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Mit "Cracked Eggs and Noodles" kommt ein weiterer extrem melodramatischer Film aus Südkorea, in dem eine problematische Vater-Sohn-Beziehung aufgearbeitet wird. Gewisse Ähnlichkeiten mit "Don´t tell Papa" lassen sich, auch wenn die Filme letztendlich vollkommen andere Wege gehen, nicht leugnen. In beiden Fällen wird ein ahnungsloser Vater plötzlich mit seinem Sohn konfrontiert und sein Leben wird ziemlich umgekrempelt.
Der Zeitpunkt der Konfrontation ist allerdings ein anderer, bei "Don´t tell Papa" muss der Vater seinen Sprössling schon als Kleinkind in Empfang nehmen und selbstständig aufziehen. Bei "Cracked Eggs and Noodles" bekommt der Vater nach mehreren Jahren plötzlich Besuch und steht seinem angeblichen Ableger gegenüber.
Wenn die Melodramatik zum Ende hin den Film nicht vollkommen ersticken würde, er wäre deutlich verträglicher und auch angenehmer anzusehen gewesen. So wird es zum Schluss ein klebriger und zähflüssiger, kaum mehr zu ertragender Tearjerker mit Rollstuhl und einer Krankheit nach der anderen.

Der Mitzwanziger Lee Dae-kyu ( gespielt von Lim Chang Jung ) führt ein eigentümliches Leben. Er verdient sein Geld mit  der Herstellung von Schwarzkopien und träumt von einer besseren Zukunft. Der typische Junggeselle denkt nicht an eine feste Bindung und vertreibt auch seine derzeitige Freundin Jin-young auf übelste Art und Weise. Sie stürmt mit der Absicht ihr gemeinsames Kind abtreiben zu wollen davon und Dae-kyu scheint sogar erleichtert.
Somit geht er weiter seinem Job nach und schaut sich nach neuen weiblichen Gespielinnen um. Gerade als er mit einer neuen Eroberung das Bett teilt, schellt es an der Wohnungstür und ein kleiner Junge verschafft sich Zutritt zur Wohnung und danach auch zum Leben von Dae-kyu. Er stellt sich als sein Sohn Chun Im-kwon ( gespielt von Lee In-seong ) vor und vertreibt als erstes die verschreckte junge Dame. Er sei das Ergebnis einer Collegeaffäre von Dae-kyu und seiner Mutter Mi-yun und nun sei er halt bei seinem Papa. Obwohl Dae-kyu ihn sehr rigoros loszuwerden versucht und auch seine Vaterschaft anzweifelt, haftet der Knirps wie eine Klette an seinem neuen Papa und bringt ihn gehörig ins Schwitzen.
Mit der Zeit freundet sich Dae-kyu mit dem Gedanken einen Sohn zu haben aber immer besser an und Im-kwon ringt ihm ein Versprechen ab. Wenn sein Vater mit ihm einen Fussmarsch einmal quer durchs Land unternimmt, wird er danach zu seiner Mutter zurückkehren. Der korea-geprüfte Cineast ahnt allerdings schon längst, dass sowohl mit der Mama als auch mit dem Sohn etwas nicht stimmen kann und auf dem Roadtrip der beiden werden die Ahnungen auch zur Gewissheit.

Ich kann ja wirklich mittlerweile einiges vertragen, habe bei der Sterbeszene von "Autumn in my Heart" mit zugeschnürtem Hals die Tempopackung geplündert und bin seitdem ein Fan der koreanischen Melodramatik, doch der Film ist selbst mir zu billig manipulativ. Man ahnt schon was kommen wird und zu stimmungsvollen Landschaftsbildern einer gemeinsamen Wanderschaft von Vater und Sohn, wird uns dann Stück für Stück die Wahrheit aufgedeckt. Bei jeder weiteren Stufe der Enthüllung kommt praktisch das Paket mit den Tempos mit und wird zeitgleich zum Einnässen gereicht. Dummerweise war mein Bedarf den gesamten Film über gleich null und selbst bei dem Sahnehäubchen ganz zum Schluss konnte ich nur müde lächeln. Ist bei mir nun plötzlich die menschliche Kälte ausgebrochen oder warum lies ich mich nicht packen?
Nein, der Film ist einfach zu berechnend und zu manipulativ gemacht und er läuft auf zu sicheren Schienen immer vorhersehbar für den Zuschauer ab. Zudem sind die beiden Figuren nicht wirklich sympatisch, man leidet bzw. freut sich einfach nicht mit ihnen. Dies liegt mit Sicherheit nur zum Teil am Drehbuch, ein nicht unwesentlicher Teil ist das oftmals fade Schauspiel und die fehlende Chemie zwischen den beiden.
Der eigentliche Roadtrip der beiden gerät dabei wenigstens noch bildlich interessant und macht als Betrachter durchaus Freude. Wenn nur nicht einige Szenen und Ideen schon fast frech bei "Forrest Gump" geklaut wären ; obwohl zum Klauen gibt es sicherlich auch schlechtere Adressen.
Somit bleibt ein doch sehr vorhersehbarer und äusserst manipulativer Tearjerker von allenfalls durchschnittlicher Durchschlagskraft. Auf den Gebrauch von Taschentüchern kann  hier getrost verzichtet werden.
Gerade noch im Mittelfeld bei 5 Punkten gelandet.

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