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Infinisynth ist die Unterhaltung der Zukunft. Vorbei werden die Tage der flimmernden Television sein, vergessen all die Jahre des schrammelig-analogen Videotapes. Infinisynth ist eine Art Virtuelle Realität, an der man sich via einer neunpoligen Steckverbindung direkt in den Nacken stecken kann. Einmal verbunden, kann man sein gesamtes Leben erträumen. Durch Infinisynth werden die Träume real und fassbar. Aufstehen und durch die wahre Realität vegetieren, brauch man nur um zu essen und es wieder auszuscheiden. Infinisynth ist der Stoff, den man brauchen wird, im Jahre 2037. Zumindest laut Steve Barnetts "Mindwarp".

"Mindwarp" entspring direkt aus der Filmschmiede des Horrorfanzines Fangoria, dessen eigene Filmproduktion nur wenige Jahre überlebte. Regisseur Steve Barnett, der uns zuvor mit eher unsäglich schlechten Filmen wie "Emanuelle V" vergraulte, macht hier sogar hin und wieder etwas richtig. Die Story von Judy, die in der synthetischen, von Infinisynth beherrschten Welt aufgewachsen ist, und nun gegen die Maschinen, die uns die wahre Realität außerhalb der Virtual-Reality-Betten vorenthalten, rebelliert, ist technisch größtenteils ordentlich fabriziert. In Anbetracht des eher geringen Budgets schuf er ein paar durchaus glaubhafte Settings und Dekors in einer postapokalyptischen Atmosphäre.

Wie bereits erwähnt heißt unsere Heldin Judy. Und als diese durch ihre erzwungenen Träume watet, und sich gegen den Systemoperator stellt, und verlangt, die Außenwelt zu besichtigen, kommt es zu einem tödlichen Unfall für Judys Mutter. Daraufhin wird Judys Wunsch, endlich unter freien Himmel zu kommen, stattgegeben. Jedoch muss sie schmerzlich feststellen, dass dies tatsächlich eine Bestrafung ist, und nicht das von ihr "erträumte" Paradies. Eine kalte Wüstenwelt, in der eine Mutantenrasse namens Kriecher unterirdisch Jagd auf die restlichen Überlebenden machen, um sie daraufhin innerhalb einer religiösen Zeremonie ihrem Seher und Kultleiter zu opfern und aufzufressen. Judy bekommt Unterstützung von dem Einzelgänger Stover, jedoch findet sie sich bald in der Gefangenschaft jenes Sehers...

Kleine Sensationen sind die Akteure die sich in den Endzeithorror verirrt haben: B-Star und Kinn-Legende Bruce Campbell spielt den Überlebenskünstler Stover. Eine eher düstere und nachdenkliche Rolle, also die Art von Figur, die man Campbell eher selten in Horrorfilmen zukommen lässt. Gegenspieler als Seher ist Angus Scrimm, der seinen Karrierehöhepunkt in Don Coscarellis "Das Böse" als übermächtiger "Tall Man" hatte. Die restlichen Akteure geben sich redlich Mühe, das Geschehen ernst und bitter zu gestalten, und nicht durch pures Overacting in Trash-Manierismen zu verfallen.

Mark Governors wundervoller Score ist wohl das hochwertigste an "Mindwarp". Denn bis auf die herrlich sehnsüchtige Titelmelodie, ist der Film als zwiespältig zu beschreiben. Einerseits ist er eine überraschend clevere Reflektion auf alle Endzeit-Klischees und hat zum Ende hin auch noch ein paar wirklich sarkastische Plot-Twists inne, jedoch fehlt es dem Film besonders gegen Mitte schlichtweg an Tempo um diesen actionbetonten Part wirklich genauso ansprechend zu gestalten, wie die restlichen, ruhigeren Szenen. Da wo Barnett ruhig etwas mehr Drive in die Szenen hätte bringen können, haben wir es dafür mit Splatter- und Goreeffekten zu tun. Diese sind mit Freude fürs Detail und sehr ekelig ausgearbeitet worden.

"Mindwarp" ist ein unglaublich starker Low Budget-Horrorfilm, wenn er in seinen nachdenklichen, fast philosophischen Szenen über Isolation, Traum und Realität berichtet. Die Quintessenz daraus ist so traurig, wie in unsere Realität übertragbar. Ist die Außenwelt so schrecklich, dann schottet sich die Menschheit ab, und genießt lieber jene künstliche Realität, um sich von den Fakten und den Wahrheiten abzuwenden und zu vergessen. Leider hätte es einen begabteren Regisseur als Steve Barnett gebraucht, um den ganzen Film homogen stark in Szene zu setzen.

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