Nach einer Tankexplosion mit vielen Toten erzählt "Hellevator" in einem rückblickenden Polizeiverhör von den Ereignissen, die zur Katastrophe führten. Im Mittelpunkt des weiteren Geschehens steht die junge Luchino, ihre Zigarette ist es dann auch später, die die Katastrophe auslöst. Die futuristische Anmutung des zentralen Fahrstuhls eines abgeschotteten Lebenssystems ist nicht, wie man denken könnte, von High Tech bestimmt, sondern von rumpeliger Mechanik, wie es auch "Die Stadt Der Verlorenen Kinder" zeigte, ebenso sind es die Reglements dieser Welt auf 138 unterirdischen Ebenen. Es mangelt nicht an grotesken Szenen in einem Überwachungsstaat, in dem selbst rauchen bei Strafe verboten ist, was in diesem Fall völlig nach hinten losgeht. Auf dem Weg vom 138. Untergeschoss in Richtung des 1., also in die Nähe der Oberfläche, von der die Bewohner abgeschottet leben, spitzen sich die Dinge im Lift unter den Fahrgästen zu, als sadistische Wärter mit ihren beiden ziemlich wild bis wahnsinnig wirkenden Gewaltverbrechern im Schlepptau zusteigen... Man nehme eine düstere Zukunftsvision, einen surrealen 1984-Ableger wie "Brazil", subtrahiere etwas vom kafkaesken Humor und ersetze ihn gegen ein Racheepos bis zur blinden Wut, plakativer als "Oldboy" und noch tiefer im Filmblut watend, als es die meisten heutigen Cat. 3 Filme aus Hong Kong tun. Die Außenwelt scheint schwarz und feindlich, während sich die Gemütszustände der Figuren, die mittlerweile im Höllenfahrstuhl gefangen sind, ebenfalls zunehmend verfinstern. Wer sich an eine eindeutige Identifikationsfigur klammern will, hat damit seine Probleme, selbst die zuerst zurückhaltende Luchino und der coole, stille Musikfreak, mit dem sie telepathisch kommuniziert, sind nicht bloß Gutmenschen. Trotz des skurrilen, schwarzen Humors macht sich immer wieder ein mulmiges Gefühl breit, die eingestreuten Gewaltakte haben es in sich, als die überzeichneten Charaktere ihre Anonymität untereinander aufgeben und ihr wahres Ich präsentieren. Mit nur geringem Budget gedreht ist dieses Regiedebüt von Hiroki Yamaguchi aufregend fotografisch umgesetzt, durchgestylt ausgestattet, unverhofft bizarre, halluzinatorische Ebenensprünge inbegriffen. Was man nicht erwarten sollte, ist ein stringenter Ablauf, Yamaguchi nimmt sich die Freiheit zu überraschenden Kunstgriffen filmischer Art und einer frischen Erzählweise heraus, Mainstreamfans werden da vermutlich bloß mit dem Kopf schütteln und das als Drogenfantasie abstempeln. Neben den guten Schauspielern gefällt auch ein ungewöhnlich guter, passend zu den Kulissen retro-futuristischer Electronicscore. Selbst wenn in der zweiten Hälfte die anfängliche Puste gelegentlich etwas ausgeht und der Abschluss an pseudophilosophischer Moral der wilden Geschichte nur haarscharf vorbeischliddert: Mehr davon.
Fazit: Aus der Masse deutlich herausstechender, schräg-stylisher Sci-Fi-Horror. Außergewöhnliche Freakshow von klaustrophobisch bis rebellisch. 8/10 Punkten