... bekannt? Reineke Fuchs! Keine noch so gemeine Schandtat, vor der er zurückschrecken würde! Kaum ein Tier, das seinen bitterbösen Streichen noch nicht zum Opfer gefallen wäre! Als sich der Bösewicht trotz königlichen Erlasses an einem wehrlosen Huhn vergreift, um es anschließend genüsslich zu verspeisen, ist das Maß endgültig voll. Sogleich wird Hauptmann Bär beauftragt, den Unhold einzufangen und zum Palast zu bringen, wo bereits der Galgen auf den Missetäter wartet. Doch Meister Reineke gilt nicht umsonst als schlauer Fuchs! Ob Lüge, Bosheit oder Trickserei, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, ist ihm jedes Mittel recht...
18 Monate arbeitete Ladislaus Starewitsch, der berühmte litauische Pionier der Stop-Motion-Animation, an seinem ersten und einzigen abendfüllenden Puppentrickfilm, nachdem bereits die Vorarbeiten mehr als 10 Jahre in Anspruch genommen hatten. Wie immer treu zur Seite standen ihm dabei seine Frau und die beiden Töchter, insbesondere Irene, die das Drehbuch schrieb und die Regieassistenz übernahm. Unter einfachsten Bedingungen machte sich das kleine Familienunternehmen im Jahre 1929 in seinem Pariser Atelier an die Arbeit. Hunderte von Figuren mußten entworfen, detailierte Szenenbilder gestaltet und hunderttausende Einzelbewegungen koordiniert werden. Eine unvorstellbare Fleißarbeit!
Anfang der 30er Jahre war das Meisterwerk vollbracht. Doch auch wenn der Film im Kasten war, stand Starewitsch vor einem schier unlösbaren Problem. Die Filmwelt befand sich im Umbruch, der Tonfilm hatte soeben erst Einzug in die Lichtspielhäuser gehalten. Starewitsch hatte daher im Vorfeld einen Vertrag mit dem Produzenten Louis Nalpas geschlossen, der sich um die Vertonung kümmern sollte. Nalpas finanzierte den Puppentrickfilm, um Werbung für sein Nadeltonverfahren L.N.A. zu machen. Nachdem sich selbiges jedoch als unzulänglich erwiesen hatte, kehrte er dem Projekt den Rücken und Starewitsch fehlte das Geld, um seine Animation andernorts vertonen zu lassen. Jahre vergingen, bis schließlich Rettung aus Deutschland nahte. Im Jahre 1936 nahm sich die renommierte UFA des Projekts an und beauftragte den Komponisten Julius Kopsch mit der Erstellung einer deutschen Tonfassung unter dem Titel "Reineke Fuchs". Nach all den Jahren der Arbeit, dem Bangen und dem Hoffen, erlebte die 65-minütige Animation ihre feierliche Premiere schließlich am 3. Oktober 1937 im Berliner Ufa-Pavillon am Nollendorfplatz. Bis zur französischen Uraufführung vergingen dann nochmals fast 4 Jahre, bevor am 10. April 1941 eine komplett überarbeitete Fassung des Films in die französischen Kinos gelangte, für die Liedtexter Jean Nohain die Dialoge und Komponist Vincent Scotto die Filmmusik geschrieben hatte.