddy zuvor besiegte, in ihren Traum ruft, scheint es, als ob der Traumdämon tot sei. Ich hatte „Nightmare 3“ noch nicht gesehen, als ich mir den vierten Teil zu Gemüte führte und muss den Film dafür loben, dass er zum einen die Helden des dritten Teils übernimmt, den Anfang aber auch so gestaltet, dass Nichtkenner von „Nightmare 3“ trotzdem die Story verstehen. Zudem ist der Beginn sehr spannend und gruselig gemacht, obwohl Freddy kein einziges Mal zuschlägt.
Kristen kann trotzdem nicht glauben, dass Freddy Krüger tot ist. Während ihre früheren Mitstreiter vom Tod des Killers überzeugt sind, unterstützen sie ihr Freund Rick Johnson (Andras Jones) und dessen Schwester Alice (Lisa Wilcox). Dem Zuschauer ist bei „Nightmare 4“ zwar klar, dass Freddy Krüger irgendwann auftauchen muss, nur der Zeitpunkt wird geschickt hinausgezögert. Dabei beweist Harlin ein Gefühl für Bedrohlichkeit und Spannung, was man ihm nach seinem etwas plumpen Knasthorror „Prison“ nicht zugetraut hätte.
Tatsächlich kommt Freddy dann auch zurück und holt sich Genre-typisch die beiden Jungs, die glauben, es sei mit ihm vorbei. Dabei ist vor allem die erste Sequenz sehr spannend. Denn hier ist man sich der Bedrohung noch nicht 100% gewiss ist, während die zweite direkt darauf folgt (und man weiß, dass die Tage des Jungen gezählt sind). Die Szene spielt auf einem Autofriedhof; ein Szenario, das später in „13 Geister“ recycelt wurde. Hierbei spielt „Nightmare 4“ herrlich mit Spannung und Schocks, was den positiven Eindruck verstärkt (und wenn man dann noch an den stark von der Grundidee abweichenden „Nightmare 2“ denkt...).
Kristen hört vom Tod ihrer Freunde und will dem Tod entgehen. Doch die mitfühlende Yuppie-Mama gibt dem Kind ohne dessen Wissen Beruhigungstabletten und so endet auch Kristen als Filetstück. Vorher kann sie jedoch ihre Gabe mit Träumen umzugehen an Alice weitergeben. Diese weiß sich Freddy Krüger nicht so recht zu erwehren, muss es aber schnell lernen. Denn der gar nicht nette Mann aus der Elm Street metzelt sich durch ihren Freundeskreis...
Renny Harlin hat ein Sequel geschaffen, welches das Original zwar nicht erreicht, aber immer noch sehr gut ist. Vor allem die Tiefe von Cravens Original wird nicht erreicht, denn die Geschichte um Schuld und Sühne der Eltern aus der Elm Street hatte der erste Teil schon brillant bearbeitet, während es hier nur kleine Dinge (z.B. die Charakterentwicklung von Alice) sind.
Die Story ist nicht besonders komplex: Das Grundszenario steht fest, Erklärungen gibt’s kaum (am besten sollte man den ersten Teil kennen) und in der kurzen Laufzeit wird ein Spannungsfeuerwerk abgefackelt. Herrlich bedrohlich kommt Harlins Film daher und wartet beinahe mit Non-Stop-Horror auf. Denn lange Ruhepausen gibt es nicht; der nächste Freddy-Angriff steht immer kurz bevor. Allerdings reicht der Angstfaktor im Gegensatz zum ersten Teil nicht über das Filmende hinaus.
Erstaunlich ist die Arbeit Harlins; zwar ist er kein Meister des Subtilen (laute Actionfilme liegen ihm eindeutig mehr), aber er baut erstaunlich geschickt Spannung auf. Dabei kommt es ihm zu Gute, dass die „Nightmare“-Serie schon immer etwas lauter und schriller als z.B. die „Halloween“-Reihe war. Einige seiner Detaileinfälle sind recht nett; man sollte z.B. auf die Szene mit der „falschen“ Krankenschwester achten.
Schön ist auch die Tatsache, dass er dem Geist der Serie treu bleibt (was der stark abweichende zweite Teil nicht tat). So werden Feinheiten berücksichtigt; wie z.B. der Heizungskeller als Freddy Reich oder die Tatsache, dass der Killer trotz Gestaltwandlung immer seine Krallen auf eine Weise zeigen muss.
Die Schauspieler vollbringen zwar keine Meisterleistungen, sind aber in Ordnung. Lisa Wlicoy ist eine gute und etwas ungewohnte Horrorheldin, die sympathisch ist, auch wenn sie nicht so gut schreit wie Tuesday Knight (was für ein Name). Englund ist in seiner Paraderolle herrlich fies und spielt den Freddy dieses Mal etwas augezwinkernder. Die Crew ist extrem jugendlich ähnlich wie die Atmosphäre. So wird z.B. das sehr rockige „Anything, Anything“ bei den Kampfsportübungen von Rick gespielt (für Filmfreaks: im Abspann von „Road Trip“ läuft ein Remake des Songs durch Buckcherry).
„Nightmare 4“ gilt als der humorvollste Teil der Saga, was aber nicht heißt, dass man große Lacher erwarten darf. Nur Freddy darf mal wieder auf eine erfrischend miese Weise sich an der Angst der Opfer weiden und diese dann noch passend kommentieren.
Die Effekte sind recht schräg: So darf Freddy eine Pizza der etwas anderen Art kosten oder eine Klassenarbeit wird noch gefährlicher als sie für Schüler ohnehin schon ist. Die Effekte sind sehr gut; vor allem wenn man das Alter des Films betrachtet.
„Nightmare 4“ ist ein unterhaltsames, spannendes und gruseliges Sequel eines Terrorklassikers; das Original wird zwar nicht erreicht, aber auf einen kurzen Horror-Spaß darf man sich einrichten.