Review
von Der Ewige Lawrence
Es gibt vielleicht drei große Boxerfilme: Rocky 1, Wie ein Wilder Stier und Million Dollar Baby ( Mit Abstrichen vielleicht noch der Camp mit Jon Voight), das war es dann auch. Der Rest geht unter in der Filmgeschichte.
Sicher gibt es hier und da noch Ausreißer (z.B Girl Fight, welcher Michelle Rodriguez den Durchbruch brachte), aber zu wahrer Größe reicht es wirklich nur bei den dreien oben genannten und jeder weitere Film kann gegen diese drei höchstens abstinken.
Ist dem tatsächlich so?Natürlich nicht. Ausgerechnet aus Südkorea (in diesen tagen müsste man fast meinen wieder einmal!) kommt ein Film, der es in seinen besten Momenten zumindest mit diesen drei Boxerfilm-Giganten aufzunehmen versucht, dabei in keinster Weise kläglich scheitert.
Erzählt wird parallel die Geschichte zweier gescheiterter Existenzen, deren letzte Chance ein Boxtitel ist. Hört sich profan an, ist es prinzipiell auch. Aber nicht profaner als Rocky beispielsweise oder Wie ein Wilder Stier.Es ist eine typische Underdog-Geschichte, die hier erzählt wird, von der letzten Möglichkeit, sich zu behaupten, oder sich selbst überhaupt zu respektieren, nur dass es diesmal gleich zwei Geschichten auf einmal sind, die derart menschlich erzählt werden, dass einem beide Protagonisten im Laufe der zeit richtig ans Herz wachsen. Und das Unglaubliche ist, dass man am Ende des Films, als beide Männer sich schließlich im Ring gegenüber stehen, man nicht weiß, wem man die Daumen drücken soll, wem man es mehr gönnen soll.
Getragen wird der Film von seiner nahezu perfekten Inszenierung, perfekter Schnitt, super Musik, perfekte Kameraführung, gelungener Split-Screen und nicht zuletzt den perfekt aufgelegten Schauspielern:Von Choi Minh Sik ist man ja eigentlich nichts anderes mehr gewöhnt als eine überragende Leinwandpräsenz, er kann so ziemlich jede Rolle nahezu ideal mit Größe ausstatten, egal wie schäbig sein Charakter daher kommt, und glaubt mir, schäbig ist die Figur, die er spielt. Dennoch spielt er die Rolle mit einer solchen Menschlichkeit, dass man gar nicht anders kann, als ihn ins Herz zu schließen. Doch sein gegenüber - der Bruder des Regisseurs - steht ihm in nichts nach. Mit welcher Intensität er seine Rolle spielt, treibt einen fast zur Vermutung, als würde er um sein Leben spielen, um ja nicht in die Komödiantenecke eingepfercht zu werden (seine einzige nennenswerte Rolle bisher war die Hauptrolle in Arahan, auch unter der Regie seines Bruders).Grandios ist hierbei, dass beide Protagonisten im gesamten Film vielleicht gerade mal zwei Halbsätze miteinander wechseln.
Als am Ende dann schließlich einer der beiden als Sieger feststeht, vollzieht der Film einen völlig unglaublich menschlichen Sprung und macht beide zu Gewinnern. So ein Finale hat es seit Rocky 1 nicht mehr gegeben. So eine Atmosphäre hat es seitdem auch nicht mehr gegeben.
Dennoch, da der Film nun mal keinem großen internationalen Publikum zuteil wird, also nicht wirklich ein Klassiker ganz großen Kalibers werden wird, kann er keine volle Punktzahl ergattern: 9 Punkte.
P.S.: Man beachte die zweite Runde, welche als ein einziger Cut rüberkommt, mit einer irrsinnigen Kamerafahrt. Alleine hierfür würde der Film fast seine 10 Punkte bekommen. Schade, maybe irgendwann....