Review

The Civil War

Auf Ken Burns wurde ich zum ersten Mal aufmerksam, als vor einigen Jahren auf arte die 2.Weltkriegs-Dokumentation The War ausgestrahlt wurde.
Hier hat jemand den Verlauf des Krieges aus US-amerikanischer Sicht nachgezeichnet, wie man es von Filmen aus Übersee eigentlich nicht gewohnt war:
ohne in Pathos und Schmalz zu versinken, ohne ZDF-typische nachgespielte Szenen, und ohne Belehrungen, wie man nun dieses oder jenes Ereignis interpretieren müsse.
Stattdessen: sachliche Beschreibungen des Kriegsverlaufs, untermalt mit stimmiger Musik, belegt mit Originalaufnahmen und vorgetragen von einem Erzähler mit angenehmer Stimme.

Auf der Suche nach weiteren Werken von Ken Burns bin ich auf seine elfstündige Doku-Serie The Civil War gestoßen. Obwohl die Auseinandersetzung mit US-amerikanischer Geschichte nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste steht, habe ich wegen der guten Erfahrungen mit The War zugegriffen und wurde abermals nicht enttäuscht.

The Civil War ist eine elfstündige Dokumentation über den Amerikanischen Bürgerkrieg ("Sezessionskrieg"), der von 1861 bis 1865 dauerte und zwischen den aus der Union der Vereinigten Staaten ausgetretenen Südstaaten – der Konföderation – und den in der Union verbliebenen Nordstaaten ausgefochten wurde.
Ursachen des Krieges, Kriegsverlauf, Schlachten, Ende und Folgen des Krieges werden anhand ausgewählter Einzelschicksale detailgenau nachgezeichnet. Da es 1865 natürlich noch keine Filmkamera gab, greift der Regisseur auf zeitgenössische Photographien, Zeitungen und Briefe von Beteiligten (Soldaten, Ehefrauen, Mütter usw.) zurück, die mit angenehmer, unaufdringlicher Stimme vorgetragen werden.
In typischer Burns-Manier wandert die Kamera oft minutenlang über Photographien, während Anekdoten erzählt und Schlachtenverläufe beschrieben werden. So hat der Zuschauer ausreichend Zeit, die Informationen zu verarbeiten und kann buchstäblich in eine andere Zeit eintauchen. Unterbrochen werden die Kamerafahrten manchmal durch Historiker, die die Ereignisse aus ihrer (subjektiven) Sicht kommentieren.
Nennenswert sind außerdem noch die Titelmelodie mit einem etwas melancholischen, getragenen Touch und die Vielzahl an Musikstücken aus der Zeit des Bürgerkriegs, die im Hintergrund oder im Abspann laufen und das Gesehene perfekt untermalen.

Für mich eine der informativsten Serien, bei der einfach alles stimmt. Ich habe schon viele geschichtliche Dokumentationen gesehen und ich kann mir schwer vorstellen, daß dieses Niveau noch überschritten werden kann. Der einzige Haken an der Sache: hat man die erste Folge einmal eingelegt, kommt man nur noch schwer davon los.
Man sollte also schon einige Abende einplanen, wenn man sich an dieses 11-stündige Mammutwerk macht.

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