Spoiler!
"Leute, denkt mal in Playstation-Dimensionen", riet uns Xander Cage im ersten Teil, und das wollen wir jetzt auch mal tun, wenn es um die Fortsetzung geht, denn dies ist das NEXT LEVEL.
Was macht denn im Spiel ein next level aus? Die Gefahr ist grösser. Die Gegner fieser. Man hat mehr Extras zur Verfügung. Na dann. Loading, please wait...
BOOOM, krass brutal wird die xXx-Behörde von fiesen Terroristen in Stücke gefetzt, Chefnarbe Augustus Gibbons kommt gerade so mit Leib, Assistent und einer fetten Karre davon. Ein Anschlag auf das Herzstück amerikanischer Terrorismusbekämpfung, jetzt ist Schluss mit lustig, da kann man nicht mit snowboardenden Lebenskünstlern gegenhalten, nein, da muss ein harter Junge her. Naja, hätte ja sowieso gemusst, denn Ur-X Cage ist auf Bora Bora hoppsgegangen, wer mehr darüber wissen will, besorge sich bitte das Add-On, äähh, nein, den "Exxtreme-Cross-Promotional-Director´s-Special-R-Cut".
So, also ein harter Mann wie Darius Stone wird gefunden, denn der war mal Navy-Seal, hatte auch schon immer ein Problem mit Autoritäten (Grundvoraussetzung für jeden xXx) und war mit Gibbons schon in diversen Einsätzen global tätig. Ende Intro.
Level 1: Flucht aus dem Gefängnis. Überwältige die Wachen, bahne dir deinen Weg bis auf das Dach und drücke im richtigen Moment den X-Knopf, um dich an den Hubschrauber zu hängen.
Level 2: Infiltriere die xXx-zentrale, um Informationen aus dem Zentralcomputer zu entwenden. Lass dich nicht von den Wachen erwischen, und fliehe anschließend mit einem Schlauchboot.
Bonusmission. Besorge dir ne coole Karre. Sprich mit Xzibit.
Als nächstes... ach es hat ja keinen Zweck. Das würde ja als Spiel vielleicht wirklich Spaß machen, aber es ist nun mal ein Film, und da muss man schon mit ein bisschen mehr um die Ecke kommen als mit ein paar lieblos aneinandergepappten Effektgewittern. Zumal sich diese auch einwandfrei als solche ausmachen lassen. Über allem liegt eine digitale Künstlichkeit. Was nützen mir denn gigantische Panzer- und Zugexplosionen, wenn das alles aussieht wie ein Videospiel? Gerade von diesem Background wollte man sich doch ein wenig lösen. Dem Anschein nach soll doch so eine "low tech"-Attitüde transportiert werden (Stone und Gibbons arbeiten mit Kalter-Krieg-Taktiken, Stone verzichtet auf Spielereien an seinem Auto und Agentengadgets wie den "Handschuh"), was auch einen netten Kontrast zum hippen ersten Teil ergeben hätte, wenn man dann auch ein bisschen weniger dick aufgetragen hätte. Wirklich übel in dieser Hinsicht: Der Showdown auf den Gleisen. Wo ist mein Gamepad?
Man merkt deutlich, dass Lee Tamahori versucht, die Serie (so sie denn überhaupt eine wird) in eine andere Richtung zu treiben, aber einfach nicht konsequent genug herangeht. Wenn schon "Old School", dann richtig, und nicht wieder so krampfhaft hip. Müssen Nahkämpfe denn immer so wackelig schnell geschnitten sein? Das ist doch nicht cool, es erspart dem Stuntteam höchstens eine anständige Kampfchoreographie und dem Zuschauer das genaue Hinsehen, will er sich nicht in seine Popcorntüte übergeben. Und auch die Handlung: Dafür, dass dies hier eigentlich die Anti-Bond-Saga sein soll, werden verdammt viele 007-Plotten durchgekaut. Verführerische Frauen, die eigentlich für die Gegenseite arbeiten? Völlig abgedrehte Stunts jenseits aller Logik? Und sowas vom Regisseur von DIE ANOTHER DAY. Aber der war ja auch nur noch auf Computereffekte aufgebaut...
Naja, die Schauspieler haben nicht viel mehr zu tun als Blei zu pusten, und das machen sie auch gut. Ice Cube kommt ordentlich rüber, die Abgrenzungen zu Vin Diesels Charakter funktionieren. Sam Jackson ist immer ´ne Bank, auch wenn er hier nicht viel zu tun hat (allerdings mehr als im ersten Teil) und Willem Dafoe spielt quasi einen Green-Goblin-Rumsfeld, der sich im Zitieren von Jefferson gefällt, was den Zuschauer wiederum an THE ROCK erinnert, der dieser Ballerei in jeder Hinsicht vorzuziehen ist.
Naja, halten wir mal fest: In einem Videospiel würde man sich jetzt wundern, denn wenn dies das zweite Level sein soll... nö. Der "Boah"-Effekt von Autosprung und Lawine des Originals wird zu keiner Zeit erreicht, die Bösen wirken, obwohl allesamt perfekt ausgebildete Seals, bestenfalls genauso gefährlich wie die Anarchisten, und auch Stones fette Autos stehen meistens nur herum oder sind computeranimiert. In richtige Trash-Gefilde gleitet der Film nie ab, kommt aber auch zu keiner Zeit über Mittelmaß hinaus. Wer sich mit ein wenig Humor und massenweise wüst geschnittener Action zufriedengibt, darf das NEXT LEVEL betreten. Wer allerdings einen wendungsreichen Plot und einprägsame Actionszenen erwartet, lässt es bleiben. Und spielt lieber Playstation.