Film nicht als Eventkino, sondern als sensibel erzählte Coming-of-Age-Geschichte, daß ist Barry Levinsons dritter Teil seiner Baltimore-Trilogie, in der er den Teenagerjahren zweier Brüder folgt. Gekoppelt wird das an reale Ereignisse in punkto Rassenthematik, denn zum Zeitpunkt der Handlung, Mitte der 50er, weichen die Rassengrenzen erneut ein wenig auf, wird offiziell endlich schwarzen Schülern der Zutritt in die bisher rein weißen Schulen erlaubt.
Spät, vielleicht zu spät, wie Levinson selbst in seinem Zeitgemälde konstatiert, denn die Fronten sind längst verhärtet und verkrustet, wie die Strukturen, die man hier langsam aufbricht. Aber nicht nur die Grenze zwischen schwarz und weiß steht im Mittelpunkt, sondern auch die Abgrenzung des jüdischen Glaubens. Ben Kurtzman (Ben Foster) lernt erst langsam und mit Erstaunen, was es heißt, im bigotten Amerika ein Jude zu sein, ausgegrenzt und grundlos oder aufgrund von Vorurteilen abgelehnt.
Für ihn steht im Laufe des Films allerdings ein anderer Weg an, denn er verliebt sich in das einzige farbige Mädchen in seiner Klasse, auch wenn die Beziehung eine rein platonisch-romantische bleiben wird. Bar des sonst dominierenden sexuellen Grundtons (Bens Freunde sind hauptsächlich geil...), lernt Ben mit den Grenzen zu leben und sie trotzdem zu seinem eigenen Wohl im richtigen Moment zu übertreten. Daß ihn die Abkehr vom jüdischen Problem nicht besser macht, bleibt unübersichtlich – ihr Vater unterscheidet da zwar nicht, lehnt aber alle Weißen ab.
Sein größerer Bruder Van (Adrien Brody) dagegen lebt den Nerd-Traum der Teenagerfilme, als er sich in ein Mädchen verliebt, daß er nicht kennt. Die jüdische/nicht-jüdische Grenze kann er nach ein paar Auseinandersetzungen überschreiten, aber sein neu gewonnener Freund ist leider mit seiner Traumfrau liiert und selbst das Ausharren Vans bedeutet letztendlich nicht, daß Träume auch Wirklichkeit werden oder daß das Äußerliche etwas Definitives zu sagen hat. Der vermeintliche Fiesling wird sein Freund, seine engelhafte Freundin ist ein innerlich zerfressenes depressives Etwas.
In einem weiteren Handlungsstrang bemüht sich der Vater der beiden(Joe Mantegna), aus dem heruntergekommenen Variete-Geschäft in das Lotterie- und Wettgeschäft umzusteigen und bekommt Konflikte mit einem aufstrebenden schwarzen Dealer (Orlando Jones).
Am Ende dämmert der Untergang der alten Zeit herauf, der Vater muß ins Gefängnis, Van ist geläutert und Ben küßt seine Freundin unter aller Augen als ein Zeichen der Freundschaft und Hoffnung auf bessere Zeiten. Aber der versöhnliche Ton läßt kaum einen Zweifel daran, daß trotz allem es schon bessere Zeiten waren, an die man sich immer gern erinnert.
Ein entspanntes und gerade deswegen in seinen Konflikten so spannendes Stück Film, daß so geschickt die gängigen Klischees umwatet, daß man Levinson knuddeln könnte.
Film als historische Lehrstunde in fiktivem Plot – das wär mal was für die Schulen. (8/10)