Die Entstehungsgeschichte von "The Shining" dürfte hinreichend bekannt sein, trotzdem würge ich das nochmal hoch. Horrormeister Stephen King war jeher unzufrieden mit Stanley Kubricks Filmversion seines Bestsellers "Shining", führte hierzu die Gründe an, dass Kubrick 1.) nur mit Kopf und nicht mit Herzen gedreht und 2.) deutlich zuviel Platz für platten Horror gelassen hat. Über ein Jahrzehnt später kam man dann auf die Idee, das ganze "richtig" zu verfilmen, und zwar für's Fernsehen, damit man auch nicht quetschen, sondern das ganze Buch in knapp vier Stunden erzählen kann. Dazu noch eine Portion Mick Garris als Regisseur und ab dafür!
Miniserien nach King haben immer mit den selben Problemen zu kämpfen. Zwar bauen sie immer ordentlich Atmosphäre auf, sind aber bisweilen wegen ihrer enormen Länge sehr dialoglastig und bieten nicht gerade das, was man unter guten Special Effects versteht. So auch "The Shining" von 1997, einer weiteren kleinen Serie, die sogar für drei Emmys nominiert war und zwei einheimsen konnte. Um es vorweg zu sagen: Schlecht ist das Remake nicht. Man hätte es auf vielerlei Art total verhunzen können, aber es macht sich bemerkbar, dass King und Garris das Projekt wohl schon am Herzen lag, soll heißen, das man hier kein Fließbandprodukt vor sich hat.
Und trotzdem nimmt sich der Mehrteiler sehr viel Zeit und ist schlichtweg langatmig. So schön es auch ist, manche Dialoge aus dem Buch quasi mitlesen zu können, es verzaubert nicht gerade, wenn eine gefühlte halbe Stunde ein Gespräch geführt wird, was jeder erfahrene Regisseur oder Schneider, was auch immer, auf mindestens zwei Minuten hätte kürzen können, ohne irgendwas vom Sinn der Diskussion zu killen. Leider ist dem aber nicht so. Es wird sehr viel geredet, stellenweise zuviel, man verliert manchmal glatt das Interesse, und wenn in einer Szene immer noch das selbe Gespräch geführt wird, obgleich man schon auf Klo war und sich ein neues Bier geholt hat, dann stimmt einfach etwas nicht.
Entschädigung findet man in der Tatsache, dass schauspielerisch (fast) alles in die Wege geleitet wird, und das es sich eben um ein King-Produkt handelt. Steven Weber ist zwar kein Jack Nicholson, stellt den Wandel vom beinahe geheilten Alkoholiker zum psychopatischen Familienvater solide da. Rebecca De Mornay macht ihre Sache auch ganz gut und an den Nebendarstellern möchte ich auch nicht lange rummeckern (Pat Hingle gibt übrigens mal wieder eine liebenswerte Leistung ab). Nur Courtland Mead als neuer Sohnemann Danny ist ein Dorn im Auge. Darstellerisch zwar nicht übelster Schund, nervt er aber irgendwann mit seiner Stimme (er redet so langsam, das man fast schon das Schild vor seinem Kopf sehen kann) und hat auch einen arg merkwürdigen geformten Mund. Man kann den Bengel nicht ernst nehmen.
Wie schon gesagt, war Stephen Kings größter Kritikpunkt, dass Kubrick mit dem Kopf statt mit dem Herzen gefilmt hat, und das bei einem emotionalen Buch wie "Shining", bei dem die Alkoholsucht des Vaters durchaus ein Vorbild in seinem damaligen Autor hatte. Trotzdem wusste Kubrick, wie Filme aussehen sollten, wie man daraus Kunst macht. Bei Mick Garris hab ich immer das Gefühl, als ob er bereits mit dem ersten Take zufrieden ist, Hauptsache die Szene ist im Kasten. Auch schön Kings Empörung darüber, das Kubricks Werk platt sei. Auch wenn ich keine Plattheit erkennen konnte, alles ist besser als solche Gruseleffekte wie zum Beispiel eine zufallende Tür oder ein plötzlich angehende Lampe.
"The Shining" hat klare Höhepunkte, die Schockeffekte sind gar nicht mal übel, aber trotzdem kämpft das Neuwerk mit einiger Lächerlichkeit. Die Heckentiere greifen an, was zunächst noch ohne eine Bewegung gezeigt wird, plötzlich scheinen die Hecken einfach näher gekommen zu sein. Da dachte ich schon "Wow", weil man das besser aus dem Buch nicht hätte rüberbringen können, und dann doch... der Computer wurde zu Rate gezogen und macht aus den Skulpturen dürftig animierte, grüne Pixelhaufen. Auch schön ein Schlauch der Zähne hat. Trauriger Höhepunkt ist für mich aber noch Dannys unsichtbarer Freund Tony, der vor sich hin schwebt.
Hach, ich mag die Miniserie eigentlich ganz gerne und ob sie es glauben oder nicht, die 260 Minuten vergingen wie magisch. Steven Weber gefällt mir irgendwie, und es gibt genauso viele gute Schocker wie vergleichsweise billige. Es sind wieder eher die Kleinigkeiten, die die Sicht trüben. Dannys dauernde Wiederholung des Satzes "Sie können mir nichts tun, wie Bilder in einem Buch", auch der Dialog "Küssen Küssen - Das hab ich Müssen Müssen" zerren gewaltig an den Nerven. So richtig verzeihe ich Drehbuchator King auch das Ende nicht, welches wohl einmal durch den Weichspüler ging und nicht ohne abertausenden "Ich liebe dich" auskommt. Wenn ich die Wahl hätte, würde immer noch Kubricks Variante (haushoch) gewinnen.
Fazit
Durchaus unterhaltsam, desöfteren aber auch dermaßen langatmig, das schnell Desinteresse aufkeimt. Neben guten Darstellern wie Steven Weber haben wir auch Courtland Mead (argh!), gute Schocker lösen schlechte ab (Stichwort Heckentieren), spannende Momente werde von bedeutungsschwangeren Dialogen zerstört. "The Shining" ist irgendwie liebenswert, allerdings klingt das Attribut für einen Horrorfilm vergleichsweise traurig.
6/10