Kindheitserinnerungen schwingen mit, wenn ich an den Film „Die schwarze Tulpe“ denke.
Mantel und Degen Filme waren schon immer ein ganz besonders beliebter Bereich des französischen Kinos. Im Besonderen stechen da die Filme mit Jean Marais hervor, wie, „Der Ritter der Nacht“, oder „Im Zeichen der Lilie“.
Zu jener Zeit war aber auch Alain Delon kein unbekannter mehr und auch in mehreren Mantel und Degen Filmen vertreten. Ganz besonders zu erwähnen sei da seine Darstellung des Don Diego in einer Zorro Verfilmung von 1975, die ich mit zu einen der Besten zähle.
Die Bezeichnung Zorro passt in gewisser Weise auch auf den 1964 entstandenen „Die schwarze Tulpe“, oder wie er im Original heißt „La tulipe noire“.
Covertext: Frankreich 1789, am Vorabend der Revolution. In der kleinen Stadt Roussilon herrscht der verhasste Marquis de Vigogne. Seine Frau Catherine ist die Geliebte des Grafen Guillaume de Saint Preux. Dieser nutzt die Stimmung gegen den Adel aus. Als maskierter Wegelagerer "Schwarze Tulpe" beraubt er seine Standesgenossen. Allerdings nur, um sich selbst zu bereichern. Als er bei einem Überfall durch einen Degenhieb an der rechten Wange verwundet wird, droht Guillaume als "Die schwarze Tulpe" entlarvt zu werden. Er bittet seinen Zwillingsbruder Julien, sich für ihn auszugeben...
Nun, dass Delon in der Figur des Guillaume de Saint Preux als maskierter Bandit „Die schwarze Tulpe“ herumvagabundiert setzt schon eine gewisse Verbindung zur Figur des Zorro, denn ebenso wie dieser muss Guillaume auf der Hut sein nicht entdeckt zu werden. Was die beiden Figuren aber eklatant unterscheidet ist, dass Zorro für die Unterdrückten kämpft, Guillaume de Saint Preux dagegen lediglich für die eigene Tasche.
Als er dann durch den besagten Degenhieb gezeichnet wird wendet sich das Blatt aber, denn für seinen Zwillingsbruder Julien ist „Die schwarze Tulpe“ ein Held. Eben jener, der für die Unterdrückten kämpft. Guillaume will davon nichts wissen, doch ihm sind die Hände gebunden. Und so kann Julien seinen Vorstellungen nach und nach ein Gesicht verleihen und aus dem Gauner „Die schwarze Tulpe“ wird ein wahrer Held.
An diesem Punkt stellt Guillaume seinen bisherigen Lebensstil in Frage und eilt seinem Bruder zu Hilfe, als dieser droht für die Sache für die er kämpft zu sterben.
Was „Die schwarze Tulpe“ auszeichnet ist die Tatsache, dass Alain Delon hier in einer Doppelrolle zu sehen ist. Und das Angenehme dabei ist, dass die Macher das doch ganz ordentlich getrickst haben. Heutzutage arbeitet man bei solchen Szenen stets mit dem Computer um die Illusion noch perfekter zu machen. Aber in der Vergangenheit war das noch richtige Arbeit, denn nicht nur der Schauspieler war besonders gefordert, auch die Macher mussten höllisch aufpassen, damit am Ende auch alles perfekt passte.
Alain Delons Interaktion mit sich selbst in ein und demselben Bild kann ich somit nur als ungemein gelungen bezeichnen.
Zudem schafft er es den verschiedenen Charakteren sehr eigene Züge zu verleihen, wodurch beide Figuren zu glaubwürdigen Individuen werden.
Neben dem Star können aber auch die übrigen Darsteller überzeugen, wobei ich zugeben muss, dass ich nur ganz, ganz wenige von ihnen aus anderen Filmen kenne und somit nichts tiefer gehendes dazu äußern kann.
Die Fechtszenen gingen auf das Konto von Claude Carliez, der im französischen Actionbereich schon ein viel beschäftigter Mann gewesen ist. Als Fechtchoreograph war er jedoch nicht so oft zu Gange, sein Metier war noch eher der Stuntaction Bereich, wo er bei mehreren Jean Marais Filmen, Pierre Richard Streifen und auch dem ein oder anderen Jean Paul Belmondo Film mitwirkte. Von der Fechtchoreographie verstand er aber auch etwas, denn die Kampfszenen in „Die schwarze Tulpe“ sind nicht so plump und grobschlächtig wie in „Fanfan der Husar“, sondern wesentlich feiner ausgearbeitet. Alain Delon war durchaus gefordert und dem Zuschauer werden einige hübsche Fechtszenen geboten.
Zu erwähnen sei noch, dass Claude Carliez auch bei „D’Artagnans Tochter“ der hübschen Sophie Marceau das Fuchteln mit der Giege beibrachte.
Die Inszenierung fiel an Christian-Jaque, der 1958 schon mit „Fanfan der Husar“ einen exzellenten Film drehte und in seiner Karriere sich sowohl im Actionbereich als auch in der Inszenierung vielschichtiger Filme auskannte. Das Projekt war also in sicheren Händen und alle Beteiligten gaben sich die größte Mühe einen unterhaltsamen Abenteuerfilm zu drehen. Christian-Jaque ist dies wieder gelungen, denn sein Storytelling ist sehr ausgeklügelt. Er führt alle Charaktere in der nötigen Form ein und streut immer wieder Actionszenen dazwischen. Dabei verliert er aber auch nie den Ernst einer solchen Situation aus dem Auge. Mag der Gangster auch zuweilen ein flottes Sprüchlein auf den Lippen tragen, hier wird nicht herumgealbert, sondern es gibt Tote.
Für Spannung ist also gesorgt und auch die nötige Abwechslung, wobei aber wie gesagt die Geschichte im Vordergrund steht und nicht die Action.
„Die schwarze Tulpe“ ist ein wirklich unterhaltsamer Abenteuerklassiker. Ein gelungener Vertreter des Mantel und Degen Genres, der von der ersten bis zur letzten Minute zu unterhalten versteht. Man sollte kein Oscarverdächtiges Werk erwarten, aber dass ist ein Mantel und Degen Film ja nie gewesen. Worauf es ankommt ist, dass man angenehm kurzweilig unterhalten wird, und das ist hier garantiert.