Review

Ich muß sagen, ich hatte ein bißchen Angst, als ich den Vorführraum betrat. Neben dem "Herrn der Ringe" hat wohl kaum ein Buch so tiefe Spuren in meiner Sozialisation hinterlassen wie der "Anhalter", und wieviele glanzvolle Momente jugendlichen Lesehungers hat das Kino bereits zertrümmert... Peter Jackson ist die Gratwanderung zwischen Werktreue und filmischer Neuschöpfung ganz gut gelungen, gelegentliche Patzer gingen im Gesamteindruck unter - doch ein Buch wie der Anhalter, das so sehr auf Wortwitz und Situationskomik ausgelegt und gleichzeitig derartig voll ist von philosophischen Spitzfindigkeiten und ausführlichen Erklärungen, ist um einiges schwieriger auf die Leinwand zu bringen als ein schlachtenreiches Epos wie der Herr der Ringe.
Kurz gesagt: Jennings ist es nicht geglückt, eine befriedigende Verfilmung des Buches von Douglas Adams abzuliefern. Doch er hat die ursprünglichen Adams'schen Motive und den ohnehin schon abstrusen Plot geschickt aufgenommen und ein Art Hommage an die genialen Anhalter-Bücher geschaffen, und das ist schon eine ganze Menge. Daß Douglas Adams Name im Vorspann auftaucht ist zwar ein großer Nonsens, denn obgleich er sicher seine Freude an diesem Film gehabt hätte, ist Jennings doch meilenweit vom ursprünglichen Anhalter entfernt. Aber es macht Spaß, zu verfolgen, welche Wege die Charaktere nehmen, wenn Jennings sie auf seine eigene Spielwiese setzt. Die mag etwas dröger und langweiliger sein als die von Adams (diese Liebesgeschichte zwischen Arthur und Trillian ist wirklich unnötig), doch sie eröffnet auch eine ganze Reihe neuer Perspektiven auf die Story. Die Visualisierung des Unwahrscheinlichkeitsdrive z.B. ist echt gut gelungen, ebenso Arthur's Fahrt durch Magrathea. Die Vogonen, obgleich etwas zu omnipräsent, sind klasse, besonders, weil sie zur Abwechslung mal nicht computergesteuerte Avatare sind sondern Puppen aus dem Hause Hanson - wann hat man das zum letzten Mal gesehen bei einer Produktion dieser Größenordnung? Überhaupt wirken die Kulissen und Effekte angenehm real, und das rettet eine ganze Menge. Die Anhalter-Bücher sind ja nicht zuletzt deswegen so komisch, weil das Universum trotz high-tech und hyperraum erschreckend mittelmäßig und irdisch wirkt, da hätten glattgebügelte Animationen á la Star Wars einfach völlig deplatziert gewirkt. So macht es einfach Spaß, mit anzusehen, wie Trillian das Mini-Laserschwert zückt, das nicht etwa zum ehrbaren Kampf von Gut gegen Böse verwendet wird, sondern zum Schneiden und gleichzeitigen Rösten von Toastbrot. An Stellen wie dieser scheint der trockene Adams'sche Humor deutlich durch, wohingegen er anderen Ortes (beim Babelfisch z.B.) eher untergeht.
Was mich jedoch völlig versöhnt hat mit Jennings Werk ist der kleine cameo-Auftritt, den der alte Blechbüchsen-Marvin aus der BBC-Serie hat. Ich möchte nicht zuviel verraten, doch dieser winzige Moment, als Arthur an Marvin (dem alten) vorbeispaziert, kurz innehält und den Roboter anblickt, als hätte er ihn von irgendwoher wiedererkannt, dann aber weitergeht - das ist mehr Douglas Adams als alle vogonischen Gedichte und Handtuch-Witze. "Oh nein! Nicht schon wieder!" denkt wenig später der Petunientopf...
Zusammengefasst: Der Film ist längst nicht so gut wie die BBC-Serie, die eindeutig dem Hörspiel unterlegen ist, welches wiederum vor Schamesröte herniedersinken sollte vor dem Glanz des glorreichen Buches, mit dem alles anfing - aber der vierte Platz in einer solchen hochklassigen Reihe ist schon verdammt viel!

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