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Inspiriert von 50er-Jahre-Serien wie den "Adenventures of Superman" dauerte es nicht  lange, bis auch Japans erster Zelluloid-Superheld das Licht erblickte. Der Prototyp für Serien wie Ultraman hörte auf den Namen Super Giant: Ein Typ von einem anderen Stern, der es in seinem Ganzkörperkondom auf neun Filme à 50 Minuten schaffte, wovon zwei (bzw. zum Ende drei) Teile eine fortlaufende Handlung erzählten.

Entstanden in den späten 50ern, reimportierte Walter Manley Enterprises diesen Superman-Ripoff 1964 zurück nach Amerika, schnibbelte die neun Teile zu vier mundgerechten Portionen in Spielfilmlänge zusammen und benannte den Protagonisten in Starman um. "Atom Rulers Of The World" ist die 74-minütige Quintessenz der ersten beiden Super Giant-Filme.

Demnach haben die Amis das ursprüngliche Material um gut ein Viertel beschnitten. Allerdings derart geschickt, dass es dem Betrachter, der die japanischen Originale nicht gesehen hat, kaum auffallen dürfte. Die Handlung wirkt stringent, mögliche Gedankensprünge überbrückt die allwissende Stimme aus dem Off, die jeden Schritt des außerirdischen Heroen kommentiert.

Davon mal ab wird der Plot sowieso erfreulich übersichtlich gehalten: Auf einem fremden Planeten tagt ein intergalaktisches Konzil - eine Koalition aus überdimensionierten Robo-Marionetten und wild gestikulierden Statisten in Seesternkostümen - das sich um das Wohlergehen des Universums sorgt. Schließlich plant eine terroristische Organisation die Weltübernahme mit Hilfe einer atomaren Waffe, die bei ihrem Gebrauch auch den Rest der Sternstraße pulverisieren könnte. Ein Fall für den unbezwingbaren Starman, der mit seinem "Globe Meter", eigentlich ein einfacher Chronometer mit einer Landkarte drauf, radioaktives Material aufspüren kann.

So kommt Starman auch gleich einem Gangsterduo auf die Schliche, das per Flugzeug "nuclear devices" ins Land der aufgehenden Sonne schmuggelt. Ein kurzer Griff ans Ruder (!) des Jumbojets, eine beherzte Klopperei und - schwupps - sind die Bösewichter gestellt. Nur leider hat es ein Haufen japanesischer Strolche aus dem Waisenhaus auf die Aktentasche, in der die ultimative Waffe transportiert wird, abgesehen. Im Gegenzug nehmen die gerade noch überrumpelten Gangster eine zurückgelassene Vollwaise als Geisel. Aber kein Ding für Starman...

Und so entfaltet sich ein kurzweiliges Hin-und-Her, in dem Starman es nur darauf anlegt, ein paar Schergen zu vermöbeln. Einstudierte Kampfchoreographien, keineswegs so profesionell wie in den gängigen Martial-Arts-Streifen, halten den Zuschauer in einem sonst eher kindlichen Spektakel bei Laune. Die Special-Effects fallen dabei erwartungsgemäß charmant-naiv aus. In unzähligen Einstellung schwebt Starman vor Projektionsleinwänden vorbei, besonders frivole Kampfeinlagen werden durch einfaches Rückspulen der Aufnahmen erzeugt. Soviel zu den zeitgenössischen Genre-Standards. Aber es geht noch grottiger: Besonders göttlich ist  der Establishing Shot auf die super-geheime Kommandozentrale

der Terroristen: Während sich in einem Pappmarché-Felsen eine Klappe

öffnet, schwebt ein hölzener Miniatur-Hubschrauber heran - wer weiß, ob


Starman nicht doch die Steilvorlage für die "Thinderbirds"geliefert hat?

Allerdings muss man der Regie zu Gute halten, dass sie immer wieder versucht, unverbrauchte Einstellungen zu präsentieren. Beispielsweise im Laufe eines Schwertkampfes, der zunächst mittels Schattenspiel eingeläutet wird, bevor wir - nach einem kurzen Schwenk - die eigentlichen schwertkämpfenden Körper zu sehen bekommen. Und auch das Spiel mit den Bildebenen kann sich in den Prügelsequenzen sehen lassen.

Abseits der Keilereien verursacht "Atomic Rulers" jedoch immer wieder spontane Narkolepsie. Die Dialoge sind ein Graus, zumal sich der Dünnbrett-Plot auch ohne ihren Einsatz von selbst entwickeln könnte. Manchmal lohnt es sich aber dann doch mal, etwas genauer hinzuhören - damit man genüsslich die Hände über dem Oberstübchen zusammenschlagen kann. Denn warum übergibt Starman das radioaktive Material, das er soeben aus den Terroristen heraus geprügelt hat, den Kindern (!) im Waisenhaus? Mit dem gefundenen, entleerten Revolver dürfen die Lümmel aber dann doch nicht spielen. Pädagogisch wertvoll.

Nichtsdestotrotz bleibt "Atomic Rulers" ein sorgloser Streifen, der selbst zu seiner Entstehungszeit eher Familien als waschechte Comic- oder Sci-Fi-Fans angesprochen haben dürfte. Schmeckt irgendwie nach einer Mischung aus "Lassie" (die extraterrestische Variante wohlgemerkt) und simpler Bud Spencer-Hau-Drauf-Action. Meinen nicht vorhandenen Kindern würde ich "Atomic Rulers" aber dennoch nicht zeigen. Ken Utsui in durchnässter Latexkluft mit Blick auf Nippel und Schrumpelgenital beschert schlaflose Nächte. 5/10

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