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Japan in baldiger Zukunft (?): Die Erdoberfläche ist unbewohnbar, so dass es die Menschheit in den Untergrund verschlagen hat. 130 Stockwerke oder weiter bohren sich diese unterirdischen Wolkenkratzer ins Erdinnere.
Ganz unten betritt nun ein kühles Schulmädchen, das nochmal gerade so der Verhaftung wegen illegalen Zigarettenkonsums entgangnen ist (jaja, so streng geht’s in der Zukunft zu…), den Aufzug. Da der Transport mit diesem Lift von der Dauer her fast schon einer mittleren Busfahrt gleichkommt, wird die Liftdame gebeten einen außerplanmäßigen Halt auf Ebene 99, der Gefängnisetage, einzulegen.
Als es den beiden hochgradig gefährlichen Häftlingen gelingt, ihren Aufseher zu überwältigen, wird aus der beschaulichen Aufzugfahrt ein Alptraum auf drei Quadratmetern…

Yeah, HELLEVATOR rockt… und das nicht zu knapp! Typisch-japanische Gefühlskälter der Marke „Bitte keinen Blickkontakt“ vereinen sich mit klaustrophobischer „Mit zwei Psycho-Killern im Aufzug stecken geblieben“-Atmosphäre. Fein abgeschmeckt wird das Ganze dann noch mit einer alles überschattenden, finsteren Endzeit-Stimmung und haltlos überzeichnete, vor Wahnsinn aus allen Nähten platzende Charaktere dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Besonders imposant, ganz klar, die beiden schizoiden Häftlinge, die den Lift in ein bluttriefendes Massengrab umfunktionieren.
Geil auch, dass, nachdem die Schurken abdanken, der Wahnsinn unter den mit dem Leben davon gekommenen Insassen noch eifrig weiterlebt, denn aus dem fahrenden Metallkäfig gibt es kein Entrinnen, Funkverbindung zur Außenwelt ist erloschen und langsam aber sicher steuert die blutüberströmte Crew Etage 0 an…
Ferner persifliert der Streifen fast schon, wie schnell in einer Ausnahmesituation Attribute wie „Hilfsbereitschaft“, „Nächstenliebe“ oder „Ehrlichkeit“ in Vergessenheit geraten und Geld, dieses bunt bedruckte Papier, seine Bedeutung verliert.

Summa summarum:
Ein anarchisches Schulmädchen, ein stummer Cyber-Punk, eine Frau mit Kinderwagen, zwei Psycho-Killer, ein sadistischer Bulle, telepathische Kommunikation und ein Aufzug randvoll mit Blut.
HELLEVATOR ist ein schön düsterer Sci-Fi-Horrortrip voller Wahnsinn und Platzangst. Zwar sichtlich nur auf Low-Budget-Niveau, die vielen schrägen Kameraeinstellungen bzw. –fahrten wirken aber durchaus sehr gekonnt, die Akteure machen ihre Arbeit sehr gut und auch ansonsten gibt’s an dem Streifen kaum was zu mäkeln.
Keine einschmeichelnde Fahrstuhlmukke! Kein dauergrinsender Liftboy, der einem ein Pfefferminz anbietet! Hier geht’s ab in die Untiefen der Psyche, wobei Vorsicht geboten werden muss, denn der Film spielt mit seinen Zuschauern... *woo-hoo-hoo*

Fazit daher:
„Der Fahrstuhl des Grauens“ auf Japanisch. Viel besser als Treppensteigen...

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