Nachdem die Farrelly-Brüder schon mit ihren letzten beiden Werken „Schwer verliebt“ und „Unzertrennlich“ einige sanftere Töne anschlugen ist „Fever Pitch“ nun eine Abkehr von derbem Slapstick-Humor, den die beiden wie kein anderer Regisseur des modernen Kinos beherrschen. Von der allgemeinen Kritik wurde der Film weitesgehend verrissen oder als purer Mainstream-Durchschnitt abgetan. Die anarchischen Brüder hätten ihren Biss verloren, auch die schauspielerischen Leistungen wurden oftmals bemängelt und der kommerzielle Erfolg war ebenfalls eher verhalten. All das völlig zu Recht ? Diese Frage muss ich eindeutig mit nein beantworten.
Zunächst einmal zur Story: Sicher kommt die Romanze nicht ohne einige bekannte Muster aus und auch das vorhersehbar konstruierte Happy-End birgt keinerlei Innovationen. Dennoch handelt es sich nicht um eindimensionale Hollywood-Kost: Die Regisseure gehen sehr liebevoll mit ihren Charakteren um und grobe Klischees werden nicht nur gemieden, sondern teilweise geschickt persifliert. Die Literaturvorlage von Nick Hornby (es gibt bereits eine englische Verfilmung die genauer mit der Vorlage umgeht) spielt im Fussball-Milieu, der Film wurde nach Boston verlegt und nimmt sich daher dem Baseballspiel an. Absolut glaubhaft und sehr detailliert wird das Fanmilieu der Boston Red Socks beschrieben und Jimmy Fallon schafft es mit sympathischer Ausstrahlung seine Rolle zu meistern.
Drew Barrymore spielt ebenfalls sehr überzeugend und die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt einfach. Auch alle anderen Charaktere sind sorgfältig besetzt und es gibt einige bekannte Gesichter zu sehen. Die gekonnte Inszenierung der Farrellys ist mitunter auf die persönlichen Bezüge der beiden Regisseure zurückzuführen, denn man merkt dem Film die Liebe zu den Boston Red Sox deutlich an.
Neben der stets ausgezeichneten Besetzung und Inszenierung haben zwei weitere Dinge alle vorherigen Filme des Regie-Duos ausgezeichnet: Intelligente Drehbücher und stimmige Soundtracks. Beide Kriterien sind Auch in „Fever Pitch“ wieder vorhanden: Obwohl man merkt das das Drehbuch diesmal kein eigenes ist und auch nicht von den Farrellys umgeschrieben wurde ist es trotzdem gelungen. Die Dialoge sind nicht abgedroschen, die Charaktere glaubhaft und der Humor sehr subtil. Gute Vorraussetzungen für eine gute romantische Komödie also. Die Musikauswahl ist wieder mal perfekt und trägt einen Großteil zur entspannten und lockeren Atmosphäre bei, die Soundtracks werden stets liebevoll ausgewählt und passen immer zum Inhalt. So gibt es in „Fever Pitch“ dementsprechend viele Songs von Bostoner Interpreten zu hören.
Fazit: Obwohl ihr neuester Film zahmer und konventioneller ausgefallen ist als ihre bisherigen Werke, so ist auch der neue Farrelly kein Flop. Im Gegenteil: Es handelt sich nicht um eine simple Auftragsarbeit, hier steckt genauso viel Liebe für die Details und Charaktere
drin wie in die eigenen Arbeiten investiert wurde. Die Weiterentwicklung zu anderem Humor ist sicher nicht verkehrt, die Farrellys sind mit Sicherheit facettenreicher als man vielleicht zunächst denken mag. Letztendlich hätte ihr brachialer Humor auch nicht zur Hornby-Vorlage gepasst und als erste Literaturverfilmung der Macher kann den Film als vollauf gelungen bezeichnen. Ich bin jedenfalls gespannt auf ihr nächstes Projekt.