Version: 2. Synchro (1982)
“Werkzeuge soll man eigentlich nicht verpumpen, aber für einen alten Kumpel, der das gleiche Schicksal teilt.“
Von dem Erfolg der Trinità- a.k.a. Trinity-Filme haben erstmal alle profitiert, die daran a) beteiligt waren und b) schnell genug auf den entsprechenden Zug aufgesprungen sind, die Produzenten hiervon selber, die Hauptdarsteller natürlich, die Verleiher, die älteres Material noch einmal entsprechend ähnlich umbenannt haben oder versucht, mit neuen Synchronisieren einen passend humoristischen Tonfall anzuschlagen, auch wenn die Ausgangslage das gar nicht oder nur so mäßig und damit mühselig hergibt. Auch die Nachahmer, war der europäische Western ab der Hälfte der Sechziger erst bitter- bis todernst, ab den frühen Siebzigern diese Abart aber nicht mehr gefragt, ging es ab nun an in die Komödie. Auslöser mit war vor allem Die rechte und die linke Hand des Teufels, ursprünglich auch anders, nämlich im Fahrtwind von Django und mit einer gänzlich anderen Besetzung und dann einer längeren Veränderung und Produktionsphase mit einigen Schwierigkeiten auch angedacht. Hill als damals noch Namhafter von Beiden, gibt den Filmen im Original und auch im englischsprachigen Raum (und den vermeintlichen, da umbenannten Trinity-Filmen, darunter so unterschiedliche Werke wie Der Teufel kennt kein Halleluja oder Rita und die blauen Bohnen) den Titel und bekommt entsprechend die Erstnennung, das Duo noch im Werden, die Gleichberechtigung im Kommen, zumal die Solokarriere von Spencer (“Mach schon Platz, ich bin der Landvogt.“) deutlich anzieht:
Kalifornien, 19. Jahrhundert. Bambino [ Bud Spencer ], ein robuster und streitsüchtiger Bandit, kehrt nacheinander, aber unabhängig voneinander mit seinem Bruder Trinità [ Terence Hill ] bei seinen Eltern [ Harry Carey Jr & Jessica Dublin ] ein, was ihm gar nicht so passt; wird er doch bald 'gezwungen', sich des seiner Meinung nach Nutzlosen anzunehmen und aus ihm einen richtigen Pferdedieb zu machen. Zusammen reiten sie in die nahe gelegene Stadt Tascosa, wo sie sich als Bundesagenten ausgeben, dabei aber von den Männern von James Parker [ Emilio Delle Piane ] belauscht werden, die sie prompt mit einer Bestechung 'kauft'. Den Grund für die Korruption erfahren sie auch bald, Parker ist ein Waffenschmuggler, der keine Zuschauer braucht, und eine Mission samt den dort wohnenden Mönchen als Zwischenlager nutzt, sowie die Ordensbrüder selber drangsaliert.
In manchen Ländern wie bspw. Frankreich – wo der Film auch anders als üblicherweise nicht der Spitzenreiter der Jahresbestenliste und bspw. auch hinter Leones Todesmelodie war; Cinephilie schlägt Entertainment – fehlte ursprünglich der Prolog, die Szene, die Spencer voranstellt, der bis auf den Sattel über den kräftigen Schultern die Wüste zu Fuß durchquert, sich aber dann nicht bloß eines, sondern gleich mehrerer Pferde bemächtigen; von vier gesuchten Strauchdieben, die in ihm keine Gefahr, da ihresgleichen sehen. Und damit auch gar nicht so falsch liegen, es werden folgend noch allerlei kriminelle Taten mit reichlich Energie zumindest geplant, teilweise Überfälle geplant, und theoretisch auch ausgeführt, oder zumindest angefangen, aber nicht beendet, da oft vom eigenen, scheinbar unbedarften Bruder (oder Halbbruder) 'hintergangen'.
