Review

Gesamtbesprechung

Spoilerwarnung!

THE SHINING dürfte zu den besten Romanen aus der frühen Schaffensphase von Stephen King zählen und Stanley Kubrik's Verfilmung muss man trotz der etwas verkopft-intellektuellen Herangehensweise als Meisterwerk des Horrorfilms bewerten.
King selbst war allerdings mit Kubrik's Version nie so recht zufrieden, da zuviel abgeändert oder weggelassen wurde. Es bot sich daher an, von der deutlich großzügiger bemessenen Spieldauer eines TV-Mehrteilers gebrauch zu machen um endlich eine zufriedenstellendere Adaption von THE SHINING zu haben.
Also verfasste King selbst das Drehbuch, übernahm die Produktion und holte erneut Mick Garris mit ins Boot, mit dem er bereits bei SLEEPWALKERS und dem überlangen THE STAND zusammenarbeitete.

Und ähnlich wie THE STAND würde man auch der Neufassung von THE SHINING einige straffende Kürzungen wünschen, denn bei 260 Minuten Laufzeit hätte wohl nichtmal ein Genie wie Kubrick eine durchgehende Spannungskurve hinbekommen.
Dabei ist die Geschichte allerdings nach wie vor nicht uninteressant: eine Kleinfamilie bestehend aus trockenem Alkohliker, mißtrauischer Mutter und hellsichtigem Sohnemann - eingeschlossen und allein in einem eingeschneiten Hotel in dem es obendrein nicht mit rechten Dingen zugeht; das hat schon seinen Reiz!
Nur hätte man vor allem im ersten Drittel doch ein wenig mehr draus machen müssen als ein paar laue Gruseleffekte wie sich von Geisterhand schließende Türen (wobei dieser olle Spuk im Pseudorealismus eines PARANORMAL ACTIVITY tatsächlich wieder funktionierte).
Daß der Film aber insgesamt gesehen trotz teilweise ermüdend zäher Dialoglastigkeit dann doch noch funktioniert liegt daran, daß die Sache ungefähr nach der Hälfte zusehends an Fahrt gewinnt. Zwar ist Steven Weber als Jack Torrance kein Jack Nicholson, aber wo Nicholson von Anfang an als Psychopath erkennbar war gelingt es Weber doch sehr gut, seinen Zwiespalt zwischen Liebe zur Familie und seinem destruktiven Jähzorn herauszuarbeiten. Irgendwie tut er einem leid, wie er immer mehr den Verstand verliert und schließlich in einem trockenen Rausch mit dem Cricketschläger auf seine Familie losgeht.
Ebenfalls ordentlich fällt auch die Leistung von Rebecca de Mornay aus, die als Mutter glücklicherweise nicht in die Hysterie von Shelley Duvall verfällt, dafür ist der kleine Danny ein weiteres nerviges Kleinkind, das einem den ganzen Film über auf die Nerven geht.

Die Spezialeffekte sind insbesondere dann wenn Computeranimationen verwendet wurden ebenfalls von eher zweifelhafter Qualität und sehen verdächtig nach grünem Pixelbrei aus wenn sich die Heckentiere aus dem Vorgarten des Hotels verselbständigen.
Am ärgerlichsten ist aber der arg verkitschte Schluß geraten, der unserem gestressten Hausmeister tatsächlich noch ein heroisches Selbstopfer gestattet und ihn zehn Jahre später bei Dannys Schulabschluß (natürlich mit Auszeichnung!) verklärt als Geist erscheinen läßt - da fehlen nur noch Ben Kenobi, Yoda und Anakin Skywalker sowie eine handvoll Ewoks!

Trotz dieser Änderungen der Vorlage (die wohl aus einer Anpassung an den vermeintlichen Zuschauergeschmack resultieren dürften) ist die Neuverfilmung allerdings tatsächlich die werktreuere Adaption des Romans und unter der Voraussetzung, daß man nicht gerade mit den Ansprüchen, die man an einen Kinofilm stellen würde an die Sache herangeht, durchaus ansehbar, denn gerade dann wenn THE SHINING aufgrund des begrenzten Settings zum teilweise intensiven Kammerspiel zwischen nervlich extrem angespannten Eheleuten wird offenbart er seine Stärken.

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