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Die, in der Filmwelt wohl einmalige, Geschichte, um das Phänomen des Prequels zum Horror-Klassiker "Der Exorzist", dürfte wohl allgemein bekannt sein. Ein ambitionierter Regisseur namens Paul Schrader wird beauftragt, eine Vorgeschichte zu "Der Exorzist" zu drehen. Doch das ruhige und mehr auf ein Drama bedachte Endergebnis, ging den zuständigen Produzenten so gegen den Strich, dass sie ihn kurzerhand feuerten und mit Renny Harlin einen weiteren ambitionierten Regisseur auf den Regie-Stuhl setzten, der den Film kurzerhand komplett neu drehen ließ, dieses mal mit Bedacht auf Action und Effekte. Den Produzenten gefiel es, doch das Publikum buhte und die Rufe nach Schraders Version der Geschichte wurden immer lauter. Nach einigem Hin und Her entschied man sich nun auch Schraders Version unter das Volk zu bringen, wenn auch dieses mal gleich auf DVD. Doch wirklich befriedigen kann diese, maximal leicht bessere, Version auch nicht.

Denn im Grunde könnte man sagen, dass es auch Schraders Version in keinster Weise schafft, dem Original, auch nur im geringsten, das Wasser zu reichen. Denn Schraders Version fehlt das, was Harlins Film zu viel hatte und umgekehrt. Während nämlich Harlin, bei all seinen Effekten und Actionszenen, die Storyelemente vollkommen aus den Augen verlor, fehlt es Schraders Version an Punkten, die einen Exorzisten-Film zu dem machen was er ist, den Gruselelementen. Die Story an sich ist dabei gar nicht mal so dumm ausgefallen und kann als Vorgeschichte, zu einem der grandiosesten Horrorschocker aller Zeiten, durchaus überzeugen.

Hauptsächlich konzentriert sich der Film auf den gefallenen und zerknirschten Pater Merrin, der der Kirche und dem Glauben, nach einem dramatischen Zwischenfall, den Rücken zugewandt hat und nun als Wissenschaftler zu einer Ausgrabung gerufen wird, zusammen mit dem jungen Prister Francis. Eine alte vergrabene Kirche wurde gefunden, die es zu erforschen gilt. Doch in dieser Kirche herrscht das Böse und ein junger Mann wird von einem bösen Dämon besessen, den man nur durch einen Exorzismus wieder austreiben kann. Klingt im Grunde nach Horror, doch Horrorelemente besitzt diese Version der Anfangsgeschichte kaum. Wie schon weiter oben erwähnt, geht es hauptsächlich um Pater Merrin und seinen Kampf mit der Vergangenheitsbewältigung. Sehr tiefgehend und sehr gründlich wird dem Zuschauer seine Figur vorgestellt, so dass man das Tun und Handeln des zerrissenen Paters durchgehend nachvollziehen kann.

Und auch sonst lässt sich die Geschichte sehr viel Zeit, bis es zu einigen wenigen Gruselelementen kommt. Langsam aber sicher wird das Grauen immer mehr spürbar und die Spannung auf das, was da irgendwann kommen mag, hält sich auf einem guten Niveau. Zudem kann auch die Afrika-Atmosphäre wieder sehr gut überzeugen und der Einsatz verschiedenster Farbfilter trägt seinen Teil, zu einer knisternden Atmosphäre, gut bei. Dazu ein wunderbarer Score, der das Geschehen optimal unterstreicht.

Nun gut, alles in allem hätte der Streifen also durchaus überzeugen können, wenn es sich hierbei nicht um einen Exorzisten-Film handeln würde. Und vor allem der erste Exorzist hat gezeigt, wie man eine packende und dramatische Geschichte, optimal mit tiefsitzenden und furchterregendem Horror verpacken kann. Paul Schrader will dieses Kunststück aber leider nicht gelingen. Denn bis es wirklich zu gruseligen Effekten kommt, dauert es doch eine ganze Weile. Ja im Grunde gibt es außerhalb des Finales kaum etwas zu sehen, was den Zuschauer irgendwie packen könnte. Einmal gibt es eine kurze Alptraum-Sequenz von Merrin zu betrachten, ein anderes Mal eine Teufelsfratze, ein paar rote Augen und ein paar schlecht animierte Hyänen und das war es dann auch schon, bevor es dann im Finale noch einmal richtig zur Sache gibt.

Und im Finale wird das ganze Treiben dann leider wieder genauso hanebüchen, wie die Version von Harlin. Während die Geschichte sich bis jetzt zwar mächtig gezogen hat aber alles in allem dennoch überzeugen konnte, so dreht sich der Film nun plötzlich um 180 Grad und präsentiert ein flottes, aber auch total blödsinniges Finale, das zum ganzen Geschehen nun plötzlich gar nicht mehr passen will. Hier haben die Drehbuchschreiber all ihre Ideen für einen gruseligen Plot, die sich während des Schreibens zusammengebraut haben, mit einem Schlag zu Papier gebracht und das ist dann einfach "zuviel des Guten" gewesen. Hätten sie ihre Schauer-Ideen über den ganzen Film verteilt und nicht erst am Ende rausgelassen, dann hätte Schraders Version vielleicht wirklich alle (oder zumindest die meisten) Erwartungen erfüllen können. Schade drum!

Was die Darsteller angeht, so kann vor allem Stellan Skarsgård wieder vollauf überzeugen. Da die Figur des Merrin sich in beiden Versionen doch ziemlich ähnlich ist, war das sicher auch keine große Kunst, doch als Nachfolger des großen Max von Sydow, macht er seine Sache auch beim zweiten Mal (bzw. ja eigentlich ersten Mal) wieder richtig gut und überzeugt in seiner Rolle. Und auch alle anderen Darsteller gefallen!

Fazit: Maximal leicht bessere erste Version, des Exorzisten-Prequels, die zwar mit einer besseren und runderen Geschichte aufwarten kann, allerdings die Gruselelemente, die zu einem Exorzisten-Film nun einfach gehören, schmerzlich vermissen lässt und erst im Finale freilässt, welches dann aber leider so unglaubwürdig, überfrachtet und blödsinnig geraten ist, dass es dem ganzen Film doch eher schadet als nutzt. Eine bessere Verteilung des Grauens, über den ganzen Streifen, hätte aus der Schrader-Version durchaus einen würdigen Exorzisten-Vorgänger machen können. So bleibt sie leider nur der knappe Gewinner, beim Kampf um das bessere Exorzisten-Prequel. Wer nur eine der beiden Versionen im Schrank haben will, sollte zwar lieber zu Schrader greifen, doch wirklich gebraucht, hätte es auch diese Fassung nicht.

Chance vertan, wie man so schön sagt!

Wertung: 6/10 Punkte

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