Als bei Kanal-Bauarbeiten im Herzen Berlins durch eine gewaltige Explosion ein Mensch ums Leben kommt, glauben die zuständigen Behörden noch an eine unkontrolliert detonierte Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg. Noch ahnt niemand, daß eine mörderische Vernichtungsmaschiene in Gang gesetzt wurde, die Berlin mit 800 Tonnen unterirdisch plaziertem Sprengstoff dem Erdboden gleichzumachen droht: "Ragnerok", die alles reinigende Götterdämmerung, ist eingeleitet. Die Uhr der Vernichtung tickt nun unaufhaltsam und die Drahtzieher des ehemaligen SS-Geheimkommandos "Thors Hammer" sind allem Anschein nach ebenfalls noch lange nicht Geschichte...
Joe Coppolettas TV-Produktion "Götterdämmerung - Morgen stirbt Berlin" gehört ganz eindeutig zu den besten Fernsehfilmen, die in den letzten Jahren über die Mattscheibe flimmern durften. Eine schaurig-faszinierende, garnicht so undenkbare Schreckensvision als Basis für eine temporeiche Story, eine den Verhältnissen entsprechend sehr ansehliche technische Umsetzung mit schicken Panoramashots und schummrigen Kanalsystemen sowie last but not least ein ansprechender Cast sorgen hier für packende Unterhaltung. Action spielt insgesamt eine eher untergeordnete Rolle (als da wären: vereinzelte, unspektakuläre Tötungen, Tauchszenen und eine einleitende Explosion), vielmehr zieht "Götterdämmerung" den größten Teil seines Potenzials aus seiner erstklassigen Grundidee - die allerdings für meinen Geschmack noch intensiver hätte ausgearbeitet werden können! Mehr (fiktiver) Background und ein stärkerer Fokus auf eben diesen wäre hier wohl das probateste Mittel gewesen. Stattdessen gleitet der hochexplosive Wettlauf gegen die Zeit und die dunkle Vergangenheit nach packendem Beginn zur zweiten Filmhälfte hin etwas zu sehr in konventionelle Handlungselemente wie z.B. Erpressung zwecks Informationsgewinn ab. Eine nüchternere, historisch ausgefeiltere Variante hätte mir da weit besser gefallen..
Aber wahrscheinlich wollte man schlicht das auf eher geradlinige Inhalte ausgerichtete Massenpublikum zur besten Sendzeit auch nicht mit zuviel Historie und Komplexität vor den Kopf stoßen, weswegen ich in dieser Hinsicht auch keine markanten Punktabzüge ansetzen möchte. Immerhin bleibt einem die ansonsten obligatorische Lovestory weitesgehend erspart, das ist doch auch schonmal was! Nicht erspart bleiben der leidgeprüften Zuschauerseele jedoch die einmal mehr etwas überzeichneten Charaktere nach typisch deutscher TV-Machart: Da hätten wir den durch nichts zu erschütternden Macho-Schönling zum einen, die passionierte Junghistorikerin, die schon beim leisesten Anflug des Wortes "Nazi" kurz vorm hyterischen Anfall steht zum anderen - oder auch einfach nur den stets grimmig dreinschauenden Polizeikommisar von der Bürokraten-Stange. Die Klischees geben sich artig die Klinke in die Hand, aber letztlich ists beileibe nicht so penetrant, als daß es den Film ruinieren würde.
Fazit: Dank engagierter und überzeugend agierender Darsteller, zu nennen wären hier insbesondere Jungstar Christiane Paul, ergibt sich zusammen mit den technischen und inhaltlichen Qualitäten ein doch sehr positives Gesamtbild. Schade bloss, daß das große Potenzial der Story gegen Ende ein wenig verschenkt wird und hinlänglich bekannten Thriller-Komponenten weicht. Was allein in Sachen "Cliffhanger" kurz vorm Abspann noch möglich gewesen wäre, der Phantasie wären kaum Grenzen gesetzt...