Review

Covertext: „Parker und Longbaugh sind absolute Junkies der Gewalt. Sie taumeln von einem brutalen Exzess zum anderen. Sie bitten nicht um Verzeihung. Ihre Geschichte verläuft ohne Kompromisse, brutal und schlicht. Sie kennen nur einen Weg: The Way of the gun.“
Klingt also, wenn man dem Werbetext glauben möchte, nach einer Mischung aus NBK und tarantinoesken Versatzstücken. Nur, ist es das?

Never harm a pregnant girl
Die beiden Kriminellen Parker (Ryan Phillippe) und Longbaugh (Benicio Del Toro) verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit allerlei illegalen Machenschaften. In einer Samenbank hören sie plötzlich den Doktor telefonieren, der etwas von einer jungen Frau erzählt, die das Kind des reichen Politikerehepaares Chidduck austrägt und dafür eine Million Dollar erhält. Da richten sich natürlich die Ohren der beiden windigen Hunde auf und sie beginnen mit der Spurensuche. Es dauert nicht lange und sie haben Robin (Juliette Lewis) in einem Ärztehaus gefunden. Das Ziel: Robin entführen und 15 Mio. Dollar erpressen. Das Problem: Sie wird auf Schritt und Tritt von professionellen Bodyguards eskortiert. Doch was wären Parker und Longbaugh für Schurken, wenn sie es nicht trotzdem irgendwie schaffen würden? Doch mit dem geglückten Kidnapping hören die Komplikationen nicht auf, denn nun haben sie nicht nur eine Hochschwangere, sondern auch eine Reihe bewaffneter Jäger auf dem Hals, die sie mit dem größten Vergnügen in die ewigen Jagdgründe schicken wollen…

The way of the fun…
… wurde hier schon nach den ersten zwei Minuten verloren. In gewissem Sinne wirkt der Film wie das Produkt eines Schizophrenen. In besagtem Anfang gibt es eine wirklich lustige und begrenzt coole Episode. Ab da beginnt jedoch die nahezu tödliche Lethargiephase des Films. Die Laufzeit von etwas mehr als 2 Stunden ist überdeutlich zu lang. Dass das Drehbuch vom selben Autor stammen soll, der schon Die üblichen Verdächtigen schrieb, hält man für fast unmöglich angesichts des langweiligen Plots, des zähen Verlaufs und der uninspirierten und noch dazu unglaubwürdigen Wendungen. Die Charakterzeichnung ist praktisch nicht vorhanden, denn weder über Parker und Longbaugh, noch über irgendeine andere Figur erfährt man hier elemtare Informationen. So kommt es, dass der Zuschauer teilnahms- und emotionslos vor dem Bildschirm sitzt und dem nervigen Treiben der Protagonisten zusieht. Doch mehr als das empfand ich die beiden „Helden“ sogar eher als unglaublich unsympathisch, denn ihre unmoralische Philosophie bringen sie derart plump und reaktionär an den Mann, dass man vor Ärger die Platte aus dem Player nehmen möchte. Das Allerschlimmste ist jedoch die deutsche Synchronisation, die dem Film (zumindest bei nicht englischsprechenden Menschen) den Todesstoß versetzt. Die Figur des Parker wird von einem Sprecher mit äußerst unsympathischer Stimme gesprochen und das noch dazu wirklich laienhaft. Es werden ganze Wortendungen verschluckt und durch die relativ tiefe Stimmlage ist das Gesagte teilweise schwer zu verstehen. Das passt nicht zu Ryan Phillippe, das passt nicht zu diesem Film. Was sich „Highlight Video“ dabei gedacht hat, einen solchen Dilettanten ans Mikro zu lassen, bleibt mir schleierhaft. Der Film nervt außerdem mit bedeutungsschwangeren Monologen und pseudowichtigen Dialogen, die jeder Beschreibung spotten. Die spärlich gesäte Action (offensichtlich Christopher McQuarries Stärke) bietet erst am Ende einige Schauwerte und stellt den Höhepunkt des Films dar.

No way!
Was sich die Beteiligten bei diesem Streifen gedacht haben, würde mich brennend interessieren. Noch viel mehr, wie es der (hoffnungslos gefloppte) Film in die Kinos geschafft hat, denn alle Zutaten werden hier zu einem überdurchschnittlich schlechten Mix verwurstet, der Äonen von Tarantino und Co. entfernt ist. Story, Schauspieler, Regie – alles Totalausfälle.
Lediglich ein Gutes hat der Film zutage gefördert: Man weiß nun, wie sich Juliette Lewis fortbewegen würde, wenn sie mal einen Braten in der Röhre hat…

Dialoghighlight: „Stopf Deiner Schlampe das Maul, sonst zeig ich ihr mal, wer hier eine Fickniete ist!“

2 von 10 James Caan-Biographien

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