Irgendwie hat es schon fast etwas tragisches. Da soll mit Vin Diesel der neue Actionheld in Hollywood aufgebaut werden. Nach dem überraschend guten Sci-Fi-Action-Horror Kracher „Pitch Black“ sollte es „XXX“ endgültig schaffen Diesel zum neuen Zugpferd zu machen, nach dem die Helden der 80er und 90er Jahre immer weniger wurden. Dumm nur, dass XXX ein zwar netter, aber eben auch seelenloser und stumpfsinniger Event-Bond-Film für die Extremsport-Generation geworden ist. Man dachte die Sache sei durch, doch irgendwo in einem Büro in Hollywood war man der Ansicht, dass man hier durchaus noch Gelegenheit hat etwas Geld zu verdienen.
Das wollte auch Diesel, weswegen er auch aus dem Projekt geschrieben wurde, und jetzt als „Babynator“ lieber einen Haufen Kohle scheffelt, dafür aber wohl ein für allemal als Actionheld gestorben ist. So bleibt sein Auftritt in Teil2 bei der kurzen Erwähnung, dass der „alte XXX“ auf Bora Bora getötet wurde. Es geht doch nichts über eine Konsequente Storyline.
Also ganz klar man braucht einen neuen Helden und machte diese Suche kurzerhand zum Konzept der Filmreihe. Fortan soll in jedem der (wohl leider) noch folgenden Filme ein neuer XXX gezeigt werden. Dieses mal hat man sich dabei für Hip-Hop Moppelchen Ice Cube entschieden, der ja schon seit etlichen Jahren durch verschiedene Filme tingelt und dabei unter Anderem in John Carpenters unsäglichem „Ghosts of Mars“ bewiesen hat, dass er einen miesen Film aufwerten kann.
Ganz so schlimm wie Carpenters Mars Desaster ist es hier zwar, nicht aber viel fehlt nicht.
Die Story entspricht in groben Zügen der des Vorgängers würzt das ganze aber mit einer ordentlichen Portion Hip-Hop und US-Patriotismus. Als Regisseur hat sich der Mann eingefunden, der ja schon mit „Stirb an einem anderen Tag“ gezeigt hat, wie ein Bond Film nach Möglichkeit nicht aussehen sollte. Lee Tamahorie hatte wohl noch den ein oder anderen nicht verwendeten CGI Effekt von seinem Bondausflug übrig, den er hier dann in einem Fatal an „Hart am Limit“ erinnernden Finale, dem Zuschauer um die Ohren kloppt.
Doch bis es soweit ist, steht erstmal eine Stunde gute, handwerklich ordentlich inszenierte Action an. Ice Cube sitzt im Knast weil er einen General vertrimmen wollte, der im Kosovo Zivilgebäude abgefackelt hat (oha, der geneigte Zuschauer merkt schon, es wird politisch…na ja, mehr oder weniger). Gibbons (Samuel L. Jackson) ist immer noch bei der NSA und war natürlich früher auch in der Einheit von Ice Cube und ebenso natürlich einer der Guten. Er holt, gemeinsam mit seinem Schmalspur Q, den Eiswürfel aus dem Knast um zu klären warum 16 NSA Agenten in den USA getötet wurden. Natürlich steckt der gute alte General (Willem Dafoe, der sicherlich auch schon ein glücklicheres Händchen bei seiner Rollenauswahl hatte) dahinter, der mittlerweile nicht nur Verteidigungsminister im Weißen Haus ist, sondern auch der Ansicht ist, dass es Zeit wird, dass er die Herrschaft in „Gods own country“ übernimmt. Es dürfte also klar sein, wie sich die Sache entwickelt. Gibbons wird in die Luft gesprengt, Ice Cube schaut mal bei Kumpel Xibit vorbei und letztlich wird mit einem Panzer auf das Capitol geschossen. Man kennt das ja.
