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Hachja, die geliebte Sequeldiskussion in all ihrer großartigen Sinnlosigkeit, der ewige Diskurs darüber, wie Fortsetzungen den Spirit des Originals verraten, damit automatisch grottenschlecht sind oder mit einer gekonnten Kursänderung das jeweilige Franchise zu neuen ufern führen ist so alt wie die erste Filmfortsetzung selbts, welche auch immer das sein mochte. Im Kontext von Amando de Ossorios Reitender Leichen - Reihe ist dieses Hin und Her mehr als Überflüssig. Die Filme bieten in jeder ihrer Varianten stets eines: mehr vom Alten. Das aber im besten Sinne! Auch, wenn das Rad nie neu erfunden wird fährt man dennoch andere Strecken damit ab, um den Templern ein neues filmisches (Un-)Leben einzuhauchen.

Der zweite Teil der Reihe tut dies, indem er komplett auf die Prämisse seines Vorgängers pfeift: Berzano ist trotz Fluches wieder besiedelt, korrupter Fettsackbürgermeister und Dorftrottel inklusive. Letzterer, ein unglücklicher, von der halben Stadt verarschter Gehandicapter namens Murdo, ist der buckelnde Stein des Anstoßes, glaubt er doch auch nach der hundertdrölfzigsten Jubiläumsfeier ihrer Feuerbestattung noch an die Existenz der untoten Templer, von denen er sich Rache an seinen Peinigern erhofft, so er die erblindeten Recken denn ins Dorf führt. Der Bürgermeister unterdessen hat mit dem Feuerwerksexperten Jack Marlowe die Feier zu planen, den er gleichzeitig von seiner Frau Vivian, Marlowes Ex - Geliebter fernhalten muss. Nach der gefühlt zehnten Zankerei der beiden Streithähne um Vivians Gunst fallen die Templer schließlich als Spielverderber vom Dienst in das Dorf ein und drehen die ganze Veranstaltung kräftig auf links. Der verängstigte Rest des einst stolzen Dorfes darf sich ab nun in der Kirche gegenseitig im Streit zerfleischen oder bei halbgaren Fluchtversuchen sterben. Auch hier garniert mit herrlichen Zeitlupen, hervorrragenden Day for Night - Shots und den schönsten Plastikskeletten Spaniens!

Jedoch weniger steril und langatmig als der Vorgänger: es ist doch wesentlich spannender anzusehen, was unsere zombiehaften Lieblingsreiter in ihrer wiederbelebten Heimat alles anrichten als zähem Gekrauche dem unvermeidlichen Ende entgegen beiwohnen zu müssen. Die Faschismusparabel des ersten Teiles wird hier übrigens nicht nur mit dem herrischen Bürgermeister fortgesetzt, der Neuankömmling Marlowe nach Strich und Faden bedrängt, sondern auch mit dem gedehmütigten Murdo, der sich den Templern als Kollaborateur zur Seite stellt, um sich deren Unterstützung bei seiner eigenen Racheagenda zu sichern. Nur, um im Übrigen selbst nachher das Schwert spüren zu dürfen. Dass das hier politisches Kunstkino ist darf dennoch zurecht bezweifelt werden, aber der Kommentar gegen dörfliche Ignoranz ist bei Sichtung kaum zu überhören.

De Ossorio, der mit dem ersten Teil auf Kassengold stieß, durfte sich in dem Film nicht nur effektseitig austoben: mit Tony Kendall hatte er neben einer Riege alter Recken einen jungen Star vor der Kamera, der europhilen Kinofreunden noch sehr oft begegnen sollte.  Insgesamt wirkt der Film wertiger, etwas temporeicher, büßt aber stellenweise auch an der wohligen Gruselatmsophäre und und greift geradewegs in den Splattereimer, um ausgebrannte Augen und abgetrennte Gliedmaßen und Köpfe daraus hervor zu fischen. Aber immerhin wirken die Effekte trotz ihres Alters nicht abgestanden. Auch musikalisch erwartet uns hier ein etwas anderer Ansatz, der neben den gruseligen Mönchschorälen auch Klavierklänge und flotte Partymusik zulässt. Der Subplot der Belagerung durch die Templer sorgt auch handlungstechnisch für Abwechslung.

Auch, wenn der erste Teil einen nicht packt sollte man diesem Film eine Chance geben. "Sei fit, schrei mit!" propagierte einst der deutsche Trailer. Zum Schreien dürfte der Film anno 2024 nur noch die wenigsten verleiten, aber Freunde des Horrors alter Schule vor dem Siegeszug des Gore kommen auf ihre Kosten.

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