"What are you trying to do? We're Police." - "Now I'm not."
Mitsamt dem Regiedebüt Option Zero (1997) die Eintrittskarte von Dante Lam in den modernen Actionthriller, dort die Sichtweise und Mission der G4, einer Art Elite-Bodyguards, hier Betrachtung einer Gruppierung einer ebenso polizeilich gestellten Spezialeinheit, die allerdings auf falsche Wege zugeraten drohen und sich hier wie dort den Weg gegen ebenso gut ausgebildete Gegner freischießen müssen. Lam, der lange als Schützling von Gordon Chan galt, der als Assistant Director in dessen Schatten und Lehre um 1990 herum angefangen und sich dann nach und nach empor gearbeitet hat, ist heute im Bewusstsein und in der Wirkung längst über seinem ehemaligen Mentor stehend, a) auch aufgrund der Tätigkeit in zumeist eben der Volksrepublik China und dort den Massenmarkt bedienend, und b) weil Chan heutzutage weniger und kleiner, nicht so markenbewusst und schon gar nicht politisch tätig ist. Hit Team selber ist auch die erste Produzententätigeit von Lam, die erste von ihm geschriebene Geschichte und die erste Action Choreografie, quasi ein filmischer Alleingang, gefilmt unter dem Banner von Dream Work Production Company Limited (mit dem Mitgliedern Lam und Joseph 'Joe' Cheung Man-Kwong, die auch den filmischen Nachfolger Runaway, eine Art verquere Triaden-Reisekomödie, ebenfalls 2001 gestemmt haben), von Universe Films Distributions Company Limited (Hong Kong] distribuiert:
Inspector Chau Chung [ Daniel Wu ] wird im Auftrag von Superintendent Chan [ Michael Lui ] mitsamt seinem Team, bestehend aus Sam [ Samuel Pang ], BJ [ Jazz Poon ] und dem Neuling Jane Chan [ Jo Kuk ] nach einem Überfall auf eine sogenannte Underground Bank vom Triaden Brother Joe [ Joe Lee ] zum Tatort gerufen; wo ihm gleich mehrere Dinge auffallen, die auf Experten aus dem Kreise der Polizei als Täter hindeuten. Schnell fällt sein Verdacht auf Don [ Alex To ], der mit seinen Freunden und Kollegen schon von der Polizeiakademie wie Kee [ Allan Mo Kei ] , Fai [ Wong Wai-Fai ] und King [ Tony Ho ] tatsächlich hinter dem Verbrechen steht, wollen sie mit dem Geld doch ihren derzeit hüftabwärts gelähmten Partner Chong Chin-Ho [ Chin Ka-Lok ] eine regelrechte Behandlung ermöglichen.
Mit Aufsehen wird hier schon begonnen, etwas Modern Noir eingespeist, mit Farben gespielt, mit mehreren individuellen Personen, jeweils auf der unterschiedlichen Seite des Gesetzes, eigentlich auf der gleichen, aber das ist hier weniger von Bedeutung. Interessanterweise ist hier Alan Mak Assistant Director, Mak sollte eine eigene Karriere starten können, die Lehre von einem zum anderen weitergegeben, eine Schule der Erinnerung. Hier wurde noch der Eid auf die Königin Elizabeth die Zweite geschworen, auf die britische Kronkolonie, wurde noch nicht die Propaganda, eher das Gegenteil dessen propagiert. In Nacht und Nebel die erste Aktion, etwas kühl insgesamt die Umgebung, eine Transaktion, eine Männerformation. Um Falschgeld sollte es gehen, es wird ein Schusswechsel draus, die Polizei stürmt das tropfende Verlies, insgesamt wird sich eher in Fabriken oder Lagerhallen, bis auf Prä-final einen wilden, verlustreichen Überfall und Eingriff in den Straßenverkehr (mit bebender Auswirkung) ausgetobt.
