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Als "Scream" 1997 in die Lichtspielhäuser kam und weltweit seinen Siegeszug antrat, löste dies einen Boom an Teenhorrorfilmen aus, bei dem nicht nur die USA ein Wörtchen mitreden wollte. So schickte sich auch Deutschland an, gefährliche Psychopathen auf junge Menschen loszulassen und konnte dabei vor allem durch "Anatomie" und "Flashback-Mörderische Ferien" für Aufmerksamkeit sorgen. War der erste Film noch ein respektabler Schocker, der jedoch ohnehin mehr auf Thriller- denn auf Horrorpfaden wandelte und sich vielmehr Streifen álá "Nightwatch-Nachtwache" oder "Coma" zum Vorbild nahm, erwiesen sich die "mörderischen Ferien" als hanebüchener Trash, bei dem statt einer Franka Potente, eine Handvoll Soap-Sternchen um ihr Leben kreischen durften. Mittlerweile fast etwas untergegangen ist die RTL-Produktion "Schrei- Denn ich werde dich töten", die später für die DVD-Auswertung noch den Titelzusatz "School´s Out" erhielt.

Die Geschichte beginnt in der Nacht des Abiballs, zu dem auch die junge Jessica (Sandra Leonhard) mit dem Taxi ihres Vaters unterwegs ist. Auf dem Weg zur Schule, kommt sie an einem liegen gebliebenen Wagen vorbei, dessen Fahrer schon kurze Zeit später übers Telefon Kontakt zu ihr aufnimmt. Das offenbar sehr naive Mädchen beginnt sogar mit ihm zu flirten. Nicht ahnend, wen sie da eigentlich an der Strippe hat! Derweil sind Nina (Katharina Wackernagel), ihr Noch-Freund Tom (Nils Nelleßen), ihre beste Freundin Anne (Marlene Meyer-Dunker), Pausenclown Philipp (Niels Bruno Schmidt) und Toms Schwester Eva (Rita Lengyel) dabei, den Abistreich vorzubereiten. Als sie erfahren, dass ein mehrfacher Serienmörder aus einer nahegelegenen Anstalt ausgebrochen und wahrscheinlich direkt auf dem Weg zu ihnen ist, machen sie darüber zuerst noch Witze. Doch das Lachen vergeht ihnen im Nu, als ein als Harlekin verkleideter Irrer mit Schere die Jagd auf sie eröffnet...

Das Einmaleins des Slasherleins- so uncharmant könnte man diese TV-Produktion durchaus bezeichnen. Denn wirklich originell ist hier kaum etwas. Das ist auch nicht das Problem, kann man diese Eigenschaft doch nur den wenigsten Vertretern dieses Subgenres zuordnen. Schwerer wiegt schon der Umstand, dass hier keine eigene Handschrift entwickelt und sich im Endeffekt lediglich aus dem Fundus unzähliger Ami-Schocker bedient wird. Etwas übel stoßen auch die Verweise auf den großen Bruder "Scream" auf, was speziell die Eingangssequenz und das Finale anbelangt- abgesehen davon, dass mehrere Male Alfred Hitchcocks "Psycho" erwähnt wird.

Nein, subtil und intelligent ist das alles nicht. Dafür ist das Drehbuch des erfolgreichen Autors Kai Meyer zu schwach und unlogisch. Zwar erkennt man gerade gegen Ende das Bemühen, den Zuschauer an der Nase herumzuführen. Doch geht das alles Hand in Hand mit einer unglaublich abstrusen Auflösung, für welche die Bezeichnung "konstruiert" noch untertrieben wäre.
Robert Sigl kann diese Schwächen durch seine Inszenierung nicht ausräumen, aber immerhin auf anderer Ebene punkten. So gelingen ihm, in Verbindung mit einigen überraschend einfallsreichen Kameraeinstellungen, atmosphärische Momente und ein ordentlicher Spannungsbogen. Die ein oder andere Hetzjagd oder Attacke des Killers (schönes Kostüm, übrigens!) ist sogar recht adrenalinhaltig ausgefallen (der Mord an Anne).

In Sachen Schauspielführung hätte Sigl die Zügel jedoch straffer ziehen müssen. So bekleckern sich Marlene Meyer-Dunker oder Nils Nelleßen nicht gerade mit Ruhm und Urs Remond ist als Lehrer so dermaßen hölzern, dass man sich fragt, ob er eigentlich nur die Gage abstauben will. Das größte Ärgernis markiert jedoch Sandra Leonhard, die von Minute 1 an chargiert, als würde es kein Morgen mehr geben und leider insgesamt eine mehr als lächerliche Darbietung zeigt. Dabei kann sie es weitaus besser (wie sie 2002 in der amüsanten Pro7-Komödie "Die Nacht, in der ganz ehrlich überhaupt niemand Sex hatte" bewiesen hat). Raphael Vogt ("GZSZ") wiederum fällt wenigstens nicht unangenehm auf, hat aber auch nicht viel zu tun. Außer, dass er kurzzeitig in den Kreis der Verdächtigen geraten darf. Enie van de Meiklokjes hätte man dagegen gern in einer größeren Rolle gesehen. Lässt sie doch in ihren wenigen Szenen einen natürlichen Charme spielen, von dem sich der Löwenanteil der Besetzung eine gehörige Scheibe abschneiden könnte. Katharina Wackernagel merkt man ihre Grenzen an, im Endeffekt gibt sie aber eine passable Heldin ab. Zumal sie auch nicht unbedingt dem gängigen Typus des final girl entspricht. Am Besten bleibt jedoch Niels Bruno Schmidt in Erinnerung, der seine Rolle dermaßen souverän und sympathisch rüberbringt, dass man seinem Charakter zurecht ein Überleben gönnt.

Fazit: "Schrei- Denn ich werde dich töten" ist mit Sicherheit kein deutsches Genrehighlight geworden, stellt für Slasher-Freunde aber immerhin annehmbare Kost für Zwischendurch da. Was ja schon mal weit mehr ist, als man von Michael Karens "Flashback" sagen kann. Für eine TV-Produktion verhältnismäßig solide und noch dazu überraschend gewalttätig in Szene gesetzt, sind mal wieder beim Drehbuch die größten Mängel auszumachen. Recht gekonnt dagegen die Score- und Songauswahl (letztere zwar aus den Charts, aber gut gewählt). Packende Einzelmomente können über die flache Charakterzeichnung, schwächelnde Dialoge und ein plattes Finale einigermaßen hinwegsehen lassen. Darum: klischeebeladen, aber durchaus effektiv und geradlinig!
5/10 Punkten

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