Allein schon aufgrund der hohen Wertung hier, hätte ich mir von diesem schwedischen Gruselfilm der altmodischen Sorte etwas mehr erhofft. Doch damit katapultierte sich Regisseur Jack Ersgard sogar bis zum amerikanischen B-Film, es folgten Filme wie "Trust - Der Preis des Überlebens" oder "Dangerous Moves". Am Drehbuch zu seinem Debüt "The Visitors" war er auch beteiligt, das Ganze wurde sichtlich mit minimalem Aufwand realisiert. Man nehme sich ein paar unbekannte Mimen, kaufe sich einen Volvo (der darf einfach nicht fehlen) und nehme sich ein großes Haus mitten im Wald.
Dieses hat sich der Werbefachmann Frank Eriksson (Kjell Bergqvist) gekauft. Zusammen mit seiner Frau Sara (Lena Endre) und den beiden Kindern Lotta (Joanna Berglund) und Peter (Jonas Olsson) zieht er sofort ein, ohne zu ahnen, dass sie nicht allein sind. Bald geschehen seltsame Dinge im Haus und nur Frank scheint dies zu bemerken. Mit Hilfe des Geisterjägers Allan Svensson (Johannes Brost) will er dem Spuk ein Ende bereiten.
Auch "The Visitors" erfindet das Genre nicht neu und folgt brav den ausgetretenen Pfaden. Das wohl größte Problem ist, dass in der ersten Halbzeit einfach keine Bedrohung zu spüren ist. Frank hört ein paar seltsame Geräusche, in einem Zimmer fällt die Tapete trotz doppelt Leim immer von den Wänden und er fragt sich was hinter der alten Holztüre im Speicher steckt. Doch es will Ersgard in keinem Moment gelingen, auch nur den Hauch eines Grusels zu kreieren. Stattdessen hagelt es im Minutentakt Streitereien zwischen Frank und Sara, die sich nicht unbedingt in das Herz des Zuschauers spielen.
Dafür amüsiert der ständige Twist mit dem faulen Postboten, der auf seinen Briefkasten besteht. Auch das Aufeinandertreffen des Postboten und Allan sorgt für ein paar Lacher. Doch eigentlich sollen wir uns ja gruseln, der Humor lockert die langatmige Chose deutlich auf, doch besonders stört das ständige Geplänkel von Frank und Sara.
Ersgard beginnt viel zu spät die Spannungsschraube anzudrehen, sein zweiter Fehler ist die schleierhafte Erklärung dieser seltsamen Vorkommnisse. Es werden nur Andeutungen gemacht, den Großteil muss sich der Zuschauer selbst denken. Im Endeffekt gibt es also gar keine Erklärung für das Auftauchen des Geistes oder Dämons, was schon ein wenig schwach ist.
Hat man die erste Halbzeit überstanden, wird es aber wesentlich besser, denn zusammen mit Allan geht Frank der Sache endlich auf den Grund. Mit jeder Menge seltsamer Gerätschaften will man die Quelle ausmachen, auch ein Apparat zur Vernichtung des Dämons hat Allan selbst entworfen. Im Finale lässt es dann plötzlich einen gehörigen Schlag und die Spannung steigt auf ein hohes Niveau. Auf Goreeffkete muss man dabei komplett verzichten, eigentlich hätte es eine 12er Freigabe auch getan. Aber der Showdown holt den Karren aus dem Dreck und bietet neben einigen Schockeinlagen auch eine kleine Autoverfolgungsjagd. Den Dämon bekommt man leider nur für ein paar Sekunden zu sehen, dafür kann sich der Überlebenskampf wahrlich sehen lassen, wobei auch das schöne Haus komplett zu Bruch geht.
Die Darsteller hinterlassen dabei einen soliden Eindruck, Lena Endre werden die meisten als Katarina Ahlsell aus der "Wallander" Reihe kennen.
Altmodischer Grusel nach Schema F, leider zu wirkungslos in Szene gesetzt. Eine Bedrohung wird erst gegen Ende spürbar, davor herrscht außer zahlreichen Streitereien pure Ereignislosigkeit. Das Finale ist dann auch der absolute Höhepunkt, doch selbst eine Erklärung für das Auftauchen des Dämons lässt "The Visitors" vermissen. Daher ist er auch nur im Durchschnittsbereich anzusiedeln, auch wenn man ihm gerne einen Nostalgiebonus geben möchte.