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Königreich der Himmel. Klingt schon wieder wie ein ekstatischer Höhenflug des renommierten Regisseurs Ridley Scott, der spätestens seit seinem Erfolgshit „Gladiator“ auf einem ganzen Berg Lorbeeren sitzt. Kühn wagte er sich dementsprechend auch an das heutzutage nicht unbrisante Thema der mittelalterlichen Kreuzzüge heran und erzählt ein kurzweiliges Epos mit einer ganzen Riege passend angegrauter Altstars. In der Hauptrolle dürfen wir Legolas bewundern, der sich nicht nur die Haare geschnitten und gefärbt, sondern auch sein Gesicht vor den unerbittlichen Orks mit einem dezenten Fast-Vollbart versteckt, einen verbitterten Schmied spielt, dessen Frau sich das Leben nahm. Eines Tages taucht Oskar Schindler bei ihm auf, ein Edelmann und Kreuzritter (okay, Liam Neeson) und behauptet, sein verschollener Vater zu sein und mit der Bitte, ihn nach Jerusalem zu begleiten, wo man angeblich dem lieben Gott am nächsten sei und alle seine Sünden vergeben bekäme. Eigentlich hat Legolas darauf gar keine Lust und will lieber weiter Orks jagen, aber er sieht sich nach dem Mord an einem Priester gezwungen, zu verduften und schließt sich nun doch der Gruppe seines Vaters an, in der zugegebenermaßen ein paar ziemlich coole Gestalten mitmischen. Nach einem Gefecht im Wald (in dem die Gruppe gegen den Schauspieler mit dem besten Auftritt im Film kämpfen müssen: nämlich keinem Geringeren als Dänemarks Number One Nikolaj Koster-Waldau, der jedoch mittels Schädelspaltung nicht lange im Film verweilt, schade eigentlich) trifft man irgendwann auch in Jerusalem ein und Legolas wird nach mehreren Umständen Herr seines eigenen Landes. Wäre der momentane König der Stadt als Feind nicht schon schlimm genug (der vormalige Lepramann alias Edward Norton dankt leider irgendwann ab), steht baldigst auch der muslimische Feldherr Saladin vor den Toren, und es kommt zu einer Schlacht gigantischen Ausmaßes...

Na gut. Ist alles ganz nett. Die Kämpfe (besonders der erste im Wald) sind hervorragend gemacht, und die dargestellte Gewalt findet einen angenehmen Pfad zwischen zu soft (wie in Kevin Reynolds familientauglichem Robin Hood) und zu übertrieben (wie in Mel Gibsons unsäglich-parteiischem und egomanischen Braveheart) und zurück bleibt exzellente Monumentalaction, mal in kleinerem Stile, mal höchst bombastisch, wenn auch leider mal wieder viel zu CGI-lastig, was heutzutage wohl kaum noch zu vermeiden ist. Die Darsteller sind exzellent und gerade auf Seiten der Moslems wird großartige, hingebungsvolle Arbeit geleistet. Auch die großen Namen des Streifens sind ihr Geld wert: Orlando Bloom ist prima und seine Darstellung verhindert eine allzu eindeutige Perfektionierung der heldenhaften Titelfigur. Jeremy Irons, meiner Meinung nach ja ein ganz Großer, gibt den griesgrämigen Veteran und vor allem Brendan Gleeson als durchgedrehter Herzog gibt eine erstklassige Performance ab. Diese gefällt am Ende sogar dem Saladin und der weiß sich auch herzhaft zu bedanken. Die Filmmusik ist toll (auch wenn ich meine, einen kleinen Part aus einem meiner Lieblingsfilme, nämlich „The Crow“ zu kennen glaube), und der historische Hintergrund wird weder moralisch irgendwie breitgetreten noch vollkommen ignoriert, was für einen Film Marke Hollywood mehr als nur löblich ist. Zwar sind manche Schnitte und Szenenwechsel für ein Epos dieser Art deutlich zu schnell und lassen so manche Gegebenheit unbefriedigend zurück, doch das schmälert den Gesamteindruck nur marginal.

Insgesamt auf jeden Fall einer der besseren Historienfilme und durchaus die Anschaffung der entsprechenden DVD wert. Gladiator fand ich zwar dann doch emotional ein wenig bewegender, doch „Königreich der Himmel“ bleibt insgesamt ein prachtvoller Film mit ungewohntem Ende und tolle Bildern.

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