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Wes Craven trat mit "Scream" eine wahre Slasherlawine los, auch für Deutschland wurde dieses Genre plötzlich interessant. RTL gab damals zwei Produktionen in Auftrag, beide nach der Novelle von Kai Meyer, der auch das Drehbuch schrieb. Regisseur Robert Sigl war schon für den atmosphärischen Horrorschocker "Laurin" verantwortlich und seine spannende Inszenierung verschafft "Schrei, denn ich werde dich töten !" einige Pluspunkte. Auf jeden darf man positiv überrascht sein, wie gut diese TV-Produktion funktioniert. Knappe zwei Jahre später folgte die Fortsetzung "Insel der Angst". Und auch im Genre allgemein legten die Deutschen mit "Flashback" und "Swimming Pool" nach.

Das Abitur haben sie in der Tasche, nun darf auch ordentlich gefeiert werden. Nina (Katharina Wackernagel), ihre beste Freundin Anne (Marlene Meyer-Dunker), Tom (Nils Nellessen), Philip (Niels-Bruno Schmidt) und Schwester Eva (Rita Lengyel) wollen während der ABI-Party einige Streiche für die Lehrer vorbereiten. Zuerst wundern sich alle, warum Jessica (Sandra Leonhard) nicht auftaucht, doch die Clique beginnt trotzdem mit den Vorbereitungen. Doch sie sind im Schulgebäude nicht allein. Ein Harlekin bewaffnet mit einer Schere macht plötzlich Jagd auf die Gruppe. Handelt es sich dabei etwa um den entflohenen Massenmörder, der vor elf Jahren grausam vier Frauen ermordete ? Für Nina beginnt eine Nacht des Schreckens.

Man hat sich hier kräftig bei einigen US-Vorbildern bedient, man nehme nur mal das Telefonat zu Beginn, was an "Scream" erinnert. Und auch sonst dürften dem Genrekenner einige Szenen bekannt vorkommen. Das altbekannte Problem tritt auch hier auf, die Einleitung ist ein wenig zu lang geraten und die Charaktere sind vom Reißbrett. Eine Lovestory darf auch hier nicht fehlen, so muss sich Hauptfigur Nina wieder mit ihrem Macker versöhnen, bevor endlich der Harlekin auftaucht. Gedreht wurde in einem Schloss bei Köln, welches zu einer Schule umfunktioniert wurde. Dies ist nur teilweise gelungen, denn man fühlt sich eher wie in einem Lager für alte Requisiten. So hängen überall Karten herum, alles wirkt viel zu altmodisch für eine Schule. Dennoch ist die Kulisse genau richtig für diese Hetzjagd. Aus dem Gebäude gibt es nur wenig Möglichkeiten zu entkommen, der Killer hat viele Winkel um sich zu verstecken und auch das Luftschachtsystem lässt ein unbemerktes Vorankommen zu. Die Clique hat sich den Generalschlüssel gemobst und man schließt sich ein, damit niemand etwas merkt. Nebenbei ist auch noch ein Psychopat aus der Klapse ausgebrochen, der sogenannte Scherenmörder. Im Schulgebäude ermordete er damals vier Frauen und es spricht alles dafür, dass er nun weitermacht.

Das Harlekinkostüm mit roter Maske sieht recht gruselig aus, als Mordwaffe muss eine große Schere herhalten. Die wenigen Morde hat Sigl sehr atmosphärisch und plötzlich in Szene gesetzt. Nicht nur einmal zuckt der Zuschauer zusammen, oder bekommt eine Gänsehaut. Auf blutige FX müssen wir allerdings größtenteils verzichten. Der Einstich selbst ist eigentlich nie zu sehen, sondern nur das Resultat. Trotzdem wird mit dem roten Lebenssaft nicht unbedingt gegeizt. Auch kann Sigl seinen Film durchweg düster halten und vor allem gefallen die vielen Wendungen. "Schrei, denn ich werde dich töten !" schlägt soviele Haken, dass es dem Zuschauer sehr schwer fällt den Täter zu erraten. Jeder ist hier verdächtig, die finale Auflösung darf dann auch überraschen. Wie immer, ist das Motiv nicht unbedingt lückenlos, aber trotzdem kann diese TV-Produktion vielen US-Slashern locker das Wasser reichen. Allerdings gibt es auch einen dicken Minuspunkt, welcher sich auf die Darsteller bezieht. Katharina Wackernagel (Der Bader Meinhof Komplex, Vulkan) kommt hier noch am besten weg, aber gerade Urs Remond (Abendland, Otto - Der neue Film) und Enie van de Meiklokjes agieren ziemlich unterirdisch.

Freunde des Genres werden mit dieser TV-Produktion bestens bedient. Nur bei den Darstellern muss man wirklich Abstriche machen, doch ansonsten kann sich Sigls Slasher wahrlich sehen lassen. Spannend, atmosphärisch, wendungsreich und ein wenig blutig.

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