Review
von Leimbacher-Mario
„Hair“... ist das nicht
Hippies - Blumenkinder, Allesliebhaber, Gutmenschen, in meinem Kopf so mit die ungefährlichste Variation, die man von unserer Spezies finden kann/konnte. Das sahen die Macher vom Grindhouseklassiker „I Drink Your Blood“ anscheinend anders (oder ganz genauso?!) - denn hier laufen die Später-60er nicht nur drogenberauscht und geistig abwesend durch eine ländliche Gegend der USA, nein, viel eher beten sie den Teufel an, grillen Ratten, fangen sich die Tollwut ein (durch ein ganz fieses, dummes Kind!) und veranstalten dann ein saftiges Massaker... Ergebnis: man findet Hippies danach wohl noch lustiger und süßer als vorher. Trotz all der Schweinereien und Perversitäten, Entgleisungen und den Blutbädern. Warum? Weil dieser selige Exploitationer derart überzogen und nicht ernst zu nehmen ist, dass all das blutige Chaos sehr schnell in puren Spaß und Irrsinn für den geneigten B-Movie-Fan umschlägt.
„I Drink Your Blood“ ist ein absoluter Partyfilm und zum Teil herausragend mies, bescheuert, krank. Nur 2 Jahren nach Romeros erster Zombieattacke, noch recht züchtig in schwarz-weiß, wird hier derart grob losgehobelt, in Farbe und mit Fun an der Freude, dass selbst Romeros zweiter Zombieklassiker einige Jahre später dagegen in Sachen Gore abstinkt. Nur wie gesagt: grausam und schlimm wirkt der Ausraster der sabbernden, dauergeilen Hippies hier keine Sekunde lang. Der Score ist enervierend und läuft gefühlt ebenso Amok, die Darsteller überdrehen völlig und die Story ist zwar kaum vorhanden aber dennoch alle Richterskalen in Sachen simpler Stupidität sprengend. Das Ding ist ein Unikum und macht Laune ohne Ende. Wie ein Redneck-Mix aus „Rabid“, „Hair“, „Night of the Living Dead“ und einem halbgaren Jambalaya. Make solche Filme, not War! Fleischpasteten des Todes. Voller grandioser WTF?!-Momente und höllisch unterhaltsam. Seine Sinnlosigkeit wird nur vom Funfaktor übertroffen. Alles ist hier schäbig, unterste Schublade, schmierig und schlecht. Und gerade deswegen hat er eine Ausnahmestellung in Sachen Backwoodhorror. Wobei man das „Horror“ wirklich in ganz fette Anführungszeichen setzen muss. Hier gab man einfach mal gar keinen F*ck und das ist auch gut so. Fast eine Wohltat in der heute so sterilen, politisch korrekten Filmlandschaft. Das hier ist ein Original mit dicken Eiern und breitem Grinsen. Keine auf schmutzig und abgerotzt getrimmte Grindhousesauce aus dem berechnenden Hollywood. The Real Deal. Wirr und wunderbar, fleischig und im besten Sinne faul.
Fazit: ein grieseliger, fieseliger, mieseliger Bahnhofskinoklassiker. Tollwütige Hippies im Sonderangebot. Total verrückt und sehr spaßig. Bonkers. Cray cray. Bananas. Ein Meilenstein in Sachen Exploitation und ein echter Vorreiter in Sachen Tabus, Gewalt, Wahnsinn, Trash. Keineswegs ernst zu nehmen aber ein ernsthafter Kandidat für den Olymp dieser abseitigen Filmchen „minderen Wertes und Geschmackes“, wie Kritiker und Filmwissenschaftler damals wohl gesagt haben. Lang leben diese 70er...