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„Schrei – denn ich werde dich töten“ oder: Was passiert, wenn wir Deutsche US-Horrorfilmen nacheifern und dreister klauen als die Polizei erlaubt.
Das Trauerspiel beginnt mit einer Abiturientin, die im Taxi ihres Vaters nachts herumschippert. Sie erblickt einen Mann, der eine Autopanne hat, fährt aber vor. Doch dieser ruft die auf dem Taxi angerufene Nummer an, sie plauschen übers Telefon und sie fährt zu ihm zurück. Ende der Exposition, die so wahllos aus „Scream“ und „Düstere Legenden“ zusammengeklaut ist, dass sie stellenweise in Wort und Bild gar nicht von den Vorbildern zu differenzieren ist.
Der Rest der Abiturienten feiert derweil in der Schule und bechert sich dabei einen. Ruckzuck entspannt sich das übliche Beziehungsgefuselm, dass erstaunlich platt ist (wenn auch nicht ganz so schlimm wie in 80er Jahre Filmen vom Kaliber eines „Freitag, der 13te“). Doch wirklich interessant ist das Gesabbele darüber, wer wen falsch behandelt hat und ob die Klassenkameradin gerade im Taxi poppt, nicht wirklich.

Noch während die Nachricht vom entlaufenen Scherenmörder die Umgebung schockt, bereiten Nina (Katharina Wackernagel) und ihre Crew den Abisturm vor. Man erzählt sich Gruselgeschichten über den entlaufenen Triebtäter, aber bald darauf geht tatsächlich ein Killer im Harlekin-Kostüm umher und dezimiert die Schar der Abiturienten…
Ein Slasher muss nicht zwingend originell sein, um zu unterhalten. Aber dermaßen ideenlos und geklaut ist doch zu wenig. Der Schauplatz der Schule wurde schon zigmal verwurstet, eine Schere als Mordwaffe und ein Harlekinskostüm sind zwar kleineVariationen, aber ändern auch nichts an der Formelhaftigkeit. Zudem werden oft Szenen aus berühmten Vorbildern kopiert: Den Auftakt hatte ich bereits erwähnt, der eigentliche Titel ist klar an „Scream“ angelehnt (auch wenn das Teil andauernd einen neuen bekommt), die ausgestopften Tiere im Bioraum werden fast genauso abgefilmt wie die präparierten Vögel in „Psycho“ usw.
Schauspielerisch haben sich die Slasher der 80er ja qualitativ gegenseitig unterboten und im Vergleich zum Großteil an Produktionen dieser Ära ist „Schrei – denn ich werde dich töten“ besser, aber die Darsteller sind trotzdem bloß unteres TV-Niveau. Auch die Idee ausgerechnet die etwas pummelige Katharina Wackernagel als Heldin zu präsentieren und die fesche Skaterin dagegen enttäuschend früh zu meucheln, stößt etwas sauer auf.

Die Geschichte ist nach dem üblichen Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip aufgebaut, aber man kann schon schnell absehen, wer überlebt und wer den Löffel abgibt. Man streut falsche Fährten, wobei die offensichtlichste Lösung natürlich falsch ist, aber immerhin ganz nett mit der richtigen zusammenspielt. Leider ist die Begründung, warum hier hormonell getriebenes Jungvolk dran glauben muss, dann ziemlich flach und wenig glaubwürdig – selbst für einen Standardslasher.
Doch komplett misslungen ist dieses TV-Filmchen dann doch nicht. In einigen Mordszenen funktioniert der Spannungsaufbau dann doch und das teilweise überraschend gut. Das Hervorgucken des Killers hinter irgendwelchen Ecken wirkt zwar lächerlich (es fehlt zur unfreiwilligen Komik eigentlich nur noch, dass er laut „Kuckuck“ brüllt), aber bei der Inszenierung der Kills kommt teilweise dann doch Nervenkitzel auf, wenn wie üblich die Tür nicht aufgehen will oder die Heldin hilflos den Tod einer Freundin beobachten muss.

Ein etwas anderes Killerkostüm und einige spannend inszenierte Mordszenen retten „Schrei – denn ich werde dich töten“ zwar vorm Totalausfall, aber ein schlechter, innovationsloser und wenig aufregender Streifen ist er dennoch.

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