Originell ist das alles natürlich in keinster Wiese, aber Tamahorie weiß wie man es krachen lässt und kann mit einigen netten Ideen im Bereich der Actionszenen durchaus punkten. Zeit für die Story bleibt eh kaum, da es ständig rumst und kracht. Um so schmerzlicher sind dann die wenigen Szenen, in denen versucht wird etwas Charaktertime einzubringen, denn hier macht sich rasch Langeweile breit und man hofft, dass bald wieder etwas explodiert. Highlights sind hier ein Sprung mit einem Boot auf eine Brücke und auch wenn XXX im inneren eines Flugzeugträgers mit einem Panzer unterwegs ist, ist für sichtliche Freude bei jedem Fan von wahlloser Zerstörungswut gesorgt. Das man hier jeglichen Sinn für Logik, Realismus und teilweise auch physikalische Gesetze komplett außer Acht lässt, wirkt zwar etwas belustigend, steht aber ja nun eindeutig in der Tradition des Vorgängers, als Vin Diesel etwa auf einem Snowboard einer Lawine davon fuhr.
Zwischendurch darf Ice Cube immer wieder beweisen, dass er auch ordentlich mit den Fäusten sprechen kann und zumindest ordentlich auftrainiert hat. Shoot-Outs sind eher selten.
Inszeniert wurde die Action mit der Leider ja inzwischen üblichen Epileptiker Kameraführung, so dass man immer mal wieder komplett den Überblick verliert. Ist aber auch egal, denn am Ende ist es eh immer der leicht beleibte Hauptdarsteller, der als Sieger hervor geht.
Soweit also alles im durchaus annehmbaren Actionkracher Rahmen, es gibt ordentlich was auf die Kauleiste, heiße Kisten, schöne Frauen, ab und an einen netten One-Liner, also genau das was man von diesem Film erwarten durfte. Und grade als ich mich darauf einstellte noch ein ordentlich furioses Finale zu bekommen, packt Lee Tamahorie die CGI Keule aus, holt aus und vernichtet den Film nahezu komplett.
Die letzten 20 Minuten sind nahezu unerträglich. Ich dachte wirklich, dass mit dem CGI-Rocker-Klopper-Schwachsinn „Hart am Limit“ ein Tiefpunkt erreicht wurde, aber wenn hier im Finale ein komplett animierter Hochgeschwindigkeitszug durchs Bild rast, sieht das einfach aus wie das, was es wohl ist: veraltete CGI Technik, die auch ein Blinder noch als mies erkennen würde. Nicht besser wird es dann wenn auch noch Ice Cube und sein Auto animiert werden und er im Finale mit seinem Auto auf den bloßen Felgen auf Schienen dem Zug nachjagt und dazu dann auch noch schlecht animierte Hubschrauber und drum rum schwirren. Sorry, aber das ist einfach nur peinlich und lächerlich.
Die Schauspieler schlagen sich hier alle ganz gut, auch wenn etwa ein Willem Dafoe hier so was von unterfordert ist und diesen Film wohl ganz klar in die Rubrik „Geldverdienen egal womit“ einordnen kann. Samuel L. Jackson hat hier etwas mehr Screentime als noch im Vorgänger und darf auch die ein oder andere kleine Actionszene bestreiten. Hauptdarsteller Ice Cube schlägt sich ordentlich und wirkt um einiges sympathischer als Vin Diesel. Schauspielerische Höchstleistungen gibt es hier sicherlich nicht, aber das durfte man wohl auch nicht erwarten.
Deutliche Abstriche wurden dafür beim Soundtrack gemacht. Waren im Vorgänger noch Rammstein, Hatebreed, Bush und etliche andere Vertreter gepflegter Gitarrenmusik dabei, beschränkt man sich hier nahezu komplett auf HipHop. Ist natürlich Geschmackssache, aber meiner ist es eben nicht.
„XXX2 – The next Level“ ist, wie eigentlich zu erwarten war, eine eher überflüssige Fortsetzung. Wobei ich noch mal deutlich machen möchte, dass man hier kaum von einer Fortsetzung in dem Sinn sprechen kann. Wenn der Film mit einem anderen Namen in die Kinos gekommen wäre, man hätte die Verbindung zum Vorgänger auch ohne Probleme herauslassen können. Wer sich mit seichter Actionunterhaltung anfreunden kann, die weder sonderlich hart noch innovativ ist und auch gegen den massiven Einsatz von CGI Techniken im Actionkino nichts einzuwenden hat, der wird sicherlich 90 Minuten gut unterhalten, der Rest dürfte sich zumindest beim Finale gewaltig genervt fühlen. 4 von 10 Punkten