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Mit "Blue Velvet" schuf David Lynch im Jahre 1986 einen Kultkrimi. Und wie das mit sogenannten Kultfilmen häufig so ist, kann man nicht genau sagen, woher dieser Status rührt.

An der etwas einfallslosen und behäbigen Story kann es jedenfalls nicht liegen. Da ist das wohlerzogene Muttersöhnchen Jeffrey (Kyle MacLachlan), der auf eigene Faust ermittelt, nachdem er auf einer Wiese ein abgeschnittenes Ohr gefunden hat. Zusammen mit der Polizistentochter Sandy (Laura Dern) kommt er der Sängerin Dorothy (Isabella Rossellini) und ihrem Peiniger Frank (Dennis Hopper) auf die Spur und gerät immer tiefer in einen Strudel von Gewalt, Sex und Perversion.

Das ist also kaum neues dabei, doch Lynch versteht es, alleine mit der durchdachten Optik von der etwas langweiligen Erzählweise abzulenken. Die Farben werden von Gegensätzen dominiert, die vorstädtische Scheinidylle wird immer wieder von den düsteren Abgründen der Nacht durchbrochen. Die Stimmung wechselt auffällig oft zwischen fröhlich und düster, wodurch eine noch größere Wirkung erzielt wird. An manchen Stellen blitzen bereits surreale Ansätze auf (die Wohnung Dorothys!), nehmen aber nie Überhand wie in "Lost Highway" oder "Mulholland Drive". Deshalb wirkt das alles "normaler" als in anderen Lynch-Filmen, auch ein Verdienst der linearen Erzählweise.

Richtig bekannt ist "Blue Velvet" heute dank einiger tabubrechender Passagen. Die sadomasochistischen Spielchen Hoppers mit Rossellini sind ultra-derb und für sensible Gemüter schwer verdaulich, vor allem weil Hopper hier wie von allen guten Geistern verlassen aufspielt und dermaßen überzeugend rüberkommt, dass man fast vergisst, ihn jemals in einer anderen Rolle gesehen zu haben. Eine Riesenleistung seinerseits, die ein wenig von der abgeschwächten und unpassenden deutschen Synchronisation geschmälert wird.

Bemerkenswert, dass Lynch ganz bewusst vermeintlich fröhliche Musik der 50er einsetzt, was ebenfalls verdeutlichen soll, dass hinter der glücklichen Fassade oft Abgründe lauern.

Es regieren also die Gegensätze in diesem Lynch-Krimi, der nebenbei bemerkt ungewöhnlich positiv endet und eigentlich kaum Fragen offen lässt. Vielleicht hätte genau das "Blue Velvet" gut getan, den was man am Ende davon mitnimmt, sind alle Einstellungen, in denen die Kamera auf Dennis Hopper gerichtet sind inkl. sämtlicher Kraftausdrücke sowie einige bemerkenswerte Farbgebungen. Der Rest ist eher zäh und gewöhnungsbedürftig, für den normalen Zuschauer von heute möglicherweise sogar langweilig.

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