Obschon der Film zu über 96 Prozent in den Paolis-Studios (int.) bzw. den Elios- Studios (ext.) in Rom gedreht wurde, gönnte sich Giuliano Carnimeo den Luxus, für das Intro George Hilton und Walter Barnes durch die glühend heiße Wüste Almerias Reiten zu lassen. Dazu röhrt Raoul den klasse Titelsong “Walk by my Side”. Schaut man aber genau hin, könnten es auch irgendwelche Reiter (Standins) sein.
Was soll man zu diesem Film noch sagen, außer dass er schon fast exemplarisch für einen gelungenen Italo-Western steht. Gehört in jedes Video-Regal. Carnimeo ist ein Handwerker von besonderen Gnaden. Er und Kameramann Stelvio Massi variierten hier eine bunt wilde Mixtur des bekannten Leone- Dollar- Themas. Ein zerstörerisch grotesker Reigen, in einem brillant zynischen Comicstil. Carnimeo begann ein Jahr darauf mit BETE UM DEINEN TOD seine ebenso gelungene Sartana- Reihe. Hier treibt er seine Vorliebe für schiefe Winkel und Kameraspielereien schon auf die Spitze. Ein Zoom wie ein Pistolenschuss, noch während der Credits. Gleich im Anschluss schiebt sich der Oberkörper einer der Badys ins Bild. Der Blickwinkel ist hier von schräg unten. Darauf einen Weitwinkelschuss, Hilton und Barnes aus ca. 80 Metern. Die Musik verstummt. Carnimeo lässt die beiden Helden langsam auf die Kamera zureiten. Unter der brennend heißen Sonne erkennt man eine verfallene Bretterbude, ein paar dunkle Gestalten und Staub, sehr viel Staub. Staub ist das Salz in Carnimeos Filmen und eine Metapher im italienischen Western. Staub symbolisiert den Tod, Asche zu Asche… Das ganze ist so einfach wie genial arrangiert. Hier nutzte Carnimeo die wenigen Requisiten die ihm zur Verfügung standen und zeichnete damit Bilder von unglaublicher Spannung und Atmosphäre. Gleich wird einer der Bösewichte Hilton alias Django (im Original Lord) in seine Wasserkelle spucken. Unter diesen Umständen ist das schlimmer als die Mutter zu beleidigen. Django findet aber einen Weg den Spucker ausgiebig zu demütigen.
Obwohl, wie im Italo-Western üblich, Carnimeo seine Protagonisten nicht gleich drauflos ballern lässt, hat man das Gefühl hier passiert viel. Auch die Einführung von Mastermind Horst Frank ist nicht von schlechten Eltern. Der Mann ist ja unbezahlbar. (Warum kamen in den 60er Jahren gleich drei der bedeutendsten Schauspieler unseres Jahrhunderts - Kinski, Pochath, Frank - aus Deutschland? Und wo sind diese Typen heute? Antwort: Dieser beschissene deutsche Film braucht doch gar keine Typen.) Manchmal dreht Frank noch etwas zuviel auf, trotzdem duldet er niemanden neben sich auf der Leinwand, niemanden. Man hat das Gefühl, dass Franks Partner immer kleiner werden.
Die VPS-Fassung sieht richtig gut aus. Ich warte aber immer noch auf die SARG VOLL BLUT- DVD. Zeit wär’s. Dann vielleicht mit neuer Synchro? Denn diesem düsteren Werk hat das Spaßgeplapper aus dem Hause Brandt wenig geholfen.
Sergio Garrone