Um die Chemie des ungleichen Duos geht es (“Möge der Herr mit Euch sein.“ - “Wir wollen keine Begleitung, wir gehen allein.“), das ist der entscheidende Faktor, die Heilessenz, wurde die Paarung hervorgerufen und hervorgehoben, eine fortwährende Partnerschaft wider Willen, daraus entnehmen alle folgenden Filme, zuweilen Variationen, später fast Kopien früherer Zeiten ihre Inspiration, ihre Symptome, ihre Sympathie beim Publikum, hier noch mit entsprechender Sprücheklopferei Marke Rainer Brandt und Co., in der Zweitsynchronisation (“So dürr und dreckig wie er ist, so dusselig ist er auch.“); der Vorgänger hat im Übrigen und im Nachhinein fast seltsamerweise keine abbekommen, trotz anderslautender Gerüchte. Ein verbales Einzelgängertum. Visuell bleibt natürlich alles beim Alten, die glühende Sonne zu Beginn, der Blick hinein, die Pfanne mit den Bohnen über dem kleinen selbst angefachten Feuer, eher kochend als bratend, eigentlich auch für ein Quartett gedacht, später sich Jeweils nur Einer (und dessen “Langnasenhirsch“) dran labend. Eine trockene Eröffnung, die originale Sprachfassung ist fast origineller, hier wird eher auf Klamauk gesetzt, auf Schlagfertigkeit, bei der Besetzung wurde zuvor Farley Granger als Extrazusatz, hier Harry Carey Jr. (“Die alte Stinkmumie“) aus dem Alten Hollywood, dem Umfeld von John Wayne (welcher zur damaligen Zeit auch noch aktiv, nicht mehr wirklich agil war) geholt. Dass hier ein Aufbruch bevorsteht, kein Ausbruch möchte man bei dem recht melodischen, aber auch Sehnsucht, Heimweh, Fernweh anklingen lassenden Titellied, einer Art zeitgenössischen Popballade gar nicht vermuten; das klingt später auch nicht mehr an, es ist nur eine kurze Erscheinung.
Hill sitzt hier mehr der Schalk im Nacken, er wirkt (gesprochen von Thomas Danneberg statt zuvor Hartmut Reck) souveräner, selbstbewusster, trotz zuweilen gleicher Texte, wird mehr auf Schadenfreude gegangen, manchmal auch gestottert, oder die Tiere reden, manchmal wird auch der Sinn entstellt. “Soll ich Dich erst aus der Hose treten, Du fauler Hund?“, die Familie wird vorgestellt, die Eltern lieben und freuen sich, das gilt auch umgekehrt. Dass es nur zu einem Gastspiel der Erzeuger reicht, gereicht dem Film ebenso wie die späteren anderen Modifikationen des Buddy Pictures übrigens zur Ehre, man strapaziert noch nicht über, man ist vielmehr und viel in Bewegung, man macht seine eignen Wege. Es wird ordentlich geflucht und gefuttert, immer in Konkurrenz zueinander, das Gleiche bei den Tischmanieren. Dafür lässt man die “Metallspucker“ hier meist stecken, manche sind sowieso leer, manche werden nur in die Luft gefeuert, oder mal der Hut vom Kopf geschossen. Eine fortschreitende Entwicklung, eine Gewaltlosigkeit, abgesehen von den Prügeleien, derer soviel bis auf das dicke Ende aber gar nicht so sind. Es wird sich vielmehr um eine gewisse Geschichte gekümmert, langsam am Gedeihlichen und ebenso stetig im Gefährlichen; optisch von der Hitze ausgebleicht, “ein Tag zum Sonne putzen“, erst viel sandfarben, später auch einiges an Brauntönen. Von der Wüste in die Stadt, auf eine Ranch, die die nächste Herberge, erst in Tascosa, dann nach San Jose, ein warmer Lufthauch erst, dann das große Beben.
Kartenspielertricks werden geboten, viele Blicke, viel Situationskomik, vor allem nach den Beobachtungen, “Heben wir auch mal ab nach dem Brimborium?“ Charaktergesichter teilen sich die Bühne, dazu eine ausufernde Laufzeit, die aber kaum Längen aufkommen lässt, bald geht's um ganz viel schmutziges Geld, um viele Halunken, um eine Mission als Ablenkung und Unterschlupf. Ein anekdotischer Aufbau, der Unterschied zwischen den Erwartungen der Anderen und dem anderen Benehmen, Regisseur Barboni hat dabei alles in der Perspektive, viel Geld geschieht direkt im Bilde, nur im Finale wird die Kamera agiler, er weiß um leise Eindruck schinden, “die direkte Annäherung ist immer noch die Beste.“ ist hier nicht unbedingt das Motto, die erste Szene mit den späteren Konkurrenten im gemeinsamen Bilde ist erst etwa kurz vor der Halbzeit, alles Weitere dient der Vorstellung der Figuren und der Unterhaltung, darunter auch ein romantischer Subplot. Wenn die 'Handlung' mit u.a. den “Revolverschleichern“ dann endlich losgeht, ist sie eigentlich nur ein Beispiel für die auferlegte Zusammenarbeit der beiden Brüder, die sonst für sich arbeiten und nun ihre Stärke vereinen, eine proklamierte Mentorenschaft, eine Kooperation, eine Koalition, eine Kostprobe der vielfältigen Nichtigkeit und gleichzeitig Widrigkeiten und Wichtigkeit, später vor allem noch in Das Krokodil und sein Nilpferd zur Kunst erhoben und in Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle mit mehr Herzblut versehen; von der Prämisse her mit dem korrumpierenden Landbaron und seinem Stehen über dem Gesetz und der Ausbeutung der Armen und Schwachen aber allesamt die gleiche Richtung; Nonchalance und Lässigkeit in Reinkultur.