Tsui Hark hat mit „Time & Tide“ einen recht unterhaltsamen, aber etwas wirren HK-Actionfilm gedreht.
Tyler (Nicholas Tse) ist ein 21jähriger Barkeeper, der schöne Frauen liebt. Ein eben solches Exemplar kann er auch nach einen Trinkwettbewerb aufreißen, ehe dann am nächsten Morgen das verkaterte und böse Erwachen für beide kommt. Denn die holde Maid entpuppt sich als Polizistin und Lesbe, die wütend aus Tylers Wohnung flieht. Sie ist jedoch schwanger geworden, weshalb sich Tyler schuldig fühlt. Sie weist ihn jedoch zurück, selbst ca. neun Monate später, als sie hochschwanger ist. Der Anfang ist überraschend unkonventionell geraten und zudem auch etwas humorig.
Tyler will möglichst viel Geld verdienen, um ihr eine Abfindung zu bezahlen und heuert bei Onkel Ji (Anthony Wong) an, der eine illegale Bodyguardfirma führt. Bei der Geburtstagsparty lernt er Juan (Wu Bai) kennen, den ungeliebten Schwiegersohn des Gastgebers. Juan und Tyler können im Stillen sogar ein Attentat auf den Gastgeber verhindern, doch keiner erlangt Anerkennung dafür. Die Szenen im Hintergrund der Party bieten ganz nette Action, wenn auch das Ganze etwas wirr ist, wie an sich der gesamte Plot.
Doch Juan ist in Wirklichkeit ein bestens ausgebildeter Ex-Gangster, der sich jedoch mit seinen ehemaligen Partner überworfen hat, mit denen er bei ihrem letzten Auftrag eine große Geldmenge erbeutete. Als diese ihn jedoch erneut in ihre Organisation zwingen wollen, kommt es zu einem Privatkrieg um das Geld, in den auch Tyler mit hineingezogen wird...
Auch wenn „Time & Tide“ ein unterhaltsamer HK-Actioner ist, so besitzt das Drehbuch doch den ein oder anderen Schnitzer. Der Plot ist nämlich gar nicht mal kompliziert, aber die Struktur der Rückblenden usw. etwas wirr ungeordnet, auch wenn dies fast schon Tarantino-mäßig ist und zum Anflug von Humor in dem Film passt. Weiter zur Verwirrung trägt die Tatsache bei, dass die Spanisch-sprachigen Szenen auf der DVD nicht automatisch untertitelt werden und man die Untertitel immer selbst zuschalten muss (anfangs dachte ich, dass es gar keine Untertitelung der Szenen gäbe).
Ansonsten ist die Story recht flott und unterhaltsam geraten und bietet auch ein paar ganz gute Wendungen. Die Spannung ist zwar bestenfalls solide, aber große Längen hat der Film dennoch nicht. Vor allem in der zweiten Hälfte überzeugt „Time & Tide“, da sich der Film hier immer mehr zum geradlinigen Actionfeuerwerk wandelt.
Die Action bietet auch Shoot-Outs, Martial Arts und Stunts. Die Stunts sind recht gut, während die Martial Arts aufgrund von sehr offensichtlichem Wirework nicht so spektakulär aussehen. Die Shoot-Outs sind aber recht gut choreographiert, was vor allem für den Überfall auf die Geldboten und die tolle Wohnblock-Schießerei gilt. Schwäche in den Actionszenen sind allerdings die billigen PC-Effekte. Die „Matrix“-like getrickste Explosion beim Geldbotenüberfall sieht ziemlich gut aus, aber die anderen PC-Effekte (vor allem das brennende Wohnungsfenster) sind superbillig eingefügt.
Die Darsteller agieren allesamt auf ganz gutem Hongkong-Niveau. Zwar spielt keiner besonders dramatisch, aber das Drehbuch ist auch nicht wirklich tiefschürfend. Doch die Hauptdarsteller sind recht charismatisch und der Rest agiert routiniert.
„Time & Tide“ ist ein flotter, aber etwas wirrer HK-Actionfilm, der jedoch für 108 Minuten spaßige Unterhaltung gut ist.