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"His blood on the floor brought me back."

Frank Cotton (Sean Chapman) erwirbt einen mit Ornamenten verzierten Würfel im Orient. Zurück in seinem Haus untersucht er den Würfel und entdeckt einen Mechanismus, der ein Tor zu einer anderen Dimension öffnet.
Einige Zeit später ziehen Larry (Andrew Robinson), seine Frau Julia (Clare Higgins) sowie Tochter Kirsty (Ashley Laurence) in das Haus von Larrys Bruder Frank, der seit längerem spurlos verschwunden ist. Während des Umzugs verletzt sich Larry an der Hand und ein wenig Blut fällt auf den Boden des Dachbodens. Dadurch beginnt sich unbemerkt der Körper von Frank aus dem Boden herauszubilden. Allerdings regeneriert er sich nicht vollständig. Um völligst wieder zur menschlichen Gestalt zurückzufinden, benötigt er weiteres Blut. Julia, mit der er früher ein Liebesverhältnis hatte, ist bereit ihm dieses durch menschliche Opfer zu bieten.

"Hellraiser" ist der erste Film des Horrorautors Clive Barker, für den er selbst den Platz der Regie einnahm. Im Gegensatz zu der bereits vorhandenen Konkurrenz in den 80ern, in Form von "Nightmare on Elmstreet" und "Freitag der 13.", geht Barker's Vision ernstere Wege. Statt kreischender Teenagern, die vor Monstern oder verunstalteten Figuren davonlaufen, präsentiert Barker glaubhafte Charaktere mittels zurückhaltender Darsteller und stellt seine morbiden Fantasien, in Form der Cenobiten, in den Hintergrund. Den Schrecken an sich vermittelt der Regisseur und Autor subtil und mit nur wenigen Schockeffekten.

Rundimentär orientiert sich "Hellraiser" an den Absichten des Films "Die Fliege" von David Cronenberg. Beide enthalten zwei Figuren, die die Handlung halten. Ebenso eine Transformation eines Menschen. Statt der Wandlung in eine Kreatur fernab der Menschlichkeit, baut "Hellraiser" eine Figur jedoch Stück für Stück wieder zusammen.
Zu den beeindruckendsten Szenen gehört daher die Reanimierung von Franks Skelett. Der mechanische Aufbau von Knochen, Fleisch und Blut mag zwar nach über 20 Jahren etwas angestaubt sein, seine Effektivität büßt die Sequenz dadurch aber nicht ein. Ebensowenig die Darstellung Barker's grotesker Figuren. Das Aussehen der Cenobiten wirkt durch ihr einzigartiges Lederoutfit futuristisch und altertümlich zugleich. Insbesondere heraus sticht Pinhead, der heimliche Hauptcharakter der Reihe, durch den mit Nägeln überzogenen Kopf und die hervor stechenden Augen.

Auch wenn die Handlung anspruchsvoller als bei vergleichbaren Filmen des Genres ist, überanstrengt sie das Hirn in keinster Weise. Obligatorische Logiklücken sind vorhanden, ebenso ein recht geradliniger Mittelteil, der den Film ein wenig in die Länge zieht. Außergewöhnlich ist dafür die nachvollziehbare Wandlung von Hauptcharakteren sowie der zögerliche Umgang mit harten Szenen. "Hellraiser" besticht durch sein gesamtes visuelles Konzept anstatt einzelner optischer Höhen.

Die schauspielerischen Leistungen sind sehr gut, was für gewöhnlich ein Schwachpunkt vieler Horrorfilme ist. Besonders Clare Higgins zeigt eine enorme Dynamik in ihrem sich wandelnden Charakter zum mordenden Vamp. Mittels authentischer Performance erarbeitet sich Ashley Laurence ihre zunächst unauffällige Präsenz während Doug Bradley und Sean Chapman einen hervorragenden diabolischen Gegenpol bilden.

Clive Barker's Regiedebüt zeichnet sich durch ausgezeichnete schauspielerische Leistungen, ein groteskes, makaber schönes Kreaturendesign sowie frische Inhalte im Genre des Horror aus. "Hellraiser" enthält zwar harte Splatterszenen, setzt allerdings weniger auf vordergründigen Schockeffekte oder ironische Inhalte. Es ist der ausgefeilte Grusel und subtil aufgebaute Schrecken in Form der greifbaren Handlungen der Charaktere, die aus dem ersten Teil der langlebigen Reihe einen Klassiker des Genres machen.

9 / 10

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