Vin Diesel stellte zu hohe Gagenforderungen für „xXx 2“, also ließen die Macher Ice Cube in diesem fetzigen Sequel ran.
Augustus Gibbons (Samuel L. Jackson), NSA-Agent und Chef von Xander Cage aus dem Vorgänger, gerät in Schwierigkeiten: Ein Team bewaffneter High-Tech-Terroristen stürmt den NSA-Unterschlupf seiner Truppe, ballert alles nieder und lediglich Gibbons kann zusammen mit Toby Lee Shavers (Michael Roof) entkommen. Fetziger Opener, der zudem die schöne Erkenntnis liefert, dass man zwar auf Xander Cage verzichten muss, aber andere Charaktere des Vorgängers geblieben sind.
Da auch Xander Cage den Anschlägen zum Opfer fiel, will Gibbons einen neuen Triple X Agenten anheuern. Seine Wahl fällt auf Darius Stone (Ice Cube), der unter ihm beim Militär dient und der nun wegen Angriffs auf einen Offizier im Knast sitzt. „xXx 2“ versucht dabei, Stone nicht zum reinen Ersatz für Xander Cage zu machen, sondern bindet ihn überraschend gut in die Geschichte ein (Stones Gefängnisaufenthalt und Gibbons’ Narbe haben z.B. etwas miteinander zu tun).
Zusammen mit Stone und Shavers will Gibbons herausfinden, wer für die Tat verantwortlich ist, traut sich aber nicht sich bei der Regierung zu melden, da viele Indizien auf Verräter in den eigenen Reihen hindeuten. Tatsächlich kommen die Agenten bald einem riesigen Komplott auf die Spur…
Neuer Agent, neuer Stil, so lautet die Devise bei „xXx 2“. Auf den Charme und das Charisma Vin Diesels muss man hier leider verzichten, dafür kommt „xXx 2“ eine Spur härter und weniger jugendfrei daher. Stone kommt, zudem nicht im Milieu des Extremsports, sondern aus dem Ghetto, was sich auch im Film niederschlägt: Diverse Szenen spielen an typischen Ghettoschauplätzen und der Soundtrack mischt zwar immer noch Hardrock und Hip Hop, doch letzter nimmt mehr Raum ein als im Vorgänger. Doch trotzdem ist die musikalische Untermalung fetzig wie dynamisch und gibt dem Geschehen zusätzlichen Drive (und das sage ich als Nichtfan von Hip Hop).
Im Bereich Action schlägt sich der Agentenwechsel ebenfalls nieder, was Vor- wie Nachteile hat. Auf die atemberaubende Stuntshow des Vorgängers muss man leider verzichten, doch dafür kommt „xXx 2“ eine Spur härter daher. So gibt es deutlich mehr Shoot-Outs, die sehr gut in Szene gesetzt wurden, mit annehmbarem Bodycount, auch wenn man natürlich keine blutigen Einschüsse erwarten darf. Fights gibt es auch zu sehen und obwohl Ice Cube kein eleganter Kampfsportler ist, so sind sie doch sehr gut durchchoreographiert worden. Ganz auf Stunts und Pyrotechnik muss man nicht verzichten, es gibt auch hier einige Zerstörungsorgie (Kampf zwei Panzer oder der Jump mit dem Boot auf die Brücke), die optisch beeindruckend daherkommen (vor allem die Pyrotechniker wissen was sie tun). Lediglich im Finale leistet sich die Action einige Schnitzer, denn die CGI-Effekte bei der Jagd Zug vs. Auto sehen extrem mies aus. Die Actionmenge hingegen ist hoch genug und stellt den Genrefan mehr als zufrieden.
Was die Story angeht, da muss bei „xXx 2“ ähnliche Abstriche wie beim Vorgänger machen: Sie wird zügig vom Leder gezogen und bietet solide Spannung, doch einen Blumentopf für Originalität gewinnt sie nicht. Wer der Bösewicht ist, das kann man anhand der Charakterzeichnung fast auf Anhieb merken und es wird nach weniger als 30 Minuten eh enthüllt. Ein paar etwas überraschendere Wendungen kann die Geschichte schon bieten, doch sonderlich ausgeklügelt ist der Plot nicht. Andrerseits: Dies ist ein reiner Actionfilm und als solcher funktioniert „xXx 2“ sehr gut.
Als xXx-Agent der neuen Generation macht Ice Cube zudem einen sehr guten und vor allem sehr coolen Job, obwohl er nicht ganz in die Fußstapfen Vin Diesels treten kann. Samuel L. Jackson ist gewohnt lässig, Michael Roof hat endlich mehr zu tun als im Vorgänger und Willem Dafoe liefert eine mehr als solide Performance ab. Xzibit hingegen ist (wie viele Musiker beim Film) mäßig talentiert, hat jedoch keine größere Rolle und fällt daher nicht negativ auf.
Schlussendlich muss man allerdings eingestehen, dass „xXx 2“ blöd ist, doch aus dieser Schwäche macht der Film eine Stärke, denn er ist ehrlich blöd. Man fühlt sich an übertriebene, unplausible Action der 80er Marke „Phantom Kommando“ erinnert, neben den Seagals Kinofilme wie intellektuelle Werke des Autorenfilms aussehen. Doch würde man es nicht vermissen, wenn fast ein komplettes Team aus einem Gebäude läuft, um auf ein Ablenkungsmanöver hereinzufallen, und nur zwei Alibiwachen zurückbleiben? Würde der Film nicht an Charme verlieren, wenn Stone selbst meterhohe Stürze in Wasser unbeschadet übersteht (immerhin denkt das physikalische Gesetz, dass man die Wasseroberfläche vorher aufrauen muss)? Käme der Film nicht bieder daher, wenn Stone und seine Ex-Flamme nicht ständig mit sexuellen Anspielungen über Autos reden würden? Herrlich auch die Sprüche: „Die schießen auf uns!" - „Willkommen im Ghetto, Collegeboy."
Wären Jackson und Dafoe nicht mit von der Partie und wäre er „xXx 2“ direkt in die Videotheken gekommen, man würde von klar von B-Action reden können. Doch für den Genrefan ist das eine diebische Freude, denn wann hat man schon die Chance (quasi) B-Action auf der Kinoleinwand zu sehen. An sich schade, dass die Story eher schlapp ist und das Finale durch Billig-CGI verärgert, doch ansonsten ein fetziges Actionvergnügen.