Neues aus der Rubrik „Gialli, die kaum jemand kennt“, und im Gegensatz zu anderen raren Perlen ist mir das bei diesem Vertreter kein Rätsel. Er hat zwar auch seine Vorzüge, nur lassen die leider ziemlich lang auf sich warten. Nach einer nicht einordbaren Anfangsszene werden wir Zeuge eines Bootsrennens, das wortlos verläuft und seine 4 Minuten geradezu endlos erscheinen lässt. Plötzlich geschieht ein technischer Zwischenfall, Hauptcharakter Marco wird aus dem Boot geschleudert und bekommt vom Arzt eine Notoperation mit anschließendem Gedächtnisverlust spendiert. Zuhause bei Familie und Freunden hofft er, seine Erinnerungen aufzufrischen und Entspannung zu finden, doch wird ihm letzteres dank einem Mörder nicht erfüllt.
Haben wir es hier mit einer Intrige gegen Marco zu tun? Ist er womöglich selbst der Killer ohne sich seiner Verbrechen bewusst zu sein? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Um ehrlich zu sein, hab ich nicht verstanden wer hier wen verarschen will, und nach dem Lesen anderer Reviews im Web zu urteilen, scheine ich mit meiner Verwirrung nicht alleine dazustehen. Einige Taten werden aufgelöst, aber wieso tauchen ohne Erklärung Tote wieder auf? Ungereimtheiten wie diese machen das Gesehene zwischendurch interessant, ebenso Marcos Flashbacks die sich mit zunehmender Spielzeit häufen. Man will wissen was es mit den seltsamen Erscheinungen auf sich hat, wer wen umbringt und warum, was in einem spektakulär eingefangenen Finale gipfelt. Es ist daher verdammt schade, dass man am Ende nicht wirklich schlauer ist, was Motive und Täterschaften angeht. Wahrscheinlich haben sich die Macher gedacht, dass mehrere Twists ausreichen um solche Fragen uninteressant werden zu lassen. Ich gehöre jedoch zu den Menschen, die in diesem Genre eine schlüssige Auflösung erwarten, sonst komm ich mir nach einem derartigen Angriff auf die Logik irgendwie veräppelt vor.
Immerhin hat „Cross Current“ (ohne Worte) auch Sehenswertes zu bieten. Wenn Terry, die sich an den verheirateten Marco ranschmeißt, in einer Disco zu Christies „Yellow River“ ihre Hüften schwingt, groovt man unweigerlich mit. Später gibt es dann noch einen Bitchfight zwischen ihr und seiner Ehefrau Monica, während Marco bei einer Flasche J&B endlich abschalten will. Apropos J&B: den sieht man ja in fast jeder italienischen Produktion (achtet mal darauf), aber so oft wie hier wurde er meiner Meinung nach selten in Szene gesetzt. Das Zeug fließt literweise, weswegen wohl auch niemand weiß was los ist. Vielleicht macht der Streifen besoffen mehr Sinn, nur fand ich ihn insgesamt nicht so gut, als dass ich mich auf dieses fragwürdige Experiment einlassen würde – 5/10.