Zunächst als Vorwort: Ich war doch sehr gespannt, diesen Film zu sehen, denn ich hatte zuvor -von Freunden und aus Zeitungen- fast ausschließlich Gutes darüber gehört/gelesen. Leider muss ich nun, nachdem ich den Film gesehen habe, einiges "kritisieren" - sozusagen hat mich dieser Film zur Anmeldung bei der OFDb bewegt (und das hat vorher noch keiner geschafft) ;-)
Doch nun zum eigentlichen Film; die Handlung dürfte hinreichend bekannt sein, weshalb ich darüber eigentlich nur wenige Worte verlieren möchte. Viel mehr möchte ich diese Kritik in "positiv" und "negativ" unterteilen. Fangen wir daher mit dem guten Teil an, auch wenn dieser wohl deutlich kürzer ausfällt, als der schlechte.
Positiv: Im Unterschied zu den meisten Filmen "ähnlicher Art" wird bei diesem nicht auf explizite Darstellung von Gewalt gesetzt, die Eindringlichkeit des Filmes wird allein durch das Thema und die psychopathische Darstellung der Hayley erreicht. Auch die Rolle des Jeff ist wahrlich "rasant" gespielt, jedem Mann wird in der ein oder anderen Szene sicherlich ein kalter Schauer über den Rücken gejagt.Auch die grafische Aufarbeitung des Filmes ist aus künstlerischer Sicht sehr gut gelungen und stimmig.
Doch leider reicht eine wirklich grandiose Darstellung der Hauptfiguren -ein schauspielerischer Orgasmus- und gute Kameratechnik eben nicht aus. Denn leider weist der Film einige wirklich gravierende Mängel auf, durch die ich auch leider schon zum "Verriss" des Filmes komme:
Negativ: Alles andere. Ok, ein paar Worte der Erklärung sollen folgen. Ein Freund beschrieb den Plot in etwa mit den Worten "Der Regisseur hatte eine Idee, aber diese wusste er nicht umzusetzen". Ganz ohne Zweifel, die Handlung an sich ist gut, aber voller Fehler. Um dies vielleicht am Besten zu umreißen formuliere ich hier einige Fragen und Hypothesen, die mir v.a. nach dem Film im Kopf rumspuk(t)en:
- Man sieht nicht die Bilder, die das Mädchen in dem Tresor findet; das soll natürlich nicht heißen, dass man in dem Film hätte Kinderpornographie zeigen sollen. Tatsache aber ist, dass man -trotz einiger "Geständnisse" und dem Freitod des Protagonisten am Ende- nicht weiß, wie groß die Schuld des potentiellen Täters eigentlich ist. Ist das Mädchen wirklich nur verrückt und übertreibt?
- So ist es zum Beispiel vorstellbar, dass Jeff eigentlich wirklich fast ohne Schuld ist, von Hayley aber durch die intensive psychische Belastung (angetäusche Kastration, Elektroschocks, etc) eben in den Selbstmord getrieben wird
. Diese These wird z.b. auch dadurch unterstützt, dass der Kerl, wenn er gegen Ende eines seiner Bilder absticht, schreit, "er wisse nun wer er sei".
- Eben dieses Problem der Unklarheit lässt mich auch an Jeffs Handlungen zweifeln: Er schafft es zweimal, sich zu befreien und ist trotzdem weder in der Lage, das Mädchen zu "besiegen" (was für einen Mann einer solchen Statur nicht sehr schwer sein dürfte) , noch um Hilfe zu rufen. Dies wird vor allem in der Schlussszene auf dem Dach deutlich:
Dem Protagonist wird zur Wahl gestellt, sich entweder selbst zu richten, oder er hat die Möglichkeit, dass seine ehemalige Geliebte, die um das Haus pirscht, die "Wahrheit" über ihn erfährt. Ich an seiner Stelle hätte einige Möglichkeiten gehabt: Im Falle, dass er wirklich (mehr oder minder) unschuldig ist, hätte er laut um Hilfe schreien können, man hätte auf dem Dach das Mädchen mit einer Waffe in der Hand entdeckt - keine Gefahr. Ist er wirklich schuldig, so hätte er an Stelle eines Selbstmordes auch wirklich hinter Gitter gehen können; die "falsche Moral" an dieser Stelle, dass er dies (und die Wahrheit über seine Pädophilie) unter allen Umständen geheim halten müsse vor ihr stört mich irgendwie.
Doch diese moralische Entscheidung blieb dem Author überlassen und sein Ende ist mMn nicht das Beste, aber schlussendlich bleibt es "Geschmackssache".
Was mich hingegen wirklich stört sind die vielen logischen Fehler, die z.T. schon angesprochen wurden:
- Ein Mann mit der Größe von Jeff sollte keine Probleme haben, das Mädchen zu überwältigen, zumal er die Gelegenheit mehrfach hat.
- Wie bereits in anderen Kritiken angesprochen: Ein 14-jähriges Mädchen _kann nicht_ (!) so abgebrüht, kalt und berechnend sein, wie es dort dargestellt wird. Weiterhin besitzt es niemals die Bildung, die in dem Film präsentiert wird.
-. ..
Diese Liste ließe sich nun weiter fortsetzen, aber ich denke, man weiß worauf ich hinaus will, wenn man den Film gesehen hat.
So bleibt mir zum Schluss noch als Fazit: Ein Film, der durch die Leistung der Darsteller lebt, aber zugleich einige große Fehler aufweist, die ich ihm (bzw. dem Regisseur) nicht wirklich verzeihen kann. Wer eindringliche Psychothriller mag, der sollte den Film durchaus schauen, alle anderen werden wohl -wie ich- zuweilen sehr enttäuscht sein. Doch vielleicht ging ich auch einfach nur mit den falschen Erwartungen und "zu viel Realismusgefühl" an den Film...