Ein schwer verletzter Undercovercop hier, eine Einleitung nur, eine Art Prequel, werden verschiedene Szenen zu Beginn geboten, das Patrouillieren der Airport Special Unit, das Eingreifen eines Polizisten in eine private 'Auseinandersetzung inklusive Abseilen von einem Hochhaus und mit Schwung in die Gefahrenquelle, das Beschäftigt tun in der Waffenkammer; verschiedene positionierte Kameraden bekommen den entscheidenden Anruf, ein Treffen in der Krankenzelle. Um Anschuldigungen geht es hier, um Pflichtverletzung, scheinbar und tatsächlich, um fehlendes Geld, dass zur Heilung benötigt wird, um Verdächtigungen, um ein Abschieben der Verantwortung; all dies wird folgend noch im Film negiert. Es geht um Selbstjustiz, um ein Abrutschen in die Kriminalität. Aus ehrenhaften Gründen geschieht das eingangs, widerspricht es trotzdem der Legalität, bald treffen auch Kollegen auf andere Kollegen, alle den gleichen Eid geschworen, eine Truppe führt ihn noch aus, die andere hat moralisch nachvollziehbare Gründe, dies nicht zu tun, steht aber nicht über dem Gesetz. Mit Zeitlupen und Reißschwenks wird hier gearbeitet, mit der Konsultation eines Firearms-Experten, extra im Vorspann hervorgehoben, mit Erinnerungen und Bruderschaft und Männerfreundschaft und Loyalität, ein Heroic Bloodshed im SDU-Umfeld, in der waffenstarrenden Uniform.
Aufmerksamkeit liegt dabei auf zwei gleichwertige Anführer, auf eine sehr rare Hauptrolle von Alex To, auf eine relativ frische Darstellung von Daniel Wu, auf einem einleitenden Cameo von Chin Kar-Lok, der sich später als Action Director gerade auch im Bereich von Shootouts einen Namen noch machen sollte, eine zweite Karriere dessen, ein neues, fast erfolgreicheres Standbein. Blaumetallen ist die Umgebung nahezu überall, es gelten Regeln und Ordnung, es gilt die Ausübung der Pflicht und der Vollzug von Gewalt, es geht um Professionalität im Beruf bis zur Obsession dessen, eine Gepose zählt auch, die Waffe im Schlaf zu bedienen, wie als verlängerter Arm, als (Art)Genosse. Das Aufeinandertreffen der beiden Gruppierungen erzählt man dabei perspektivisch, erste die eine Seite und ihre Sichtweise, dann gegenüberstellend, zwei sich konfrontierende Parteien mit gleichen Mitteln und gleicher Ausbildung, zwei Schwergewichte im theoretisch gleichen Verein, hier mit mehr als 'friendly fire'. Eine erste Operation des sogenannten Hit-Teams dabei als dunkle Angelegenheit, viel geschieht hier im Verborgenen, in tiefster Nacht. Mit Nachtsichtgeräten wird hier gearbeitet, mit POV-Einstellungen zuweilen gefilmt, mit schräger Kamera, mit Zooms, mit Weitwinkel, als dritte Person, das ganze Repertoire, aber mit dem entscheidenden Wissen darum. Auf Angriff und Verteidigung wird sich konzentriert, auf das Bestücken und Nachladen der Gewehre und Pistolen, auf die minutiöse Vorbereitung, die exakte Planung, die eiskalte Exekution.
Ein Action-Krimi, auf der eine Seite das Verbrechen, auf der anderen die Ermittlungen des CIB, mit schlagkräftiger Unterstützung, mit Forensik auch, mit präzisen Analysen. Lam hält das hier enger und strenger als noch in Option Zero, es ist eher ein großes B-Picure, während zuvor sein Lehrer dergleichen Filme salonfähig gemacht hat, mit The Final Option (1994) vor allem, der Nominierung als bester Film und bester Regisseur der HK Film Awards 1995, auch First Option (1996) war in einigen Kategorien als Ernennung zugegen. Darstellerisch ist das hier (inklusive einem winzige Gastauftritt von Joe Ma) gut gehandhabt, das Drama funktioniert auch ohne die dramatische Komponente von dort, es wird sich minimalisiert, auf das Wichtigste bezogen, das Nötigste auch, nicht das ganz große Gefühlschaos instrumentalisiert. Mitte Juni '99 spielt das Ganze, der Projekt wirkt zuweilen fast etwas älter, wie '97, es erinnert ab und an (den größeren) Full Alert, an Ringo Lam, es geht viel um Verantwortung, oft auch falsch verstanden, sich zu sehr zu Herzen nehmend. Es geht auch um Heist, um Crime, um Cops VS. Robbers, um die dünne Linie zwischen Gut und Böse, um eine allgemeine Grauzone, und zwei Anführer, zwei Alphamänner, beide gleichzeitig ruhig und impulsiv, routiniert und offensiv. Ein Einbruch in eine Waffenkammer steht noch an, Beschuss der eintreffenden Streifenwagen und des Mehrsitzers der Emergency Unit, Windschutzscheiben splittern, Motorhauben zerbersten, eine treffsichere, martialische Vernichtung, oft Schuss und Treffer in derselben Einstellung; beim Showdown auch mit Explosionen in nächster Nähe.