Review

Ob Hollywood-Produktion oder Japanshock, Gesellschaftskritik allein macht noch keinen guten Film aus.

Die so häufig angepriesene Symbolhaftigkeit bleibt für japanische Verhältnisse dürftig, bekommt man doch bis auf die Engelsimagination der Hauptperson vornehmlich Auswüchse einer Sex- und Medienindustrie, die sich aus sich selbst heraus speist, und für ein gestörtes Verhältnis zur eigenen Sexualität und Sex an sich verantwortlich ist, zu sehen. Dies gipfelt darin - und das ist auch schon die Crux der Interpretation des Engelssymbols - dass man eine Rechtfertigung für das eigene kranke Verlangen und Handeln imaginiert, indem man die Erwartungshaltung an das weibliche Geschlecht präsent werden lässt, welches den Mann in seinem Wunsch nach Dominanz und Anerkennung bestärkt. Dieser muss jedoch letztlich erkennen, dass die Befriedigung des Bedürfnisses nur kurz ist und sich letztlich gegen ihn selbst richtet.
Aber nicht nur die Hauptperson ist ein gebranntes Kind der Gewalt-Porno-Maschinerie: Vor allem die Frauen haben real darunter zu leiden, dass die vom Fernsehen gezüchteten Gewaltfantasien und sexuellen Machtansprüche der Männer intersexuelle Beziehungen und Freundschaften überschatten.

Die Frage, die bleibt, ist jedoch, ob so ein Bild der Gesellschaft gefüttert werden muss durch einen solchen Film, denn dieser spielt eher mit der oben angeführten Thematik, als dass er sie verurteilt, zumal klar eine Zielgruppe angesprochen wird, die sich begierig von Gewalt-Pornos nährt (so prangt auf dem DVD-Schuber die Aufschrift "rape, murder, satisfaction"). Auch wenn nach dem Abspann eindeutig der Rezipient angesprochen wird, damit dieser sich Gedanken macht, warum er den Film geguckt hat, bleibt der Film schwankend in der Intention, wem er gefallen will - Kritiker oder Voyeur?

Inszenatorisch gibt sich der Film minimalistisch bzw. reduziert auf Obsession und Gedankenwelt des Hauptcharakters, um dessen Abgestumpftheit zu vermitteln, was man dem Film zugute halten kann, aber nicht muss, gerade weil die Dialoge und partiell auch Handlungsweisen ungeklärt bzw. in der Schwebe bleiben und Klischees bedient werden, statt beide Seiten der Medaille zeigen zu wollen. Darüber hinaus ließ der Film darstellerisch sehr zu wünschen übrig, was unfreiwillig dämlich wirkt und den Film mehr in die Ecke der üblichen Pornofilme drängt, deren Darsteller in der Regel einzig wegen ihres "Stehvermögens" oder ihrer Bereitschaft, Leid zu ertragen, ausgewählt werden.

Alles in allem bleibt der Film ohne (für den Rezipienten) positive Nachwirkung und somit ein Film, an den man sich eigentlich lieber nicht erinnern muss, gerade weil andere japanische Produktionen das Thema reflektierter/differenzierter in Szene gesetzt haben, auch ohne derartige Perversionen zeigen zu müssen.

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