Eine regnerische Nacht irgendwo in Südamerika: Als ein Fremder unvermittelt im abgelegenen Haus eines Ehepaares auftaucht, glaubt die Dame des Haues in dem Mann fortgeschrittenen Alters ihren Peiniger aus vergangenen Diktatur-Tagen zu erkennen. Es kommt zu einem improvisierten Prozess, in welchem der vermeintliche Folterarzt von einst seine Schuld eingestehen soll...
Roman Polanski gelangt mit "Der Tod und das Mädchen", so auch der Titel eines bekannten und im Film u.a. ein- und ausleitend verwendeten Schubert-Stückes, ein atmosphärisch hoch intensives und erstklassig gespieltes, düsteres wie schlichtes Kammerspiel, das ohne jede Effekthascherrei auskommt und den Zuschauer einzig durch die packende Auseinandersetzung seiner drei Hauptakteure auf der Suche nach Schuld und Wahrheit bei der Stange zu halten vermag. Ist der Beschuldigte wirklich der brutale Folterarzt oder sind augenscheinliche Gemeinsamkeiten in Musikgeschmack und Stimme bloss Zufall? Die gut 90 Filmminuten jedenfalls vergehen dank meisterlicher Regie Polanskis wie im Fluge und im Stil eines klassichen Climax offenbart "Der Tod und das Mädchen" erst in seinen letzten Zügen die volle Wahrheit - bevor er, wie bereits angedeutet, mit einem Schubert-Konzert sehr stimmungsvoll schließt. Sicherlich letztlich ein Ausklang, wie man es in seiner Konsequenz nicht unbedingt erwartet hätte, dennoch passt es wunderbar in das Erscheinungsbild des Werkes.
Doch ein solches Kammerspiel funktioniert freilich erst dann richtig, wenn seine Schauspieler von höchster Klasse sind. Dies ist hier eindeutig der Fall: "Alien"-Star Sigourney Weaver beeindruckt als resolutes Feldgericht, ebenso wie der angeklagte Ben Kingsley, der bis zur erlösenden Aufklärung im Morgengrauen undurchschaubar bleibt. Als zunehmend involvierter Ehemann überzeugt im Weiteren Stuart Wilson.
Action gibt es hier ebenso wie wechselnde Schauplätze praktisch keine. "Der Tod und das Mädchen" ist vielmehr ein hochspannendes, dialoglastiges Stück Psycho-Duell, das gerade durch seine räumliche und atmosphärische Einschichtigkeit seine einzigartige Faszination erlangt. Eine beeindruckende Leistung sowohl Polanskis als auch seines gerademal aus drei Akteuren bestehenden Casts!