"Was ich euch biete ist keine Vergnügungsreise sondern ein harter Job."
In einem südamerikanischen Dorf, ist die US-Ölgesellschaft Southern Oil Company der einzig verbliebene größere Arbeitgeber. Als in einer Erdölquelle des Unternehmens ein verheerender Brand ausbricht, werden Fahrer zum Transport von Sprengstoff gesucht. Denn nur durch eine gezielte Explosion kann das Feuer der 500 Kilometer entfernten Quelle gelöscht werden.
Von den zahlreichen Bewerbern werden der junge Korse Mario (Yves Montand), der ältere Franzose Jo (Charles Vanel), der Deutsche Bimba (Peter van Eyck), und der italienischer Bauarbeiter Luigi (Folco Lulli) ausgewählt. Sie werden auf zwei LKW's mit der jeweils benötigten Menge an Nitroglyzerin aufgeteilt. In einem Sicherheitsabstand von 30 Minuten fahren sie los. Da das Nitroglyzerin extrem gefährlich und die Straße zum Ziel in schlechtem Zustand ist, sind die Fahrer dauerhaft in lebensgefahr.
"Lohn der Angst" gilt als Klassiker des anspruchsvollen Spannungskinos. Tatsächlich enthält der Film viele Elemente, die prägend für das Genre sind. Nach über 60 Jahren auf dem Buckel funktionert er allerdings nur noch bedingt.
In den ersten 20 Minuten verfolgt "Lohn der Angst" keinerlei Richtung. Zahlreiche Charaktere werden willkürlich vorgestellt, ihre Beziehung zueinander nur angerissen. Zunächst ist unklar, wer überhaupt eine tragende Rolle spielt und wer nur vorübergehend relevant ist. Dies führt zu überflüssigen Figuren und Handlungssträngen, die später gar keine Rolle mehr spielen.
Dann aber legt der Film an Tempo zu. Die Schnitte sind schneller, die Handlung kommt ins Rollen. Immer wieder werden die Figuren vor Hürden gestellt, die psychologischem Druck erzeugen. Die Spannung basiert durchgehend aus diesem Schema.
Allerdings funktionieren nicht alle dieser situationsbedingten Nervenkitzler. Wenn nicht die altmodische Inszenierung an der Glaubwürdigkeit wackelt, dann sind es die Handlungslücken oder die sehr konstruiert erzählte Handlung. Auch gegenüber seinen Figuren ist "Lohn der Angst" nicht sonderlich fair und lässt sie sehr plötzlich heraus fallen. Nur gegen Ende funktioniert die dargestellte zwischenmenschliche Tragik außerordentlich gut.
Der selten eingestreute Humor ist eher bitterer oder verzweifelter Natur. Ansonsten herrscht eine kalte Atmosphäre, was zu einer fehlenden Bezugsperson führt. Das Gefühl des mitfieberns gelingt "Lohn der Angst" deswegen nicht ganz so oft.
Beim ersten Sehen wirkt auch das Ende seltsam deplatziert. Der gewollt pessimistische Ausgang ergibt erst nach längerer Überlegung einen tieferen Sinn, wirkt zunächst aber eher seltsam.
Die Darsteller sind ordentlich, wobei nur Charles Vanel eine variable spielfreude an den Tag legt. Alle anderen haben entweder keine bedeutende Rolle, eingeschränkte Figuren oder den Mangel an Improvisation.
Erst spät stellt sich heraus, was der Film aussagen möchte. "Lohn der Angst" ist nämlich kein simples Abenteuerdrama, sondern eine Parabel über Angst und den Auswirkungen im Bezug auf Freundschaften und der Verantwortung gegenüber seinem Job. Ebenso kommen Themen über Ausbeutung und dem Wert eines Menschen hinzu.
Für damalige Verhältnisse ist der Film ausgesprochen gut ausgestattet. Auch durch das unkonventionelle Ende und die generelle raue Stimmung, setzte "Lohn der Angst" neue Maßstäbe und ist den typisch geschönten Hollywood-Abenteuern durch seine größere Realitätsnähe überlegen. Dennoch sucht man vergeblich nach einem Profil bei den Charakteren, was den Bezug zu ihnen sowie die Spannung erheblich drückt.
4 / 10