Polizeibericht Überfall (1928)

Ich weiß nicht so recht was ich von "Überfall" halten soll. Im Grunde ist Ernö Metzners einzigster Film ja gar nicht schlecht, eins ist er aber mit Sicherheit nicht: Ein Experimentalfilm. Dafür fehlen hier ganz einfach Sachen wie zum Beispiel schnelle Schnitte oder eine Portion Surrealismus, Sachen die Filme wie "Un chien andalou", "Eraserhead" oder "Tetsuo" auszeichneten.

"Überfall" hat einen Handlungsstrang und der verläuft linear. Es geht darum, dass jemand angefahren wird und dabei eine Münze verliert. Ein anderer Mann findet das Geld, macht sich auf den Weg zu einem Glücksspiel und so nimmt das Ganze seinen Lauf. Man kann der Handlung sehr leicht folgen, obwohl kein einziges Wort gesprochen wird. "Überfall" ist ein Stummfilm der ganz von seinen Bildern lebt. Bei den meisten Experimentalfilmen ist es nicht so leicht der Handlung zu folgen, sofern überhaupt eine vorhanden ist. Dieser angebliche Experimentalfilm ist anders.

Es ist nicht ganz einfach "Überfall" überhaupt einem Genre zuzuordnen. Hauptdarsteller Heinrich Gotho arbeitet sehr viel mit Gestik und Mimik, was aufgrund der Tatsache das "Überfall" ein Stummfilm ist einleuchtet, das macht er aber nicht wirklich gut oder besser gesagt nicht wirklich überzeugend, höchstens im Vergleich zu Jean-Claude Van Damme. Es kommt nicht nur einmal vor das der Mann etwas blöd in die Kamera starrt. Einmal beguckt er sich selbst in einer Teekanne und freut sich darüber wie ein kleines Kind und das hat mich zugegebenermaßen einbisschen zum Lachen gebracht. Eine richtige Komödie ist der Film deshalb aber nicht, auch wenn es durchaus die ein oder andere lustige Szene gibt.

Zum Schluss wendet sich nämlich das Blatt und "Überfall" wird sehr dramatisch. Die Glücksträhne des Mannes ist vorüber und er muss dafür bezahlen das er die anderen beim Glücksspiel übers Ohr gehauen hat. Außerdem nimmt "Überfall" am Ende leicht experimentelle Züge an. Das Ganze beschränkt sich jedoch auf etwa 3 Minuten und da "Überfall" etwas über 20 Minuten geht ist das nicht der Rede wert. Deshalb würde ich Ernö Metzners einzigsten Film auch nicht als Experimentalfilm bezeichnen.

"Überfall" kann man sich angucken, muss man aber nicht.