Review
von Alex Kiensch
Nachdem "xXx - Triple X" mit Vin Diesel als unorthodoxer und politisch unkorrekter James Bond an den Kinokassen erfolgreich eingeschlagen war, ließ die Fortsetzung nicht lange auf sich warten. Da den Produzenten Diesels Gagenvorstellungen allerdings zu hoch ausfielen, ersetzte man ihn kurzerhand durch Rapper und Schauspieler Ice Cube. Nicht die einzige Veränderung, mit der man dem zweiten Teil den Todesstoß versetzte.
Dabei hält sich "xXx 2 - The next level" lange Zeit eigentlich ganz wacker. Das Wichtigste, die Action, kracht meistens gewaltig: Stark gefilmte Faustkämpfe, krasse Stunts und donnernde Schießereien und Explosionen bieten dem Genre-Fan viel für Herz und Auge. Ohne Superzeitlupen und ähnliche Spielereien überzeugt der Film hier wie der Vorgänger mit klassischer, aber ins Gigantomanische gesteigerter Action. Auch das Tempo stimmt: Der Schnitt ist rasant, ohne hektisch zu werden, und der Rock- und Hip-Hop-Soundtrack unterhält anfangs gut. Inklusive einiger netter Seitenhiebe auf den Ur-Triple X ("Triple X? Klingt wie ein Pornostar!") kann die Fortsetzung trotz veränderten Personals eine ganze Weile bei der Stange halten.
In der zweiten Hälfte jedoch lahmt er zusehends: Wenn allmählich klar wird, um welch gefährliche Verschwörung sich die Story dreht, verabschieden sich Glaubwürdigkeit und Logik ziemlich schnell. Und aus der politischen Unkorrektheit wird hier kaum verhohlener amerikanischer Waffen- und Gewaltfetischismus. Wurde dem Zynismus von Samuel L. Jacksons Figur Gibbons im ersten Teil noch Diesels grobe, aber ehrliche Loyalität entgegen gesetzt, findet sie hier nur noch Bestätigung: Da erschießt Gibbons eine Gegnerin und erklärt Triple X: "Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie hätten das Miststück umbringen sollen!" Zusammen mit dem waffenstarrenden Rettungseinsatz für den Präsidenten ergibt sich so die Aussage, dass Waffengewalt der einzige Lösungsweg für komplexe Probleme und Bedrohungen ist.
Darüber hinaus verharren auch die Dialoge auf unterem Niveau. Die betont coolen Oneliner, die Ice Cube und Co. in den Mund gelegt werden, wirken schon sehr bald allzu bemüht, ebenso wie eine ganze Reihe von Gags. Auch das Frauenbild ist bedenklich - zu mehr als Augenfutter und unbedingter Hilfsbereitschaft für den Helden reicht es nicht - und die Ausflüge in die illegale Tuner-Szene erinnern streckenweise eher an die "The Fast and the Furious"-Reihe.
Über all das könnte man womöglich noch wohlwollend hinwegsehen, käme dann nicht der wirklich peinliche Showdown: Mies getrickst, mit Stunts fernab jeder Logik und billigster Hau-drauf-Dramaturgie wird ein fahrender Zug gekapert und der Bösewicht platt gemacht (charismatisch von Willem Dafoe verkörpert, der ähnlich wie in "Speed 2 - Cruise Control" recht unterfordert wirkt). Das bisschen Spannung vom Anfang ist hier schon längst verpufft. Was bleibt, ist ein eher durchschnittlicher Action-Kracher, der zunehmend hanebüchen und machohaft wird. Dass Ice Cube einfach kein Vin Diesel ist, egal wie böse er dreinschaut, muss man eigentlich nicht extra erwähnen. Alles in allem bleibt die Neuauflage des starken ersten Teils also eher auf Sparflamme.